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Toedliche Blumen

Toedliche Blumen

Titel: Toedliche Blumen
Autoren: Wahlberg
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wieder mit dem Mädchen anfing, und dass sie mich wiedererkennen könne, und ich wusste nicht, was ich tun sollte. Richtig unheimlich wurde es allerdings erst, als wir in der Zeitung lasen, dass Doris nicht nur in Ohnmacht gefallen, sondern tot war, und man plötzlich von Mord sprach und so weiter … Und Pelle redete immer nur von diesem Mädchen, aber ich wusste ja nicht einmal, wer sie war.«
    Sie leckte ihre gesprungenen Lippen. Ihre Augenfarbe ging ins Grünlichbraune.
    »Und wie erfuhren Sie es?«
    »Wir dachten, dass wir vielleicht Rita hintenherum darauf ansprechen könnten, doch das brauchten wir gar nicht. Denn als Pelle dort war … er ging nämlich nach ein paar Tagen, als sich nicht mehr so viele Polizisten im Hof herumtrieben, in die Werkstatt, da sah er, dass Rita Viktorias Adresse auf einen Notizblock geschrieben hatte. Es fiel ihm auf, als er auf die Toilette ging. Der Block lag einfach so da. Per hatte bei Rita Kaffee getrunken. Vielleicht hatte sie ja geahnt, dass er etwas mit der Sache zu tun hatte, aber sie würde sich niemals dazu herablassen, es auszuplaudern. So ein Typ ist sie nicht. Also fuhren wir zu der Adresse, hielten unsere Augen offen und hatten eines Tages Glück. Rita kam mit Viktoria im Auto angefahren, setzte sie ab und fuhr dann wieder weg, sodass wir sie regelrecht serviert bekamen.«
    Clarys schiefes Lächeln offenbarte den miserablen Zustand ihrer Zähne. Zu viele Zigaretten und das eine oder andere überzählige Gläschen Rotwein.
    Doch Clary Roos war noch jung und wahrscheinlich lebenshungrig genug, um sich einer Entziehungskur zu unterziehen. Und dennoch fiel Louise zum wiederholten Mal auf, wie ermüdend doch Menschen, die Missbrauch betreiben, sein können.
    »Bitte sprechen Sie weiter. Sie nahmen also Viktoria mit. Wie ging das vor sich?«
    »Sie ließ sich leicht mitlocken, und außerdem hatte uns keiner gesehen, also dachten wir, das Problem gelöst zu haben …«
    Louise nickte unmerklich.
    »Aber gleichzeitig war es ziemlich unheimlich, weil wir nicht wussten, was wir mit ihr machen sollten«, fügte Clary Roos hinzu. »Und ebenso wenig, wo wir mit ihr hin sollten. Darauf hatten wir uns nämlich nicht vorbereitet. Immer nur darüber geredet, wie wir sie finden können. Pelle war letztendlich ziemlich sauer auf mich, weil er wohl dachte, dass ich das Problem lösen könnte, nur weil ich ein Mädchen bin. Schließlich fuhren wir auf gut Glück aufs Land raus. Er kannte dieses Haus, hatte es schon vorher ausgekundschaftet und wusste, dass es um diese Zeit leer stand und wo sich der Schlüssel befand. Er hing auf einem Haken in der Garage. So einfach wie nur was. Also mussten wir sie nur noch dort hinbringen. Aber es war gar nicht so leicht, weil sie total verängstigt war. Ich konnte das nicht mit ansehen, also hielt ich mich da raus. Letztlich musste Pelle alleine hinfahren und versuchen, sie zu füttern. Er ist nun wirklich kein strenger Typ, und ich glaube, dass er ziemlich fertig war, weil sie nicht essen wollte. Sie legte sich sozusagen hin, um zu sterben. Aber das wollten wir natürlich nicht. Also musste er sie mehr oder weniger zum Essen zwingen.«
    Louise schaute auf die Uhr.
    »Das reicht für heute«, erklärte sie und schaltete das Tonband ab.

DREIZEHNTES KAPITEL
Montag, 29. April
    L ouise Jasinski hatte das Autoradio eingeschaltet und wartete auf das angekündigte Interview mit ihrem Kollegen Lennie Ludvigson, das allerdings weder das Verschwinden Viktorias thematisieren noch sich mit den beiden wegen Mord beziehungsweise Beihilfe zum Mord an Doris Västlund Verdächtigen beschäftigen würde, denn zu diesem Zeitpunkt waren jene Geschehnisse bereits Schnee von gestern. Es lag ganze neun Tage zurück, dass Clary Roos und Per Olsson festgenommen worden waren.
    Die Sonne schien ins Auto und legte sich über den Staub auf dem Armaturenbrett. Louise hatte keine weite Strecke vor sich, sie war auf dem Weg zu Claesson. Als sie das letzte Mal vor knapp zwei Wochen bei ihm gewesen war, hatte sie sich in einer völlig anderen Verfassung befunden. Ihr wurde bewusst, mit welcher Sprunghaftigkeit sich das Leben verändern konnte. Von der inneren Ruhe und Stabilität, die sie jetzt verspürte, war sie meilenweit entfernt gewesen. Der Unterschied zwischen ihrer Deprimiertheit und ihrem jetzigen Wohlbefinden war geradezu frappierend, und sie genoss ihre gute Stimmung.
    Doch konnte sie nicht leugnen, dass noch einige wichtige Schritte vor ihr lagen. Zum Beispiel der
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