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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre
Autoren: Simon R. Green
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einige. Aber immer
kamen noch mehr, immer noch neue.
Eine Armee des Todes, dazu geschaffen, unaufhaltsam zu
sein.
Die Verteidiger strömten in die Kasematte und füllten sie
gänzlich. Stählerne Läden sicherten die Fenster, stählerne Riegel die Türen. Owen und Hazel bezogen vor der großen Halle
Position und nahmen es mit den ersten Grendels auf, die sie
dort erreichten, versuchten dabei, so viele der Fremdwesen zu
beschäftigen, wie sie nur konnten, um den eintreffenden Leprakranken ein paar kostbare Augenblicke mehr zu erkaufen.
Bonnie Chaos und Mitternachtsblau waren ebenfalls zur Stelle. Bonnie lachte in schierem Überschwang, als sich die Grendels um sie drängten, und sonnte sich in einer Schlacht, die sie
stärker auf die Probe stellte als jede andere zuvor. Sie schwang
das Schwert mit aller Kraft, spaltete Grendelpanzerungen und
streckte die Kreaturen nieder. Sie selbst blutete ständig aus
Wunden, die nie Zeit fanden, richtig zu verheilen, ehe sie erneut aufgerissen wurden, aber sie verbannte einfach das Gefühl
der erlahmenden Kraft in den Armen und schwelgte im niemals
endenden Rausch des Schmerzes und der Regeneration.
Mitternachtsblau teleportierte auf einer Kreisbahn um ihre
Waffengefährtin hin und her und materialisierte jeweils lange
genug, um einen wirkungsvollen Hieb mit der Axt zu landen.
Sie intonierte Schlachtgesänge ihres Ordens im Rhythmus ihrer
Axthiebe, aber die Kraft verließ sie allmählich. Das ständige
Teleportieren setzte ihr zu, und es fiel ihr zunehmend schwer,
sich zu konzentrieren. Sie spürte, wie sie langsamer wurde, und
den Grendels gelang es allmählich, ihre Schläge abzuwehren.
Alle Überlebenden des Labyrinths wurden langsamer, während sie die Energie verbrauchten, die sie antrieb. Der menschliche Körper war nicht dazu gebaut, lange unter solchen Extrembedingungen zu funktionieren.
Oberst Wilhelm Hand und Otto bezogen ihre Positionen am
Eingang zum Irrgarten der schmalen Gassen zwischen den Hütten. Viele Leprakranke hatten dort Zuflucht gesucht, sich in
vertrauter Umgebung verbarrikadiert. Hand gab ihnen keine
große Chance, tat aber sein Bestes, ihnen soviel Zeit zu verschaffen, wie es nur ging. Er kämpfte wütend und mobilisierte
alte Fertigkeiten, während seine Kraft langsam schwand. Otto
schützte wie stets die Flanke des Obersten. Hand hatte den Höhepunkt seiner Form jedoch schon lange überschritten und war
geschwächt durch eine fürchterliche Krankheit, und nach wenigen verzweifelten Minuten hieben ihn die Grendels zu Boden
und schwärmten über ihn hinweg. Er lag auf dem Rücken, blutete stark aus einem Dutzend bösartiger Wunden und tastete
nach dem Schwert, das er verloren hatte. Rotgepanzerte Beine
stampften rings um ihn herum. Ein Grendel ragte über ihm auf,
und Stahlklauen zuckten herab. Hand schrie unwillkürlich auf,
und dann war erneut Otto da, ein letztes Mal, und warf sich
über seinen Oberst. Die Stahlklauen gruben sich tief in seinen
Rücken und rissen ihm den Buckel und das halbe Rückgrat
weg. Otto erschauerte einmal und starb. Der Grendel setzte
seinen Weg fort.
Hand wollte den toten Zwerg herunterschieben, schaffte es
aber nicht. Er hatte weder Gefühl in den Händen noch Kraft in
den Armen. Die Kehle schmerzte, und er hörte, wie sein Atem
seltsam pfeifend klang. Er zwang sich, eine Hand an den Hals
zu heben, und als er sie wegnahm, war sie naß von Blut. Einer
der Grendels hatte ihm einen schlimmen Schnitt versetzt, und
er hatte es nicht mal bemerkt. Der Oberst ließ die Hand auf den
harten Boden zurückfallen. Er hatte immer gedacht, daß er lieber den Tod eines Kriegers starb, als zu erleben, wie ihn die
Lepra zentimeterweise auffraß, aber jetzt war der Zeitpunkt
gekommen, und er stellte fest, daß er alles für ein paar weitere
Tage gegeben hätte oder sogar nur ein paar weitere Stunden.
Aber Gott schloß keine Verträge.
Er hätte gern Gelegenheit gefunden, seine Sachen in Ordnung zu bringen, ein paar Briefe zu schreiben … Für einen
Moment zerliefen seine Gedanken, ehe er sich plötzlich wieder
konzentrieren konnte. Er konnte noch nicht sterben! Nicht,
solange er noch eine letzte Pflicht erfüllen mußte, einen letzten
Befehl ausführen mußte. Er kämpfte darum, die Fernbedienung
zu fassen zu kriegen, die ihm Sankt Bea gegeben hatte. Die
Oberste Mutter vertraute darauf, daß er den richtigen Zeitpunkt
erkannte, um sie zu betätigen, und daß er den Mumm hatte, den
Schalter zu
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