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Todeszeit

Todeszeit

Titel: Todeszeit
Autoren: D Koontz
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beschnuppern.
    Die Stille war so eindringlich, dass Mitch fast glaubte, das Keuchen des weit entfernten Hundes hören zu können.
    Golden: die Sonne und der Hund, die Luft und der noch frische Tag, die schönen Häuser hinter ihren gepflegten Rasenflächen.
    Mitch Rafferty konnte sich ein Haus in dieser Nachbarschaft nicht leisten. Er war schon damit zufrieden, hier arbeiten zu dürfen.
    Schließlich konnte man auch große Kunst lieben, ohne den Wunsch zu verspüren, in einem Museum zu leben.
    Dort, wo der Rasen an den Gehsteig stieß, bemerkte Mitch einen beschädigten Sprinkler. Er holte sein Werkzeug aus dem Wagen und kniete sich aufs Gras, um sich darum zu kümmern.
    Sein Handy läutete. Er zog es vom Gürtel und klappte es auf. Auf dem Display erschien nur die Zeit – elf Uhr dreiundvierzig – , nicht jedoch die Nummer des Anrufers. Mitch nahm trotzdem ab.
    »Big Green«, sagte er. So hatte er seinen Zweimannbetrieb vor neun Jahren getauft. Er erinnerte sich jedoch nicht mehr daran, weshalb.
    »Mitch, ich liebe dich«, sagte Holly.
    »Hallo, Süße!«
    »Was auch geschehen mag, ich liebe dich.«
    Ein Schmerzensschrei. Polternde Geräusche, die auf einen Kampf hindeuteten.

    Erschrocken sprang Mitch auf. »Holly?«
    Irgendeine Männerstimme sagte etwas, ein Kerl, der jetzt das Telefon in der Hand hatte. Die Worte verstand Mitch nicht, weil er sich auf die Geräusche im Hintergrund konzentrierte.
    Holly schrie auf. Einen solchen Schrei, so voller Angst, hatte er noch nie von ihr gehört.
    »Scheißkerl«, sagte sie und wurde mit einem scharfen Klatschen zum Schweigen gebracht. Hatte man ihr etwa eine Ohrfeige verpasst?
    Der Fremde am Telefon fragte: »Hörst du mich, Rafferty? «
    »Holly? Wo ist Holly?«
    Jetzt sprach der Kerl nicht mehr ins Telefon, sondern in den Raum hinein: »Mach keinen Blödsinn! Bleib auf dem Boden liegen!«
    Im Hintergrund sagte ein anderer Mann etwas, was Mitch nicht verstand.
    Der Kerl am Telefon sagte: »Wenn sie aufsteht, zieh ihr eins über. Willst du etwa ein paar Zähne verlieren, Schätzchen? «
    Zwei Männer hatten Holly in der Gewalt. Einer der beiden hatte sie geschlagen. Sie geschlagen !
    Mitch schaffte es nicht, die Lage zu erfassen. Mit einem Mal kam ihm die Wirklichkeit so schwer zu greifen vor wie die Handlung eines Albtraums.
    Ein mit Meth gefütterter Leguan war jedenfalls realer als das, was gerade geschah.
    In der Nähe des Hauses pflanzte Iggy Fleißige Lieschen. Schwitzend, rot von der Sonne, so real wie eh und je.
    »Gut so, Kleine! Braves Mädchen.«
    Mitch stockte der Atem. Ein gewaltiges Gewicht drückte auf seine Lunge. Er versuchte zu sprechen, brachte jedoch
nichts heraus, wusste nicht, was er sagen sollte. Mitten in der hellen Sonne fühlte er sich, als steckte er in einem Sarg und würde lebendig begraben.
    »Wir haben deine Frau«, sagte der Kerl am Telefon.
    Mitch hörte sich fragen: »Warum?«
    »Na, was meinst du wohl, du Trottel?«
    Mitch meinte gar nichts. Er wollte nichts meinen. Er wollte sich keine logische Antwort ausdenken, denn jede mögliche Antwort hätte aus blankem Grauen bestanden.
    »Ich pflanze Blumen«, sagte er stattdessen.
    »Sag mal, stimmt was nicht mit dir, Rafferty?«
    »Das ist mein Beruf. Blumen pflanzen. Sprinkler reparieren. «
    »Bist du etwa bekifft?«
    »Ich bin bloß Gärtner.«
    »Also, wir haben deine Frau. Für zwei Millionen in bar kriegst du sie zurück.«
    Mitch wusste, dass es kein Scherz war. Wäre es ein Scherz gewesen, dann hätte Holly mitgespielt. Aber sie hatte keinen grausamen Humor.
    »Ihr habt einen Fehler gemacht«, sagte Mitch.
    »Hast du nicht gehört, was ich gesagt hab? Zwei Millionen. «
    »Mann, du hörst nicht zu. Ich bin ein Gärtner !«
    »Das wissen wir.«
    »Ich hab in etwa elftausend Dollar auf der Bank.«
    »Wissen wir auch.«
    Mitch war so voller Furcht und Verwirrung, dass kein Raum mehr für Zorn blieb. Gezwungen, die Sache klarzustellen, vielleicht mehr für sich als für den Anrufer, sagte er: »Ich hab bloß einen kleinen Zweimannbetrieb.«
    »Du hast bis Mittwoch um Mitternacht Zeit. Sechzig Stunden. Die Einzelheiten erfährst du später.«

    Mitch schwitzte. »Das ist völlig verrückt. Wie soll ich zwei Millionen Dollar auftreiben?«
    »Du findest schon einen Weg.«
    Die Stimme des Fremden klang hart und unerbittlich. In einem Film hätte man sie für den Tod verwenden können.
    »Das ist nicht möglich«, sagte Mitch.
    »Willst du sie noch mal schreien hören?«
    »Nein. Bitte
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