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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre
Autoren: Simon R. Green
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verschwunden, aber es sah immer noch
fürchterlich aus. Owen und Hazel stützten sich abwechselnd,
denn ihrer beider innere Kraft hatte einen historischen Tiefpunkt erreichte. Für den Moment waren sie wieder normale
Menschen, und sie machten das Beste daraus. Wo sie auch erschienen, verneigten sich die Leprakranken und grüßten sie
und riefen ihre Namen wie Gebete oder Kirchenlieder. Owen
und Hazel lächelten unbehaglich und stellten fest, daß die Leprakranken trotz aller Hingabe auf vorsichtige Distanz hielten.
Lebende Legenden waren eine Sache, lebende Götter schon
eine ganz andere.
    Tobias Mond gesellte sich zu ihnen. Seine Augen leuchteten
nicht mehr, und in der Stimme klang nur noch ein ansatzweises
Summen mit. Er ließ diese Dinge hinter sich, während das Labyrinth des Wahnsinns weiter Veränderungen in ihm herbeiführte. Er strahlte eine neue Gelassenheit aus, einen geistigen
    Frieden, als wären ihm viele Dinge endlich klar geworden.
»Ich begleite Euch nicht, wenn Ihr geht«, sagte er gelassen.
»Ich bleibe. Die Menschen hier brauchen viel Hilfe, um die
Mission und ihr Leben wieder aufzubauen, und ich denke, ich
kann ihnen dabei helfen. Bis die Esper lernen, wie sie den Kontakt mit dem Roten Hirn herstellen können, besorge ich das an
ihrer Stelle.« Er schüttelte langsam den Kopf. »Das war die
faszinierendste Erfahrung meines Lebens. Das Rote Hirn war
so lange allein, genau wie ich, war das einzige seiner Art. Und
die Leprakranken … Vielleicht war das ganze Sterben nötig,
damit ich die Bedeutung und den Wert des Lebens zu würdigen
lernte. Jedenfalls bleibe ich. Um die Leprakranken zu beschützen und dem Dschungel als Stimme zu dienen.«
»Ich hätte Euch mir nie als Gärtner vorgestellt, Mond«, sagte
Owen trocken, und Mond lachte höflich. Am Humor arbeitete
er noch.
Owen und Hazel gingen weiter. Bonnie und Mitternacht
überwachten die Reparaturen am anderen Ende des Geländes,
aber sie winkten ihnen grüßend zu. Owen und Hazel winkten
zurück. Alles war friedvoll und heiter, wie die Ruhe nach einem Sturm.
»Nun«, sagte Owen schließlich, »wir haben wieder mal gesiegt.«
»Jawohl«, bekräftigte Hazel. »Auch wenn wir verdammt
kurz vor einer Niederlage standen. Hätte Mond nicht in letzter
Minute seine Einsicht gehabt, dann hätte es für uns tödlich enden können. Ich dachte wirklich schon, ich hätte dich verloren.«
»Eine heilsame Ermahnung, daß auch wir Grenzen haben«,
sagte Owen. »Daß wir trotz allem, wozu wir fähig sind, durch
menschliche Beschränkungen bestimmt werden. Auf eine seltsame Art finde ich das tröstlich – daß wir trotz all unserer Kräfte und Fähigkeiten immer noch Menschen sind.«
Hazel schniefte laut. »Ich finde es überhaupt nicht tröstlich,
beinahe gestorben zu sein, verdammt! Und hoffen wir, daß der
Dschungel keine Grendels übersehen hat. In meiner gegenwärtigen Verfassung könnte ich nicht mal einem Baby die Schokolade wegnehmen. Und das war immer einer meiner besten
Tricks.«
»Unsere Kraft wird letztlich zurückkehren«, behauptete
Owen. »Das ist sie bislang immer.« Er blieb stehen und sah
sich um, für einen Moment in Erinnerungen versunken. »So
viele sind hier gestorben. Ich wünschte, wir hätten mehr Menschen retten können.«
»Wilhelm Hand und Otto«, sagte Hazel. »Schwester Kathleen. Sie hatten nicht unsere Kräfte und haben doch ebensoviel
geleistet, um die Station zu retten. Sie waren hier die wirklichen Helden.«
»Natürlich«, bekräftigte Owen. »Alle waren Helden, die Lebenden und die Gefallenen. So, falls Ihr mich entschuldigen
wollt, ich habe eine Verabredung in der Kommunikationszentrale. Dort versuchen sie, ein Schiff herbeizurufen, damit wir
den Planeten verlassen können. Lachrymae Christi ist jetzt
vielleicht in Sicherheit, aber der Rest des Imperiums steckt
nach wie vor in ernsten Schwierigkeiten.«
»Das ist mal wieder typisch für dich, Todtsteltzer«, sagte Hazel. »Du bist kaum darüber hinweg, zweimal fast umgekommen zu sein, da redest du schon wieder darüber, in die Schlacht
zu stürmen. Haben wir nicht das Recht auf ein bißchen Urlaub?«
»Doch«, versetzte Owen. »Sobald der Krieg vorüber ist.«
»Die Kriege gehen nie vorüber«, entgegnete Hazel. »Nicht
für uns.«
Owen legte ihr die Hände auf die Schultern und küßte sie.
»Ihr würdet Euch innerhalb einer Woche langweilen, und Ihr
wißt das.«
»Vielleicht. Ich dachte wirklich, ich hätte dich verloren,
Owen. Tu sowas nie wieder!«
»Nie
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