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Todeszeit

Todeszeit

Titel: Todeszeit
Autoren: D Koontz
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mich, dass du Holly gefunden hast. Sie ist ’ne tolle Frau. Aber ich hab meine Freiheit!«
    »Gut für dich, Iggy. Und was tust du damit?«
    »Womit?«
    »Mit deiner Freiheit. Was fängst du mit deiner Freiheit an?«
    »Alles, was ich will.«
    »Zum Beispiel?«
    »Irgendwas. Wenn ich mir zum Abendessen beispielsweise ’ne Salamipizza holen will, muss ich niemanden fragen, was er – ich meine sie – will.«
    »Krass.«
    »Und wenn ich im Rolling Thunder ein paar Bierchen kippen will, meckert niemand an mir rum.«
    »Holly meckert nicht.«
    »Wenn ich will, kann ich mich jeden Abend mit Bier zuschütten, und niemand ruft in der Kneipe an, wann ich nach Hause komme.«
    Mitch begann, »Born Free« zu pfeifen.
    »Wenn mich ’ne heiße Frau anmacht«, fuhr Iggy fort, »kann ich ungehindert in die Vollen gehen.«
    »Dich machen ja auch ständig irgendwelche heißen Frauen an, was?«
    »Die Frauen sind heutzutage ziemlich dreist, Chef. Wenn sie was sehen, was sie haben wollen, dann nehmen sie es sich einfach.«
    »Iggy, als du das letzte Mal ’nen Stich gemacht hast, hat John Kerry noch gemeint, er wird Präsident.«
    »Das ist gar nicht so lange her.«
    »Also, was ist dem guten Ralph passiert?«

    »Welchem Ralph?«
    »Dem Bruder von Mickey Gandhi.«
    »Ach ja. Ein Leguan hat ihm die Nase abgebissen.«
    »Übel.«
    »Am Wedge sind total geile Wellen angerollt, drei Meter hoch, also ist Ralph mit ein paar Kumpels in der Nacht zum Surfen rausgefahren.«
    Der Wedge war ein berühmtes Surfrevier am Ende der Balboa-Halbinsel in Newport Beach.
    »Sie hatten ein paar Kühlboxen mit Sandwichs und Bier dabei, und einer hat Ming mitgebracht.«
    »Ming?«
    »Das ist der Leguan.«
    »Der war also ein Haustier?«
    »Bis dahin war das Tierchen immer brav gewesen.«
    »Ich hätte Leguane eher für launisch gehalten.«
    »Nee, die sind total lieb. Das Problem war, irgendein Wichser, der nicht mal surft und bloß einfach so mitgekommen war, hat Ming ein Stück Salami mit ’ner Vierteldosis Meth untergeschoben.«
    »Reptilien auf Speed«, sagte Mitch, »sind keine gute Sache.«
    »Aber ehrlich. Auf Meth war Ming ein ganz anderes Tier als clean.«
    Mitch legte seine Schaufel weg und ließ sich auf die Hacken seiner Arbeitsstiefel nieder. »Das heißt, Ralph Gandhi ist jetzt nasenlos?«
    »Ming hat die Nase nicht gefressen. Er hat sie bloß abgebissen und wieder ausgespuckt.«
    »Vielleicht mag er kein indisches Essen.«
    »Die Typen hatten ’ne große Kühlbox mit Eiswasser und Bier dabei. Da haben sie die Nase reingetan und schleunigst ins Krankenhaus gebracht.«

    »Haben sie Ralph auch mitgenommen?«
    »Den mussten sie ja mitnehmen. Schließlich war es seine Nase.«
    »Na ja«, sagte Mitch, »hier geht es um Surfer.«
    »Es heißt, das Ding wäre schon ziemlich blau gewesen, als man es aus dem Eiswasser gefischt hat, aber ein plastischer Chirurg hat es wieder angenäht, und jetzt ist es nicht mehr blau.«
    »Was ist aus Ming geworden?«
    »Der ist einfach eingepennt. ’nen Tag lang war er völlig außer Gefecht, aber inzwischen ist er wieder ganz der Alte.«
    »Gut so. Wahrscheinlich ist es ziemlich schwierig, eine Entziehungsanstalt für Leguane zu finden.«
    Mitch stand auf, sammelte drei Dutzend leere Plastikblumentöpfe ein und trug sie zu seinem Pick-up mit der extra langen Ladefläche.
    Der Wagen stand am Straßenrand im Schatten eines Indischen Lorbeers. Obwohl das Viertel erst vier Jahre zuvor saniert worden war, hatte der große Baum bereits den Gehsteig angehoben. Irgendwann würden die hartnäckigen Wurzeln die Drainage des Rasens blockieren und in die Kanalisation eindringen.
    Die Entscheidung der Wohnbaugesellschaft, ganze einhundert Dollar zu sparen, indem man keine Wurzelsperre installierte, würde zu mehreren zehntausend Dollar Reparaturkosten zugunsten von Installateuren, Gärtnern und Straßenbaufirmen führen.
    Wenn Mitch eine dieser riesigen Lorbeerfeigen pflanzte, verwendete er immer eine Wurzelsperre. Er hatte es nicht nötig, sich Aufträge für die Zukunft zu verschaffen. Die Natur war so üppig, dass sie von sich aus genügend Arbeit für ihn bereithielt.

    Die Straße lag still da. Kein Auto kam vorbei. In den Bäumen regte sich nicht der leiseste Windhauch.
    Von der nächsten Kreuzung her näherten sich auf der anderen Straßenseite ein Mann und ein Hund. Letzterer, ein Golden Retriever, verbrachte weniger Zeit mit Laufen als damit, die von seinen Artgenossen hinterlassenen Botschaften zu
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