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Toechter der Dunkelheit

Toechter der Dunkelheit

Titel: Toechter der Dunkelheit
Autoren: Alexandra Balzer
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misstrauisch betrachtete der Alte den Raben, den Jungen – und den Dolch über seinem Kopf, mitsamt der Pya-Träne. Der Fluch des Priesters, der schrille Schrei des Jungen und das Krächzen des flüchtenden Raben mischten sich disharmonisch und zerstörten endgültig den Frieden des Tages.
     
    ~*~
     
    Inani und Kythara trafen sich am Rand der Nebelwelt. Gemeinsam mit ihren Seelenvertrauten kehrten sie langsam zurück ins Reich der Hexen, sie hatten es beide nicht eilig.
    „Du warst gut, Inani. Ich bin froh, dass du den Jungen nicht verletzt hast.“
    Inani lächelte erleichtert, sie war besorgt gewesen, dass Kythara ihr deswegen Vorhaltungen machen würde. Immerhin würde der Junge eines Tages ein Priester sein!
    „Er war unbewaffnet, wehrlos und ungefährlich. Hätte er geschrien, wäre vermutlich ein schlimmer Kampf daraus entstanden, in dem sowohl er als auch du das Leben hätten verlieren können. Doch so, wie du die Situation gerettet hast, war es das Beste. Janiel wird womöglich ein besonders fanatischer Hexenjäger werden, nachdem er in so jungen Jahren von einer Dunklen Tochter überwältigt wurde. Vielleicht wird er sich allerdings erinnern, dass du ihn verschont hast. Dass du ihn hättest verletzen oder töten können, es aber nicht getan hast.“
    Eine Weile gingen beide schweigend weiter, dann hielt Kythara sie plötzlich fest. Ratlosigkeit stand in ihrem Blick, verwirrt wartete Inani, was nun kommen würde.
    „Ich hatte gehofft, du würdest mich von allein ansprechen“, begann die Königin, sichtlich nach Worten ringend.
    Schließlich seufzte sie und fragte gerade heraus: „Willst du dich von deiner Mutter lossprechen, ja oder nein?“
    Verblüfft starrte Inani sie an. „Nein! Warum sollte ich? Ich meine – ich komme nicht gut mit ihr aus, im Moment, aber sie ist meine Mutter!“
    „Nun, Shora hat mir erzählt, was du sie gefragt hat, über die Möglichkeiten und Rechte, die Junghexen haben.“
    Endlich dämmerte Inani, wovon Kythara eigentlich sprach. Eisiger Schrecken durchfuhr sie, niemals hätte sie damit gerechnet, dass ihre Mutter diese Frage auf sich selbst münzen könnte!
    „Oh Pya! Nein, ich hatte nicht für mich gefragt! Pya vergib mir! Wenn ich geahnt hätte, dass meine Mutter dann glaubt, ich hätte ...“ Inani schlug die Hände vors Gesicht, zu aufgewühlt, um klar denken zu können.
    „Sag es mir.“ Mit sanfter Gewalt zog Kythara sie an sich, schubste dabei den Kopf der aufgeregten Kyphra beiseite, um Inani umarmen zu können. „Sag mir, für wen du gefragt hast.“
    „Corin.“ Inanis spürte regelrecht, wie sich ihre Augen eisblau färbten, als der menschliche Teil ihrer Seele an die Oberfläche drang. „Corin wird von ihrer Mutter zugrunde gerichtet. Ich habe versucht sie zu überreden, sich von Ylanka loszusagen, doch sie wollte nichts davon wissen. Corin glaubt, sie hätte es verdient.“
     
    „Was verdient?“ Kythara ahnte bereits, was sie erfahren würde, sie wusste, dass Ylanka ihre Tochter mit mehr Gewalt erzog als normalerweise toleriert wurde. Ylanka besaß allerdings so viele Freundinnen und Fürsprecherinnen, dass Kythara bislang darauf verzichtet hatte, es auf einen Machtkampf ankommen zu lassen.
    „Die ständigen Schläge. Den Hass, die Verachtung ... Ylanka schämt sich dafür, Corins Mutter sein zu müssen. Bitte, sag nichts, Kythara. Ich habe Corin geschworen, ihr Geheimnis nicht zu verraten.“
    Beschämt über ihren eigenen Verrat senkte Inani den Kopf.
    Kythara dachte einen Moment lang, erschüttert von dem, was sie gehört hatte. Von regelmäßigen Schlägen hatte sie nichts gewusst.
    Ich hätte es sehen müssen! Ich hätte eingreifen müssen, ich wusste, dass Ylanka nicht gut für das Kind ist!
    Das warnende Krächzen ihres Raben riss Kythara zurück in die Wirklichkeit. Es war gefährlich, zu lange in der Nebelwelt zu verharren, selbst die mächtigsten Hexen konnten den Weg verlieren und sich für alle Zeiten verirren. Entschlossen zog sie Inani mit sich und führte sie in die Wälder der Hexenwelt, noch weit entfernt von der Dorfgemeinschaft.
    „Inani, es ist gut, dass du es mir gesagt hast. Ein solches Geheimnis darf nicht bewahrt werden. Aber was soll ich jetzt tun? Wenn ich Corin von ihrer Mutter fort nehme, wird dies für böses Blut sorgen. Du brauchst keine weiteren Feinde, und ich selbst kann es mir nicht leisten, Ylanka und ihre Freundinnen gegen mich zu wissen.“ Ratlos starrte Kythara zu Boden.
    „Wenn du sie trennen könntest,
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