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Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Titel: Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)
Autoren: Saskia Berwein
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ein Rätsel. Tief in ihrem Innern wusste sie längst, dass sie in diesem Raum sterben würde.
    Er würde sie niemals lebendig gehen lassen.
    Als ihr dieser Gedanke zum ersten Mal gekommen war, hatte panische Angst von ihr Besitz ergriffen. Jede Faser ihres Körpers und jeder Winkel ihres Verstandes hatten sich gegen diese Gewissheit aufgelehnt. Doch inzwischen dachte sie anders darüber. Inzwischen hatte sie sich nicht nur damit abgefunden, zu sterben, sondern sehnte den Moment geradezu herbei.
    Denn nichts sonst würde ihre Qualen beenden. Sie hoffte, dass wenigstens dieser letzte Akt schnell vorübergehen würde. Sie hatte die Augen bereits wieder geschlossen, als sie gedämpfte Schritte und dann das Quietschen einer Tür hörte. Sie erkannte ihn am Klang seiner Schritte. Er war zurückgekehrt.
    Langsam umrundete er die Pritsche. Obwohl sie ihn nicht sah, wusste sie, dass seine Augen über ihren Körper glitten und er sich an dieser erniedrigenden Fleischbeschau ergötzte. Als er hinter ihr stehen blieb und freien Blick auf ihre zerschundene Scham haben musste, hörte sie ein kehliges Geräusch, eine Mischung aus einem Aufstöhnen und einem Glucksen.
    Einige Sekunden vergingen, dann packte er ohne jede Vorwarnung ihren linken Oberschenkel. Im nächsten Moment rammte er ihr zwei Finger in die Scheide.
    Obwohl sie ihre ganze Willenskraft aufbrachte, zuckte sie unwillkürlich zusammen. Den Schmerz nahm sie nur noch gedämpft wahr, trotzdem entrang sich ihren zusammengepressten Lippen ein Schrei, mehr aus Überraschung als vor Schmerz.
    Wieder stieß er einen dumpfen, kehligen Laut aus. Er lachte. Es erfreute ihn, dass sie wach war.
    Er zog sich aus ihr zurück, und sie bereitete sich innerlich darauf vor, dass er erneut seine Erektion oder irgendeinen Gegenstand unbarmherzig in sie hineinstoßen würde, als wäre sie ein totes, gefühlloses Stück Fleisch. Doch das geschah nicht. Sie hörte, wie er zur Seite trat, dann metallisches Klirren.
    Sie konnte nicht verhindern, dass sie sich anspannte. Was würde als Nächstes geschehen? Hatte er sich etwas Neues ausgedacht, um sie zu quälen? Obwohl sie nie gläubig gewesen war, betete sie nun abwechselnd um eine tiefe Bewusstlosigkeit und einen schnellen, baldigen Tod.
    Aber Gott hörte nicht zu. Er hatte ihr noch nie zugehört.
    Ihr Peiniger strich über ihren Rücken. Seine Handfläche war kühl und feucht. Es war eine beinahe zärtliche Geste. »Perfekt«, flüsterte er. »Einfach perfekt … «
    Er schien mit einer Hand ihre Haut in Höhe der Nieren zu straffen. Was hatte er vor?
    Der plötzlich einsetzende Schmerz, als er mit einer scharfen Klinge in ihre Haut schnitt, ließ sie aufschreien.

1
    Sie trat heftig auf die Bremse, und das Auto kam beinahe augenblicklich zum Stehen. Mit zusammengekniffenen Augen stierte sie in die Dunkelheit, dann kontrollierte sie noch einmal die Daten des Navigationssystems. Von der Straße führte ein wenig einladend aussehender Weg in den Wald, doch kein Schild wies darauf hin, dass sich dort ein Parkplatz für Wanderer befand.
    Dennoch, irgendwo in dieser Richtung musste ihr Ziel liegen. Sie zuckte die Schultern, legte den ersten Gang ein und lenkte ihren VW auf den unwegsamen Pfad, dessen Zustand sich mit jedem Meter verschlechterte. Vor ihr taten sich so tiefe Löcher auf, dass der Unterboden des Autos mehrfach über die Erde schrammte. Gebüsch und Grünzeug ragten über den Weg und wirkten im Licht der Scheinwerfer wie dürre Arme, die nach ihrem Wagen griffen.
    Äste schabten zu beiden Seiten über die Fenster. Sie war bereits kurz davor, anzuhalten und den Rückwärtsgang einzulegen, als sich das Gehölz zu einer kleinen, halb zugewachsenen Lichtung hin auftat. Ein in die Jahre gekommener Opel Corsa mit lächerlich großem Auspuff nahm fast den gesamten freien Platz ein.
    Sie schaffte es, den VW neben den Opel zu quetschen. Wer auch immer diese Lichtung als Parkplatz bezeichnete, musste eine besondere Art von Humor haben. Wenigstens bestätigte das Kennzeichen des Corsa, dass sie hier richtig war.
    Jennifer warf einen Blick auf die Uhr. Halb drei. Der Anruf hatte sie vor gut einer Stunde geweckt. Wenn sie Glück hatte, waren das Team der Spurensicherung und der Leichenbeschauer schon vor Ort.
    Jennifer kramte im Handschuhfach nach einem Haargummi, die Suche blieb allerdings erfolglos. Sie würde ihre vom Kopf abstehenden braunen Haare nicht bändigen können. Die Frisur passte aber immerhin zu den tiefen Schatten unter ihren
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