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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre
Autoren: Simon R. Green
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wissenden, grausamen Augen gemustert, mit entsetzlicher Geduld auf sie gewartet. Sie
hielten etwas in der Hand. Etwas Scharfes.
Dann träumte sie von der Burg der Familie Owens auf Virimonde , Dort folgte sie den leeren Steinkorridoren, die ihr mü
helos vertraut waren, obwohl sie nie zuvor dort gewesen war.
Es war bitterkalt, kalt wie in einem Grab, und Blut rieselte von
den Wänden und verschmutzte die uralten Wandbehänge und
die vorzüglichen Teppiche. Etwas lauerte hinter der nächsten
Ecke und tief unter ihr, etwas Furchtbares.
Und schlußendlich träumte sie, sie stünde allein auf der
Brücke der Sonnenschreiter II , während ringsherum die Hölle
ausbrach. Von allen Seiten griffen Schiffe an, mehr als man
zählen konnte, überwältigten ihre Abwehreinrichtungen, obwohl Hazel heftigen Widerstand leistete. Sämtliche Alarmsirenen heulten, und die Geschütze der Sonnenschreiter II feuerten
unaufhörlich. Nirgendwo entdeckte Hazel eine Spur von Owen.
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Vielleicht. Aber waren es Vorhersagen oder nur Warnungen? Bedeuteten sie, daß
Hazel eine Chance hatte, etwas zu ändern, die Geschichte umzuschreiben, dem Schicksal zu trotzen? Oder wurde sie einfach
nur verrückt wie alle anderen?
Früher einmal hatte ihr die verbotene Droge Blut geholfen,
mit vielem fertig zu werden, einschließlich der Träume, aber
darüber war sie hinweg. Körperlich war sie so weit transformiert worden, verglichen mit ihrem früheren Selbst, daß sie
Zweifel hatte, ob Blut heute überhaupt noch die leiseste Wirkung auf ihre Körperchemie gehabt hätte. Außerdem war die
Droge stark suchterzeugend, und Hazel wollte verdammt sein,
wenn sie es irgend etwas oder irgend jemandem je erlauben
würde, wieder Herrschaft über sie auszuüben, und das galt
auch für die eigenen Schwächen.
»Was denkst du, führen Valentin und seine Kumpane da unten im Schilde?« fragte sie plötzlich, entschlossen, auf andere
Gedanken zu kommen.
»Ich will verdammt sein, wenn ich das wüßte«, sagte Owen,
der weiterhin die Daten studierte, die auf dem Bildschirm an
ihm vorbeiwanderten. Sie liefen viel zu schnell, als daß normale Augen ihnen hätten folgen können, aber keiner der beiden
erwähnte es. Kleine Veränderungen dieser Art waren sie gewöhnt. »Er hat die Schilde der Burg verstärkt. Ich empfange
nichts, was verwertbar wäre. Was an sich eine bedeutsame Information darstellt. Er dürfte eigentlich nichts zur Verfügung
haben, was stark genug ist, um Hadenmänner -Sensoren auszusperren. Wer versorgt ihn mit Tech?«
»Wir werden ihn fragen müssen«, sagte Hazel. »Sobald wir
dort sind.«
»Zu viele Fragen«, meinte Owen und schaltete schließlich
den Bildschirm aus. »Zu viele Unbekannte. Warum ist er hierher zurückgekehrt? Warum hat er meine alte Burg übernommen? Was hofft er hier zu erreichen? Was ist ihm wichtig genug, um das Risiko einzugehen, daß ich ihn verfolge?«
»Er verfolgt eine besondere Absicht«, behauptete Hazel. »Es
muß so sein, andernfalls hätte er nicht so viele Leute dazu
überreden können, ihm hierher zu folgen. Und jemand muß die
ganzen tollen Sachen bezahlt haben, die er da wohl hat. Wenn
du mich fragst, hat es was mit Drogen zu tun. Alles, womit sich
Valentin befaßt, hat letztlich mit Drogen zu tun.«
»Oder mit Rache. Er ist schließlich ein Wolf. Und Oz sagt,
Valentins Sicherheitssysteme wären viel fortschrittlicher als
alles, worauf er eigentlich Zugriff haben sollte.«
Hazel musterte Owen scharf. »Du hörst immer noch Stimmen, nicht wahr?«
»Ich wünschte wirklich, Ihr würdet es nicht so ausdrücken.
Und es ist nur eine Stimme.«
»Soll mich das vielleicht beruhigen? Wenn du so weitermachst, wirst du bald behaupten, du hättest das Imperium nur
gestürzt, weil der Teufel es von dir verlangt hat. Das wird der
Öffentlichkeit wirklich gut schmecken.«
»Es ist nur meine alte KI!«
»Warum höre ich sie dann nicht über mein Komm-System?
Warum hört niemand sonst ihre Stimme? Und du hast sehr
deutlich gesagt, du hättest das verdammte Ding umgebracht,
nachdem es uns auf der Wolflingswelt verriet.«
»Ich hielt sie für tot. Heute bin ich mir in vieler Hinsicht
nicht mehr so sicher wie früher. Schließlich haben auch wir
beide eine Menge durchgemacht, was uns eigentlich hätte umbringen sollen. Hat es das?«
Hazel fiel keine schnelle Antwort darauf ein. Also starrten sie
einander eine ganze Weile lang unbehaglich und schweigsam
an, bis sie plötzlich von den Warnsirenen der Jacht
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