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Toedliche Blumen

Toedliche Blumen

Titel: Toedliche Blumen
Autoren: Wahlberg
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seiner Schwester ein und griff sich einen Hammer. Rita Olsson vermochte ihn nicht zurückzuhalten und entschied sich dafür, sich rauszuhalten. Sie hatte auch bemerkt, dass Clary über den Hof lief. Alles ging anscheinend ziemlich schnell. Wir wissen noch nicht genau, wo Rita sich zum Zeitpunkt der Tat befand. Ihr Bruder stürmte jedenfalls hinunter in die Waschküche und verlor die Beherrschung, hämmerte auf Doris ein, bis sie bewusstlos wurde, und nahm dann ihr Portemonnaie an sich, in dem sich zweitausend Kronen befanden. Doris muss wirklich erstaunliche Fähigkeiten besessen haben, zu Geld zu kommen. Tja, und Per besaß die Geistesgegenwart, den Hammer nach der Tat in der Werkstatt seiner Schwester abzuwaschen und ihn an seinen Platz zurückzuhängen. Ich muss zugeben, dass Benny Grahn tadellose Arbeit geleistet hat, er ahnte nämlich recht früh, dass sich das Szenario so abgespielt haben könnte, und stellte bei näherer Betrachtung fest, dass auf dem betreffenden Hammer jeglicher Staub fehlte. Das Traurige ist nur, dass seine Schwester, Rita Olsson, die nie zuvor mit der Polizei zu tun gehabt hatte, extrem nervös wurde und den Hammer erneut schrubbte und zusätzlich auch noch das Waschbecken säuberte, sodass keine Spuren mehr zu finden waren. Dafür wird sie natürlich auch zur Rechenschaft gezogen werden.«
    Louise atmete tief durch.
    »Es dauerte eine Weile, bis Viktoria in die Werkstatt zurückkam. Die Leute im Haus hatten sich wohl mit ihr unterhalten, und irgendjemand hat ihr Kekse angeboten, als sie ihre Maiblumen verkaufte.«
    »Sie hätten gut daran getan, sie nicht zu kidnappen«, bemerkte Claesson.
    »Ja, vor allem auch deshalb nicht, weil ich kaum glaube, dass Viktoria in der Lage gewesen wäre, Clary wiederzuerkennen. Aber du weißt ja, wie es ist: Sie werden nervös, steigern sich in das Gefühl hinein, verfolgt zu werden, bis sie es mit der Angst zu tun bekommen und der ganze Prozess ins Rollen kommt. Zu ihrer Verteidigung muss ich allerdings sagen, dass es ihnen verdammt schwer fiel zu entscheiden, was sie mit dem Mädchen machen sollten. Sie hätten es auf keinen Fall übers Herz gebracht, es zu töten. Außer natürlich indirekt. Denn Viktoria verweigerte immerhin die Essensaufnahme.«
    Claes Claesson und Louise Jasinski philosophierten schließlich ein wenig über allgemeinere Themen, unter anderem über die Gefahren, die Alkohol- und Drogenmissbrauch sowie eine schwierige Kindheit nach sich ziehen. In ihrer beruflichen Welt zählten glückliche Kindheitserlebnisse nicht gerade zur Massenware.
    »Tja, jetzt werde ich mich aber erst einmal um Viktoria kümmern«, sagte Louise abschließend und sammelte ihre Papiere ein. »In zwei Stunden beginnt das Verhör. Irgendetwas belastet sie. Die Frage ist nur, wie weit ich gehen kann.«
     
    »Heute ist Montag, der neunundzwanzigste April, und es ist fünfzehn Uhr null drei«, sagte die Frau, die Polizistin war.
    Obwohl sie keine Uniform trug, sondern ganz normale Kleidung, ungefähr wie Mama, was eigentlich schade war, wie Viktoria fand.
    Die Stimme der Polizistin wurde ebenso wie ihre auf Tonband aufgenommen, das wusste sie, und sie selbst wurde zusätzlich noch gefilmt. Sie saß in demselben Sessel wie letztes Mal, als sie verhört wurde. Die Videokamera stand ein wenig entfernt. Manchmal vergaß sie sogar, dass sie eingeschaltet war.
    Am liebsten wäre sie heute nach der Schule mit zu Lina gegangen, genau wie gestern. Linas Mama und Papa verhielten sich genau wie immer, so wie sie es gewohnt war. Und das gefiel ihr richtig gut.
    Auch ihre Lehrerin hatte sich wie immer verhalten, wie im Übrigen auch die meisten in ihrer Klasse. Nur einige waren jetzt ein bisschen netter zu ihr. Doch sie hatte keine Lust, ihnen zu erzählen, wie es war, gefangen zu sein. Das brauche sie auch nicht, hatte die Psychologin gemeint. Viktoria war nämlich das ganze Getue bald ziemlich leid. Selbst ihre Mama nervte sie ungeheuerlich. Sie rief sie andauernd auf ihrem Handy an, um sicherzustellen, wo sie selbst sich gerade befand. Und Gunnar, der war wie immer. Wollte sich natürlich um sie kümmern.
    Uff!
    Sie fand es nicht gerade angenehm, dass ihr so viele Fragen gestellt wurden. Hatte langsam die Nase voll von der ewigen Fragerei. In ihrem Kopf drehte sich sowieso schon alles und begann langsam zu einem einzigen dicken Brei zu werden. Dazu kam, dass es zu Hause mindestens genauso stressig war, da sie sich vor Gunnar in Acht nehmen musste, der fast noch
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