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Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Titel: Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)
Autoren: Jessica Spotswood
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brechen.
    IchwischedenStaubvonderSchreibtischlampe.»MauraundichkönnenTessunterrichten,wennduwegbist.Esmachtmirnichtsaus.«
    Vater geht taktvoll darüber hinweg, dass Tess’ Latein um Längen besser ist als meins. »Wenn das das Einzige wäre – ich meine – du bist jetzt sechzehn, Cate, und – « Hilfe suchend blickt er zu Mrs Corbett, die ihm nur allzu bereitwillig zur Seite springt.
    »Eine junge Dame hat noch mehr zu lernen als Fremdsprachen. Eine Gouvernante würde euch Mädchen etwas Schliff beibringen«, bemerkt sie und mustert mich von oben bis unten.
    Ich balle meine Hände zu Fäusten. Ich weiß, wie ich aussehe: Ich trage ein hochgeschlossenes, marineblaues Kleid ohne Rüschen oder irgendeinen Firlefanz und dazu die abgewetzten Stiefel, die ich zur Gartenarbeit angezogen habe. Die Haare liegen mir in einem ordentlichen Zopf auf dem Rücken. Ich weiß, dass mir dieser Aufzug nicht besonders schmeichelt. Aber es ist besser, für nachlässig gehalten zu werden, als zu viel Aufmerksamkeit zu erregen.
    »Wir haben jede Woche Klavierunterricht in der Stadt«, erinnere ich Vater.
    Mrs Corbett fängt an zu grinsen, und dabei verschwinden ihre Augen fast in den Falten ihres dicken Gesichts. »Ich glaube, Ihr Vater hat dabei an etwas anderes als Klavierunterricht gedacht, Liebes.«
    Ich sollte meinen Blick senken, wie es sich für ein braves Mädchen gehört, aber ich tue es nicht. Dieses süße, übertrieben vertraute »Liebes« geht mir gehörig auf die Nerven. Ich straffe meine Schultern, hebe mein Kinn und starre direkt in ihre braunen Knopfaugen. »Als da wären?«
    »Darf ich offen mit Ihnen sein, Miss Cate?«
    »Ich bitte darum.« Meine Stimme ist zuckersüß.
    »Sie sind in einem Alter, in dem Sie langsam über Ihre Zukunft nachdenken sollten, über Ihre und Miss Mauras. Ihre Absichtsbekundung steht kurz bevor. Sie müssen sich schon sehr bald entscheiden, ob Sie heiraten und – so Gott es will – eine Familie gründen oder der Schwesternschaft beitreten.«
    Ich spiele mit den Goldfäden des Lampenschirms und spüre, wie ich rot werde. »Ich bin mir meiner Möglichkeiten durchaus bewusst.« Als ob ich das vergessen könnte. Ich verbringe gefühlt den halben Tag damit, meine Angst niederzukämpfen, um von der aufsteigenden Panik nicht erdrückt zu werden.
    »Nun, es ist Ihnen aber vielleicht nicht bewusst, dass Sie und Ihre Schwestern inzwischen einen gewissen Ruf haben. Als – Sonderlinge. Blaustrümpfe. Miss Maura noch mehr als Sie – Mauras Nase steckt ständig in einem Buch, nicht wahr? Sie geht im Buchladen ein und aus. Sie beide erhalten keinen Besuch, und Sie werden von niemandem eingeladen. Es ist ja verständlich, da Sie keine Mutter haben, die Ihnen hilft – «, Mrs Corbett sieht meinen Vater mitleidig an, »aber bedauerlich. Als Ihre Nachbarin hielt ich es für meine Pflicht, Ihrem Vater mitzuteilen, was mir zu Ohren gekommen ist.«
    Natürlich tut sie nur ihre Pflicht, diese aufdringliche Schnüfflerin .
    Sonderlinge, hat sie gesagt. Haben die alten Kühe im Ort etwa über uns getratscht? Und wenn die Bruderschaft etwas davon erfahren hat? Vater genießt als ehemaliger Lateinlehrer bei den Brüdern großes Ansehen, denn bevor Mutter gestorben ist und ehe er das Reedereigeschäft seines Onkels in New London erbte, unterrichtete er an der hiesigen Jungenschule. Aber das reicht bei Weitem nicht aus, um seine Töchter von jeglichem Verdacht fernzuhalten. Heutzutage ist jeder verdächtig.
    Ich dachte, wir wären sicherer, wenn wir zurückgezogen lebten. Vielleicht lag ich damit jedoch falsch.
    Ich mache ein langes Gesicht, aber Vater nimmt mein Schweigen als Zustimmung. »Mrs Corbett kennt eine geeignete junge Dame. Sie ist sehr gut im Französischen – Malen, Musizieren – « Er brummt weiter vor sich hin, aber ich höre gar nicht mehr zu. Unsere Gouvernante wird sich in all den schönen, nutzlosen Dingen auskennen, die von jungen Damen unseres Standes erwartet werden.
    Und sie wird hier bei uns wohnen. Hier bei uns im Haus.
    Ich beiße die Zähne zusammen. »Dann hast du sie bereits eingestellt?«
    »Schwester Elena wird Montag früh anfangen.« Mrs Corbett lächelt.
    Schwester? Es ist noch schlimmer, als ich dachte. Die Schwestern sind der weibliche Teil der Bruderschaft, nur sind sie im Gegensatz zu den Brüdern absolut machtlos. Sie haben weder einen Vorsitz bei Rechtsstreitigkeiten noch schreiben sie Addenden zum Moralkodex oder urteilen über der Hexerei angeklagte Mädchen. Sie
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