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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre
Autoren: Simon R. Green
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sämtlicher Anliegen wollten seinen Namen und
sein Schwert in den Dienst ihrer Sache stellen. Manchmal kam
es vor seiner Tür zu Duellen, um zu klären, wer ihn zuerst
sprechen durfte.
Dazu kamen noch die Holonachrichtensender, die endlose Interviews führen wollten, und Agenten, erpicht auf die Exklusivrechte an seiner Lebensgeschichte. Alle verlangten nach
Bildern und Zitaten und Antworten auf zunehmend persönliche
Fragen. Ganz zu schweigen von Produktempfehlungen und
Buchverträgen und Vermarktungsrechten. Verdammt, ein Unternehmen wollte sogar eine Reihe von Action-Figuren auflegen, die auf ihm und Hazel und Jakob und Ruby beruhten.
Owen wünschte jedoch nur, seinen Frieden zu haben, und tat
dies immer lauter kund, ohne daß jemand zugehört hätte. Und
so flüchtete er schließlich mit der Sonnenschreiter II von Golgatha und stürzte sich in etwas, was sich als der erste von vielen Einsätzen als besserer Kopfgeldjäger entpuppte, bevollmächtigt und bezahlt vom Parlament, um die gefährlicheren
Schwierigkeiten des Imperiums zu beseitigen.
Hazel begleitete ihn. Sie sagte, sie täte es nur, um ein wenig
Abenteuer zu erleben und nicht zu verweichlichen, aber Owen
dachte sich gern, daß sie sich nur zu Tode langweilte, wenn sie
keinen Feind zu bekämpfen hatte. Obwohl man ins Feld führen
mußte, daß sie nie jemand gewesen war, der es schätzte, herumzusitzen und über die Lilien auf der Wiese zu sinnieren,
und sie war gerade deshalb zur Gesetzlosen geworden, um kein
friedliches und produktives Leben führen zu müssen. Sie konnte sich nicht mal mehr betrinken und Kneipenschlägereien anzetteln. Alle Welt wußte, wer sie war, und hatte eine Mordsangst, irgend etwas zu sagen, was sie vielleicht erzürnte. Als
Ohnesorg ihr also den Auftrag anbot, flüchtige Kriegsverbrecher aufzuspüren und womöglich auch zu exekutieren, überlegte sie nicht zweimal und ging ohne Verzug daran, Owen zu
überreden, er möge sich ihr anschließen. Auch wenn sie sich an
den umgekehrten Vorgang zu erinnern schien. Aber andererseits war Hazel nun mal so. Nichts machte sie glücklicher, als
jemand anderem die Schuld geben zu können.
»Wir sind gerade über Virimonde aus dem Hyperraum gefallen«, flüsterte die KI Ozymandius Owen ins Ohr. »Zur Zeit
halte ich eine hohe Umlaufbahn und sämtliche Schilde aufrecht. Ich weiß wirklich nicht, warum du hierher zurückkehren
wolltest, Owen. Ich meine, es ist ja nicht so, daß du hier noch
irgendwelche Freunde hättest. Tatsächlich muß ich sogar feststellen, daß die Gefahr für uns, mit Löchern durchsiebt zu enden, mit jeder Sekunde geometrisch zunimmt, die wir dumm
genug sind, hier zu verweilen.«
»Nörgel nörgel nörgel«, wisperte Owen lautlos, damit Hazel
es nicht hörte. Sie wäre nicht damit einverstanden gewesen,
daß er mit einer KI sprach, die eigentlich tot sein sollte und die
niemand sonst verstehen konnte. »Du möchtest nie irgendwohin, wo man Spaß hat, Oz. Hier ist jedoch unsere gegenwärtige
Beute an Land gegangen, also ist es auch unser Ziel. Genau in
diesem Augenblick hält sich Valentin Wolf irgendwo dort unten auf, gemeinsam mit gewissen aristokratischen Kumpanen;
jeden einzelnen davon sähen die gegenwärtigen Behörden liebend gern auf der Anklagebank oder am Strick baumelnd. Vorzugsweise beides. Außerdem … Ich habe immer gesagt, daß
ich eines Tages nach Virimonde heimkehren würde.«
Früher einmal war Owen Todtsteltzer Lord des ganzen Planeten Virimonde gewesen. Dann hatte ihn die Imperatorin Lö
wenstein zum Gesetzlosen erklärt und ihm alles genommen.
Die eigenen Sicherheitsleute versuchten ihn daraufhin umzubringen, um das Kopfgeld einzustreichen, und er mußte durch
Flucht sein Leben retten. Es wurde knapp. Genau im richtigen
Moment tauchte jedoch Hazel auf, um ihm den aristokratischen
Hintern zu retten. Sie wurde später nie müde, ihn daran zu erinnern. Beide blieben fortan zusammen. Er verliebte sich in sie.
Bis heute wußte er nicht recht, welche Gefühle sie für ihn hegte. Sein Vetter David wurde in seiner Abwesenheit zum Lord
berufen, starb aber wenig später bei dem Versuch, den Planeten
gegen Löwensteins Truppen zu verteidigen, die unter dem Befehl Valentin Wolfs standen. Der Wolf führte Aufsicht über die
Ermordung Millionen schutzloser Menschen und die völlige
Zerstörung dessen, was einmal ein echtes ländliches Paradies
gewesen war.
Und jetzt war Valentin zurückgekehrt, wie ein Verbrecher,
der sich wieder am Tatort einfand, oder ein
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