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Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Titel: Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)
Autoren: Saskia Berwein
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Anruf mit verstellter Stimme. Er sagte lediglich, wo wir suchen sollten. Der Anruf war nicht zurückzuverfolgen.«
    Ursprünglich hatte der Täter die Leiche vermutlich in der Nähe einer Brücke abgelegt, an der regelmäßig Jogger vorbeikamen. Nächtliche Regenfälle hatten aber dazu geführt, dass die Auffangbecken an einem Wasserspeicher überzulaufen drohten und deshalb geleert worden waren. Das hatte einen erhöhten Pegel und stärkere Strömung zur Folge gehabt, sodass die Tote gut zweihundert Meter abgetrieben worden war, an eine Stelle mitten im Wald, wo nie auch nur eine Menschenseele vorbeikam.
    Der Staatsanwalt fragte nicht nach diesen Einzelheiten, was Jennifers Vermutung bestätigte, dass er sehr viel mehr wusste, als er vorgab. Warum ließ er sie dann ihre kompletten Ermittlungsergebnisse vortragen? Sie kam sich plötzlich wie zu Schulzeiten bei einer mündlichen Prüfung vor.
    Da Grohmann sie nur weiterhin schweigend ansah, fuhr sie fort: »Er will, dass die Frauen gefunden werden. Der anonyme Hinweis zeigt, wie wichtig ihm seine Kunstwerke sind, und der aktuelle Fund unterstreicht das erneut. Für seine Werke geht er sogar Risiken ein, obwohl das sonst nicht seine Art ist, vorausgesetzt, man stuft seinen Anruf überhaupt als ernst zu nehmendes Risiko ein.«
    Jennifer ließ ihren Blick über die Fotos an der Wand schweifen. Eine widerwärtige und zugleich faszinierende Galerie des Todes, der sich auch Oliver Grohmann offenbar nicht entziehen konnte.
    »Die Bilder geben uns Rätsel auf. Wir haben sie einem Psychopathologen und einem Kunstprofessor vorgelegt. Es gibt Andeutungen und Beziehungen zu religiösen oder biblischen Themen, aber das sind Anlehnungen, die eher künstlerische Bedeutung haben und nicht in allen Bildern Verwendung finden. Menschliche Haut mit einer Klinge zu bearbeiten, die Haut als Leinwand zu gebrauchen lässt keine Feinarbeit zu. Die Bilder wirken deshalb wie grobe Skizzen, wenn sie auch überraschend detailreich sind. Der Kunstexperte meint, es gibt womöglich Vorlagen, die entweder der Täter geschaffen hat oder irgendein anderer Künstler.«
    »Selbst bei gewöhnlichen Bildern empfände ich die Motive als … merkwürdig bis verstörend, aber auch als markant«, räumte Grohmann offen ein. »Die Originale dürften nicht schwer zu finden sein.«
    »Wenn es sich um einen bekannten Künstler handeln würde, dann ja, doch diese Option hält unser Experte für ausgeschlossen.« Jennifer unterdrückte ein Seufzen. Die Abbildungen waren eine ihrer besten Spuren überhaupt gewesen. »Er hat Skizzen von den Schnitten angefertigt und sie an einige renommierte Institute und Verbände geschickt. Niemand konnte etwas mit den Bildern anfangen.«
    »In den Akten von Peters wird noch eine andere Möglichkeit erwähnt.« Der Staatsanwalt sah die Kommissarin fragend an.
    Jennifer spürte, dass sie langsam ungehalten wurde. Wenn er das meiste ohnehin in seinen Unterlagen stehen hatte, wieso fragte er sie nicht einfach nach den fehlenden Informationen? Sie erinnerte sich aber auch an ihre Absicht, besser mit ihm zurechtzukommen als mit seinem Vorgänger, deshalb biss sie die Zähne zusammen und rang sich zu einem neutralen Nicken durch.
    »Der Professor hat eventuell noch eine Möglichkeit, um gegebenenfalls existierenden Vorlagen auf die Spur zu kommen. Irgendein Informatiker-Künstler-Projekt, das dazu dienen soll, anhand von Skizzierungen das ganze Internet nach möglichen Übereinstimmungen zu durchsuchen. Ich nehme an, die eigentliche Absicht dahinter ist es, Plagiate aufzuspüren. Uns könnte es allerdings weiterhelfen. Leider ist es ein Projekt, das noch keine finanzstarken Investoren gefunden hat, und der Projektleiter befindet sich derzeit auf Reisen, weshalb wir mit diesem Experiment erst demnächst starten können.«
    Der Staatsanwalt ließ seinen Blick erneut über das Sammelsurium von Informationen an der Wand gleiten, bevor er Jennifer wieder direkt ansah. »Gibt es irgendeinen brauchbaren Hinweis auf die Motivation des Täters?«
    »Es gibt die sexuelle Komponente, bei der es vermutlich eher um das Ausüben von Macht geht. Seine Motivation ist gespalten. Zum einen scheint es ihm darum zu gehen, die Frauen zu zerstören. Auf der anderen Seite will er mit seiner Kunst etwas Bleibendes erschaffen.« Jennifer schüttelte leicht den Kopf. »Das Vorgehen dieses Kerls steckt voller Gegensätze. Er erstickt die Frauen und scheint darauf zu achten, dass sie dabei möglichst unversehrt
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