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Tödliche Ernte

Tödliche Ernte

Titel: Tödliche Ernte
Autoren: Vicky Stiefel
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ich.
    Lauria fuhr fort, indem sie erklärte, dass Mary nach dem Tod der Schwester das gesamte beträchtliche Vermögen der Familie zugefallen war. Sie hatte die Stadt an ihrem sechzehnten Geburtstag verlassen und war erst zwei Jahre später wiederaufgetaucht, als sie an der Universität von Syracuse Theaterwissenschaften als Hauptfach belegte. Das zweite Studienjahr hatte sie sausen lassen und war dann wieder verschwunden. Sechs Jahre danach war sie wiederaufgetaucht, hatte das Grundstück in Lincoln gekauft und sich bei Magazine Media Resources anstellen lassen. Ein Großteil von Marys Leben, wie auch Mary selbst, blieb für immer im Dunkeln.
    »Wie geht es ihr im Gefängnis in Bridgewater?«
    »Sie will mit niemandem sprechen, weder mit uns noch mit sonst jemandem, Jarvis eingeschlossen. Er hat ihr nicht einmal ein »Buh« entlockt. Das Gleiche gilt für die Psychiater in Bridgewater. Und sie hat sich das Gesicht aufgekratzt.«
    »Soll ich’s mal versuchen und mit ihr reden?«
    »Nicht, Tally. Wir haben sieben weitere Frauen in Marys Haus des Grauens gefunden. Drei sind noch unbekannt, obwohl ich glaube, dass es uns gelingen wird, sie zu identifizieren. Manche von den Körperteilen in den Gefäßen werden wir aber wohl nie zuordnen können.«
    Mir war kalt. »Kann ich die Heizung aufdrehen?«
    »Machen Sie nur«, sagte Lauria.
    »Hören Sie, Kath«, sagte ich. »Ich bin nicht böse auf Sie. Können wir das abhaken?«
    »Vielleicht. Geben Sie mir noch eine Woche. Ich habe in der Task-Force mit diesem Monster zusammen gearbeitet. Ich hätte sie durchschauen müssen!«
    »Ich vielleicht nicht? Sie war seit drei Jahren beim mgap .«
    »Reden wir nicht mehr davon. Wann kehren Sie an die Arbeit zurück?«
    Ich verschränkte die Arme.
    »Ah, verstehe. Hab ich da eine wunde Stelle berührt?«
    Viele wunde Stellen. Morgens in den Spiegel zu sehen, war fast ein Ding der Unmöglichkeit. Wie hatte ich bei Mary nur so viele Hinweise übersehen können?
    »Die junge Frau, mit der Sie zusammengearbeitet haben, war nur eine der Persönlichkeiten dieses Monsters. Das wissen Sie.«
    »Ja, ich weiß. Und ich kehre auch an die Arbeit zurück. Aber … Mir ist kalt. Können wir nicht die blöde Heizung höher stellen?«
    Lauria drehte das Gebläse weiter auf.
    »Warum haben Sie darauf bestanden, mich abzuholen?«
    Wir fuhren eine Auffahrt hinauf und kamen auf die 128. »Erstens, weil ich wusste, dass Sie sonst selber fahren würden. Ihre Wunden mögen oberflächlich sein, aber Sie sind immer noch nicht wieder fit und sollten nicht fahren. Zweitens, weil jeder von Ihren Leuten, Veda und Kranak eingeschlossen, beim Abholen erkannt worden wäre.«
    »Und drittens?«
    »Es gibt kein drittens.«
    »Hat Jake Penny mitgenommen?«, fragte ich.
    »Ja. Wir treffen ihn dort.«
    In einem plötzlichen Anfall von Paranoia sah ich nach hinten.
    »Keine Paparazzi«, sagte Lauria. »Sie sind uns nicht gefolgt.«
    »Was ist mit den anderen?«, fragte ich.
    »Die wissen alle Bescheid.«
    Ich zog Emma Nash’ Perücke ab und begann, mich zurück in Tally zu verwandeln.
    Es war ein Tag Ende März, als wir über die Route 95 fuhren. Die Sonne blitzte an einem strahlend blauen Himmel. Doch es war noch immer winterlich kalt und wurde noch kälter, als wir durch New Hampshire und weiter nach Maine fuhren. Kurz nach Portland bogen wir auf die Route 1 ein.
    Ich hielt das kostbare Bündel auf dem Schoß und musste eingenickt sein, denn als ich aufwachte, sah ich das glitzernde Hafenbecken und die urigen Geschäfte von Camden.
    Lauria durchquerte die Stadt und bog dann Richtung Hafen ab, wo eine große Windjammer-Jacht zwischen kleineren Booten und Schiffen dümpelte.
    Der Parkplatz am Hafen war teilweise belegt, und noch weitere Wagen kamen dazu. Als ich die Tür öffnete, sah ich Kranak, Gert, Donna und Veda, die sich alle in dicke Pullover und Daunenjacken gehüllt hatten. Penny sprang auf mich zu, gefolgt von Jake. Und da kam auch Chief Flynn. Als wir ihn erreichten, umarmte er mich kurz und sagte dann: »Hier lang.«
    Er war derjenige, der die Windjammer-Jacht vorgeschlagen und dann auch organisiert hatte, die normalerweise erst später im Jahr zu ihrem Ankerplatz in Camden zurückkehrte.
    An die einhundert Menschen gingen mit traurigen Gesichtern über das Dock und auf das große Schiff. Als ich an Bord kam, entdeckte ich Dave Haywood. Er stand vor einer Mahagonieschatulle, die auf einem Ständer am Schiffsbug befestigt war. Ich hatte ihn gebeten, die
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