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Tödliche Ewigkeit

Tödliche Ewigkeit

Titel: Tödliche Ewigkeit
Autoren: Denis Marquet
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nichts mehr.
    Raúl legte ihm die Hand auf die Schulter: »Wir müssen handeln.«
    Wortlos erhob sich Mulligan.
    Innerhalb kürzester Zeit entwickelten die beiden einen Plan. Als Erstes würden sie sich die Uniform eines Milizsoldaten organisieren, um ihre Chancen, unerkannt zu bleiben, zu erhöhen. Raúl sollte so viele Gefangene wie möglich befreien, sie mit den Waffen versorgen, die sie von den getöteten Wachen erbeutet hatten, und sich auf die Suche nach einem Munitionsdepot machen. Jeff würde versuchen, den Urheber dieser finsteren Machenschaften aufzuspüren: Professor Irkalla.
    Ann wollte mitkommen, doch bei dem Versuch aufzustehen, gaben ihre Beine nach, und sie sackte auf ihr Bett zurück.
    Raúl machte sich auf den Weg.
    »Sie bleiben hier«, sagte Jeff. »Ich werde Sie so schnell wie möglich holen kommen.«
    Ann war viel zu erschöpft, um zu protestieren.
    »Bitte«, hauchte sie, »bleiben Sie noch ein bisschen.«
    Jeff setzte sich auf die Bettkante und ergriff ihre Hand. Als wollte sie ihren Schmerz austreiben, begann Ann ihm mit schwacher Stimme von ihrem Martyrium und den Gesprächen mit Steve Buchanan zu berichten. Nach ein paar Minuten schien sie eingeschlafen. Jeff schlich leise hinaus.
    Die überlebenden Wachposten hatten Alarm geschlagen, und das Gebäude hallte von aufgeregten Rufen und gebrüllten Befehlen wider. Ohne ihren Kommandanten schien die Miliz Probleme zu haben, sich zu organisieren. In einer viel zu großen Uniform eilte Jeff, als habe er genaue Anweisungen erhalten, geschäftig durch die Gänge auf den Flügel zu, in dem die Verwaltung lag. Ohne Schwierigkeiten fand er Irkallas Büro im dritten Stock, doch der Raum war verwaist. In den Regalen an den Wänden befanden sich ausschließlich Werke mit philosophischen, metaphysischen und mythologischen Themen. Jeff wunderte sich, kein einziges wissenschaftliches Buch entdecken zu können. Immerhin war Irkalla ein angesehener Forscher. Doch er hielt sich nicht lange mit solchen Überlegungen auf. Es galt schließlich, diesen Kerl zu fassen zu kriegen. Und da durfte er keine Zeit verlieren. Er musste ihn finden, bevor der Mann zum Gegenschlag ausholte.
    Als er das Büro verließ, sah er sich unvermittelt einer Patrouille gegenüber. Der Anführer musterte ihn misstrauisch, die Waffe im Anschlag.
    »Ich suche den Professor«, rief Jeff geistesgegenwärtig. »Wir brauchen ihn im Hauptquartier.«
    Sein Gegenüber entspannte sich.
    »Er ist Richtung Untergeschoss gegangen.«
    Wortlos machte Jeff auf dem Absatz kehrt. Ein paar Meter weiter entdeckte er hinter einer Tür die Treppe und stieg hinab.
    Während die anderen Etagen ein lärmendes Durcheinander erfüllte, herrschte hier unten völlige Stille. Ohne Licht zu machen und möglichst leise tastete sich Jeff voran. Er kannte seinen Feind nicht, doch dieser war gewiss gefährlich. Nach einigen Minuten erblickte er einen Lichtschein am Ende eines Korridors. Er ging darauf zu. Das Licht wurde immer größer, und Jeff erkannte, dass es aus einer großen Halle drang. Diese war in den Fels gehauen und wurde von riesigen, auf mehrere Ebenen verteilten Fackeln erhellt. In seiner Mitte ragte ein merkwürdiges, mindestens fünf Meter hohes Monument in die Höhe: ein schwarzer Felsbrocken, vermutlich aus Granit und bestimmt mehrere Tonnen schwer. Jeff trat näher und musterte die in den Stein gemeißelten Inschriften. Zahlreiche Namen, bestimmt an die hundert … darunter auch die von Lucie Milton und Henry Buchanan! Über den Namen waren Zeichen einer Jeff unbekannten Schrift eingraviert.
    In diesem Moment ertönte eine tiefe Stimme, die von den hohen Mauern widerhallte:
    » Mein Freund ist zu Erde geworden. Werde nicht auch ich wie er mich niederlegen müssen und nicht wieder aufstehen in alle Ewigkeit?«
    Jeff fuhr mit gezücktem Revolver herum. Ihm gegenüber stand ein Mann mit dichtem weißem Haar. Tiefe Schatten lagen unter seinen Augen, als litte er an Schlaflosigkeit. Doch sein Gesicht war wundersamerweise faltenfrei … Er war mittelgroß und hielt sich auffallend gerade, ohne dass es ihm Anstrengung zu bereiten schien. Die ruhige Energie, die er ausstrahlte, wurde durch seine blassen, leuchtenden Augen noch unterstrichen, die einen förmlich zu durchbohren schienen.
    »Das ist sumerisch, Sergeant Mulligan.«
    »Sind Sie Professor Irkalla?«
    »Treten Sie zurück.«
    Überrascht von dem herrischen Ton machte Jeff unwillkürlich einen Schritt nach hinten.
    »Sie stehen vor einem Gedenkstein
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