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Toedliche Blumen

Toedliche Blumen

Titel: Toedliche Blumen
Autoren: Wahlberg
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juristische Abschluss einer langen Ehe, was eher trocken klang, aber korrekt war, denn genau darum ging es zumindest in einer Hinsicht bei ihrer Scheidung. Außerdem der Hausverkauf und der nachfolgende Umzug. Alles andere als kleine Projekte, doch sie erschienen ihr längst nicht mehr so gewaltig und belastend, jetzt, wo sie begonnen hatte, sich damit auseinander zu setzen. Sie hatte sich neue Ziele gesteckt und wusste, was sie wollte.
    Janos hingegen war etwas verwirrt über ihre plötzliche Entschlossenheit. Er wollte sich mit ihr treffen und alles noch einmal durchsprechen, worin sie allerdings keinen großen Sinn sah. Vermutlich wollte er sein schlechtes Gewissen erleichtern, doch das musste er schon mit sich selbst ausmachen.
    Sie blinzelte und stellte das Radio lauter. Das kurze Interview mit Polizeiinspektor Lennie Ludvigson begann. Es wurde im Hinblick auf eine Weiterbildungsmaßnahme zum Thema taktisches Verhalten geführt, die für die Polizisten im Umkreis angeordnet worden war, wie die Stimme des Radioreporters in breitem Småländisch erklärte. Danach erläuterte Lennie Ludvigson das Ziel der Maßnahme. Wie er darlegte, gerieten Polizisten heutzutage immer öfter in bedrohliche Situationen, weshalb die Art ihres Agierens von großer Bedeutung für ihre persönliche Sicherheit und die ihrer Umgebung sei. Früher wurden beispielsweise bewaffnete Bankraube meistens in Großstädten verübt, doch heutzutage kamen sie genauso oft in kleineren Orten vor, weil die Täter davon ausgingen, dass es dort weniger Polizisten gab. Louise hörte aufmerksam zu und fragte sich gerade, ob der Journalist wohl das Schussdrama der vergangenen Woche erwähnen würde, als er auch schon darauf zu sprechen kam. Ludvigson betonte, dass gerade dieses unglückliche Schussdrama ein Beispiel dafür sei, welcher Gefährdung Polizisten heutzutage ausgesetzt waren. Doch er empfinde es nach wie vor als spannend, Täter zu stellen, ergänzte er seine Erläuterungen. Was im Übrigen seine Kollegen genauso sähen, wie er hinzufügte. Letztlich handle es sich sogar um eine sehr befriedigende Arbeit, als Polizist tätig zu sein. Doch man müsse eben zunehmend vorsichtiger sein.
    Claesson erwartete Louise draußen im Garten. Er saß auf einer Gartenbank im Windschatten an der Hauswand, die aussah, als benötigte sie einen neuen Anstrich, und las Zeitung. Eine Kinderkarre mit hochgeklapptem Verdeck und ein paar winzigen roten Kinderstiefeln, die auf einem Lammfell herausragten, stand unter einem Apfelbaum.
    Er hielt seinen Zeigefinger vor die Lippen.
    »Soll ich lieber flüstern?«, fragte sie.
    »Es reicht, wenn wir leise sprechen. Sie ist gerade eingeschlafen.«
    »Schläft sie denn hier draußen?«
    »Ja, warum nicht? Sie mochte auch im Kinderwagen schon gerne schlafen. Man muss sie nur je nach Wetterlage anziehen. Wir haben sie sogar im Winter nach draußen gestellt.«
    Louise warf ihm einen skeptischen Blick zu und dachte, dass Eltern doch zu allem bereit waren, wenn sie nur ihre Ruhe bekamen.
    Sie öffnete ihre Tasche und zog die schriftlichen Unterlagen mit dem einleitenden, recht kurzen Verhör von Viktoria heraus. Das Mädchen hatte sich rasch erholt, da es jung und insgesamt gesund war, fühlte sich aber natürlich immer noch erschöpft und musste regelmäßig Termine bei einer Psychologin wahrnehmen, die auch noch eine Weile fortgesetzt werden würden.
    Louise erhoffte sich von Claesson ein wenig Hilfe beim Sortieren ihrer Gedankengänge, erwartete sozusagen, dass er ihren Überlegungen etwas entgegensetzte. Das Mädchen hatte sich in der Zeit nach seiner Entführung extrem bedroht gefühlt. Glücklicherweise gehörten Verhöre mit Kindern zu Louises Spezialgebiet, doch sie fand es dennoch nicht gerade leicht. Hinzu kam, dass sie gerade erst mit den Gesprächen begonnen hatte. Das Mädchen war sich allerdings im Klaren darüber, dass Louise wiederkommen würde, und sie hatten inzwischen einen persönlichen Kontakt etabliert.
    »Haben die Täter eigentlich gestanden?«
    »Zum Teil«, antwortete sie.
    »Und stimmt ihre Version?«
    »Im Großen und Ganzen ja. Die Besitzerin der Möbelwerkstatt ist Per Olssons Schwester. Er nennt sich Pelle. Halbgeschwister, nicht gemeinsam aufgewachsen. Der Bruder war während seiner Kindheit einer gewissen Belastung ausgesetzt, soziale Schwierigkeiten, seine Mutter war allein erziehend und fühlte sich immer wieder zu gewalttätigen Männern hingezogen … Olsson drang jedenfalls in die Werkstatt
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