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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre
Autoren: Simon R. Green
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Quadratkilometer davon, war ein zusammenhängender Leib, und sein Bewußtsein
war das Rote Hirn.
Das war es, was die Hadenmänner hier gesucht hatten und
wozu Shub die Grendels geschickt hatte, damit sie es in ihre
Gewalt brachten oder beherrschten oder vernichteten – eine
ganz neue Form von Bewußtsein, nirgendwo sonst im Imperium bekannt. Ein Bewußtsein von der Größe eines Planeten.
Die Gedanken des Roten Hirns liefen langsam, bewegten sich
mit dem Rhythmus von Tag und Nacht und dem Wechsel der
Jahreszeiten, unaufhörlich sterbend, unaufhörlich lebend, unermeßlich alt. Allein seit Jahrtausenden, bis es von dem eben
neu entstandenen Bewußtsein berührt wurde. Freundschaft war
eine neue Erfahrung, ebenso die Freude darüber, nicht mehr
allein zu sein, aber gleichzeitig lernte das Rote Hirn, was Bedürfnis und Notwendigkeit waren. Es dehnte seinen gewaltigen
und machtvollen Körper, um dem neuen Freund zu helfen.
Im Dschungel entstand rings um die Missionsstation plötzlich Bewegung, mit einer Geschwindigkeit, wie es sie noch nie
zuvor gegeben hatte. Bäume entwurzelten sich selbst und kippten über die Palisade. Und über diese Brücken drang der
Dschungel vor und fiel über die Grendels her. Stachelpeitschen
und kriechende Rebengewächse wickelten sich um die Fremdwesen und zerfetzten sie. Mörderische Pflanzen mit klaffenden
Mäulern und fürchterlicher Kraft platzten aus dem verwüsteten
Erdboden des Geländes hervor, von der Not des Dschungels
aus der Tiefe herbeigerufen. Grendels wurden verschluckt oder
in Stücke gerissen, unfähig, sich gegen den Willen des
Dschungels zu wehren. Die Fremdwesen wandten sich zur
Flucht, aber sobald sie aus der Station heraus waren, tauchten
gewaltige, saugende Gruben unter ihren Füßen auf und zerrten
sie herab. Und nur wenige Minuten, nachdem alles begonnen
hatte, wurde der Dschungel wieder still und waren keine Grendels mehr übrig, die er noch hätte umbringen können.
Das Rote Hirn und das menschliche Massenbewußtsein berührten einander erneut. Tief in seiner unvorstellbar fernen
Vergangenheit war das Rote Hirn schon einmal nicht allein
gewesen, aber das lag so weit zurück, daß es mehr Instinkt als
Erinnerung war. Nach der langen Zeit der Einsamkeit war das
Dschungelbewußtsein überglücklich, wieder Gemeinschaft zu
erleben, und es bat das Menschenbewußtsein, es nicht wieder
zu verlassen. Trotz des enormen Alters war das Rote Hirn nur
ein Kind. Der Menschengeist beruhigte es. Unter den Leprakranken fanden sich auch Esper. Jetzt, wo beide Seiten wußten,
worauf sie achten mußten, war Kommunikation möglich. Und
nachdem das Rote Hirn seine Macht demonstriert hatte, würden es Haden und Shub nie wieder wagen, hier zu erscheinen.
Der Menschengeist sah sich in der Mission um, trauerte um
ihre vielen Toten und kehrte in seine zahlreichen Körper zurück. Viel Arbeit war noch zu leisten.
    Jetzt blieb vor allem noch, wieder aufzuräumen. Ein großer
Teil der Mission mußte neu aufgebaut werden, aber diesmal
würde der Dschungel helfen. Erneut mußten Leichen eingesammelt und identifiziert werden, und Sankt Bea arbeitete viele
Stunden lang auf der Krankenstation und heilte die Kranken.
Und wenn sie manchmal einfach nur die Hände auf einen hoffnungslosen Fall legte und ein Gebet flüsterte, wer konnte ihr
daraus einen Vorwurf machen? Besonders, wo so viele überlebt hatten.
Owen Todtsteltzer erwachte auf der Krankenstation und stellte erstaunt fest, daß er noch lebte. Bonnie und Mitternacht lagen in Betten rechts und links von ihm, und Hazel setzte sich
nacheinander zu ihren Gefährten. Die Verbindung mit dem
Roten Hirn und dessen enorme geistige Stärke hatten sie gerettet, sie ein weiteres Mal vom Abgrund des Todes zurückgeholt.
Noch waren sie schwach wie halb ertrunkene Kätzchen, aber
die Kraft kehrte allmählich zurück. Was nur gut war. Hazel
meinte es gut, war jedoch als Krankenschwester verdammt
nutzlos. Sie hatte einfach nicht das richtige Temperament dafür. Alle beschwerten sich reichlich und gingen der Umwelt
kräftig auf die Nerven, und am Abend erklärte Schwester Marion, es ginge ihnen wieder recht gut, und würden sie ihr bitte
den Gefallen tun und wie der Teufel aus ihrer Krankenstation
verschwinden, damit die übrigen Patienten ein bißchen Ruhe
erhielten?
    Der Regen trommelte nach wie vor laut auf das Holzdach.
Owen und Hazel spazierten langsam über das unebene Gelände. Die Leichen waren
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