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Tödlich ist die Nacht

Tödlich ist die Nacht

Titel: Tödlich ist die Nacht
Autoren: T Hoag
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und ein Medusenhaupt voller Zöpfchen.
    »Da wirst du dich hinter Claire Danes und Liv Tyler anstellen müssen.«
    »Mein Schatz, solche mageren kleinen weißen Mädchen verspeise ich zum Frühstück und ihre Knöchelchen benutze ich als Zahnstocher.«
    »Eta, du machst mir Angst.«
    »Das ist gut. Wie sollte ich dich sonst rumkommandieren und dir beibringen, dass ich noch eine Fahrt für dich habe?«
    Sein Seufzer kam aus tiefster Seele. »Kommt nicht in Frage. Nicht heute Abend. Funk jemand anders an.«
    »Ist keiner mehr da. Nur noch du, Lone Ranger, und Baby, du bist der Beste.«
    Sie gab ihm die Adressen durch, wo er die Sendung abholen und wo er sie abgeben sollte, und schlug ihm dann noch vor, dass er ihr von dem Trinkgeld, das er bekommen würde, einen Diamantring kaufen könnte.
    Jace saß im Licht der Notbeleuchtung neben der Garageneinfahrt auf seinem Fahrrad und starrte auf den Zettel, auf dem er Namen und Adresse notiert hatte, und ihm ging durch den Kopf, dass er nur ein einziges Mal von jemandem etwas bekommen hatte, das wirklich etwas wert war, und das war kein Trinkgeld, sondern ein weiser Spruch: Gut zu sein ist gut, Glück zu haben ist besser.
    Als er den Zettel zusammenfaltete, begann es zu regnen.

2
    Der Fernseher, der in dem voll gestellten Bücherregal auf der anderen Seite des Zimmers stand, lief vor sich hin, während Lenny Lowell das Päckchen für den Kurier fertig machte. Die gedämpfte Beleuchtung verwandelte sein Büro in eine Oase des Lichts inmitten einer ansonsten dunklen Reihe billiger Geschäfte – eine Yogaschule, eine Wahrsagerpraxis, ein Nagelstudio, das von Prostituierten besucht wurde. Das Kautionsbüro ein Stück weiter auf der anderen Seite der Straße hatte noch geöffnet, und dahinter warf eine Tankstelle gleißende Lichtkegel wie auf einem Gefängnishof.
    Der Tankwart hatte sich vermutlich schon hinter mehreren Zentimetern kugelsicherem Glas in seinem Kabuff verbarrikadiert. Aber heute Nacht würden nicht viele Verbrechen passieren, deretwegen sich der Tankwart oder der Betreiber des Kautionsbüros Sorgen machen müssten. Es regnete. In L.A. bleiben bei Regen sogar die Kriminellen zu Hause.
    Im Fernsehen berichtete eine attraktive brünette Sprecherin gerade über das jüngste Jahrhundertverbrechen. Für den bevorstehenden Prozess gegen den Schauspieler Rob Cole, der beschuldigt wurde, auf brutale Weise seine Ehefrau Tricia ermordet zu haben, fand zurzeit die Auswahl der Geschworenen statt.
    Lennys Mandantenliste dagegen las sich wie ein Who is Who der berüchtigtsten Stammkunden des Los Angeles Police Department.
    Nicht dass er sich hätte beklagen können. Die Welt war voller Gewohnheitstäter, die zu viel Geld hatten, um einen Pflichtverteidiger gestellt zu bekommen, und zu wenig Verstand, um sich nicht erwischen zu lassen. Lenny betrieb eine florierende Kanzlei. Und seine neueste Nebentätigkeit hatte ihm einen Cadillac und ein Flugticket auf die Cayman-Inseln eingebracht. Trotzdem hatte er Anwälte wie Martin Gorman, Johnny Cochran und Robert Shapiro immer darum beneidet, dass sie im Rampenlicht standen. Er hatte nur nie eine Möglichkeit gefunden, ohne Talent und Verbindungen dorthin zu gelangen.
    Der Bildschirm wurde jetzt von einem Foto von Tricia Crowne-Cole ausgefüllt. Sie war nicht besonders attraktiv, sie wirkte irgendwie plump und unscheinbar mit den braunen Haaren, die für eine Frau ihres Alters zu lang waren (sie musste über fünfzig sein – erheblich älter als Cole, vorausgesetzt, dass er Anfang vierzig war, wie er immer behauptete). Außerdem trug sie eine Brille, die sie wie eine altjüngferliche Bibliothekarin aussehen ließ.
    Man hätte meinen sollen, dass die Tochter eines Milliardärs einen Teil des vielen Geldes darauf verwendete, mehr aus sich zu machen. Vor allem in einer Stadt, in der Frauen die Telefonnummern ihres Schönheitschirurgen und ihres Lieblingsdesigners als Kurzwahl gespeichert hatten. Ein paar Millionen Dollar konnten aus einem schlichten Äußeren etwas Umwerfendes machen.
    Als ganz normaler Bürger konnte man sich nur schwer vorstellen, welches Interesse jemand an ihrem Tod haben könnte. Sie hatte ihr Leben der Aufgabe gewidmet, die gemeinnützige Stiftung ihres Vaters zu verwalten. Es gab keine Krankheit, die Norman Crowne nicht zu heilen versuchte, kein soziales Anliegen, für das er nicht eintrat, keine Extravaganzen in der Kunst, die er nicht unterstützte – durch Tricia. Sie stellte das soziale Gewissen ihres Vaters
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