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Toedliche Blumen

Toedliche Blumen

Titel: Toedliche Blumen
Autoren: Wahlberg
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es gut dort. Vielleicht kann er später ja wieder bei mir wohnen. Wenn sich alles ein wenig eingerenkt hat«, fügte sie leise und mit niedergeschlagenem Blick und dennoch so großer Gewissheit hinzu, dass ihren Zuhörern kaum die Sehnsucht hinter ihren Worten entgangen sein konnte.
    Louise wusste nicht, wie schwer er behindert oder verhaltensgestört war, wollte jedoch nicht weiter nachfragen. Sie hatte nur gehört, dass seine Probleme vom Alkoholkonsum seiner Mutter während der Schwangerschaft herrührten.
    »Können Sie berichten, was am Freitag, dem fünften April, geschah?«
    Das Gesicht vor ihr verschloss sich. Gleichzeitig konnte Louise beobachten, wie die Müdigkeit sie schwächte. Die Nacht in der Zelle hatte ihren Widerstand ein wenig aufgeweicht.
    »Warum soll ich davon erzählen? Was macht es denn schon für einen Sinn, die Wahrheit zu sagen?«
    Als Louise nicht antwortete, kam ihr der Pflichtverteidiger zu Hilfe.
    »Mit der Wahrheit kommt man immer am weitesten«, erklärte er. »Wir haben uns ja schon darüber unterhalten.«
    »Wo, bitte schön, kommt man mit der Wahrheit am weitesten?«
    Ein Ablenkungsmanöver, das zu einer ermüdenden Wortklauberei führen konnte, wegen der sie kaum hier saßen. Wer von ihnen würde die geschickteste Antwort parat haben?
    »Wir wissen, dass Sie in die Misshandlung von Doris Västlund verwickelt sind«, sagte Louise schließlich. »Und Sie wissen, dass wir darüber informiert sind. Wir haben technische Beweise, Blutspuren an der Kleidung, die wir gefunden haben. Wir wissen auch, dass Sie an der Entführung von Viktoria beteiligt waren, doch wir möchten, dass Sie selbst darüber berichten. Es kann befreiend sein, die Wahrheit zu sagen, das erleben wir recht oft. Danach können wir uns gemeinsam weiter vorantasten.«
    Louise befeuchtete ihre Lippen.
    »Was geschah, bevor Sie zum Gebäude in der Friluftsgatan kamen?«, fragte sie dann und stützte ihre Unterarme auf den Tisch.
    Ein tiefes Seufzen erfüllte den Raum.
    »Muss ich es noch einmal sagen?«
    »Wir bitten Sie, es noch einmal zu berichten.«
    »Ich bin dort hingefahren worden.«
    »Von wem?«
    »Das ist doch egal.«
    »Ich möchte, dass Sie es uns sagen.«
    »Von Pelle.«
    »Per Olsson?«
    Clary Roos nickte.
    »Er parkte das Auto auf der Straße. Ich wollte nur kurz bei Doris reinschauen. Ich war wahnsinnig vor Wut.«
    Ihre Augen blitzten ein weiteres Mal. Der Verteidiger richtete sich in seinem Stuhl auf und faltete die Hände über dem Bauch.
    »Ich war gerade bei Papa gewesen. Pelle war mit. Wir hatten nicht ein einziges Öre mehr. Doris war da, bei meinem Vater also, da konnten wir ihn natürlich schlecht fragen. Doch dann machte sich Doris auf den Weg und fuhr mit ihrem Auto nach Hause.«
    »Und Sie blieben noch?«
    Sie nickte.
    »Würden Sie uns sagen, wie lange?«
    »Nur eine kurze Weile, weil ich so wütend und Per noch aufgebrachter war. Ich fragte Papa höflich, ob er uns einen Tausender leihen könne, woraufhin er sein Portemonnaie zückte und mir zeigte, dass es leer war. Da platzte mir der Kragen, und ich sagte ihm auf den Kopf zu, dass ich wusste, dass er das Geld vom Automaten abgehoben hatte.«
    »Woher wussten Sie das?«
    »Weil ich ihn dort beobachtet habe. Das hab ich ihm auch gesagt, und da war er platt. Es war zwar nicht am selben Tag, aber da er ja ein wenig vergesslich ist … die Wochentage verwechselt und, na ja …«
    »Ja?«
    »Daraufhin entschuldigte er sich bei mir und erklärte, dass Doris diesmal tatsächlich alles bekommen hatte und er ein anderes Mal, an einem anderen Tag, Geld für mich abheben würde. Doch er weigerte sich, sofort mit mir und Pelle loszufahren. Wir boten uns an, ihn direkt zum Geldautomaten zu bringen, da wir wirklich blank waren. Aber er sagte, er schaffe es nicht, und zwingen konnten wir ihn ja auch nicht. Da ahnte ich schon, dass Doris ihre Finger im Spiel hatte und er sich ihretwegen nicht traute. Vielleicht würde sie bei ihm anrufen und sich erkundigen oder später noch einmal auftauchen. Da unsere Lage aber so verzweifelt war, sind wir ausgerastet. Ich weiß nicht, wie es kam, aber ich wurde plötzlich so wütend, als hätte sich alles über die Jahre aufgestaut …«
    »Was haben Sie dann gemacht?«
    »Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist, aber Charles sollte am nächsten Tag nach Hause kommen. Er ist einmal im Monat samstags bei mir, und ein bisschen was zum Naschen möchte man ja vorrätig haben, damit es gemütlich wird. Chips und Limo, wie
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