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Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Titel: Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)
Autoren: Saskia Berwein
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sie von ihrem eigenen Geld gekauft hatte. Zwar waren sie in einiger Hinsicht besser ausgestattet als andere Behörden, doch an den wichtigsten Stellen fehlten noch immer die Mittel. »Fehlen« war eigentlich der falsche Ausdruck, genau genommen wurde das Geld einfach nur für unnötige und noch dazu teure Prestigeprojekte verschwendet.
    Gerade als der Drucker zu arbeiten begann, tauchte Grohmann in ihrem Büro auf. Er schenkte ihr ein entschuldigendes Lächeln, machte sich jedoch nicht die Mühe, seine Verspätung zu erklären.
    Noch bevor sie ihm den Stuhl an Marcels Schreibtisch anbieten konnte, der ihrem genau gegenüber stand, blieb sein Blick an der Wand hängen, die gänzlich dem Fall des »Künstlers« gewidmet war. Er pfiff durch die Zähne.
    Dort hingen Fotos und Informationen zu den fünf Opfern, die sie bisher zu beklagen hatten. Bilder der Frauen zu Lebzeiten und in dem Zustand, in dem man sie gefunden hatte, jeweils ein Foto ihres zu einer morbiden Leinwand verunstalteten Rückens sowie Bögen mit den Eckdaten der Opfer.
    Zusätzlich hing noch eine Karte von Lemanshain an der Wand, die mit verschiedenfarbigen Stecknadeln gespickt war, um alle Orte, die mit den Opfern und dem Fall in Verbindung standen, zu markieren. Es war eine kunterbunte Ansammlung, die keinerlei Übereinstimmungen oder Muster zeigte.
    Grohmann setzte sich hinter Marcel Meyers Schreibtisch, ohne den Blick von der Wand zu nehmen.
    Jennifer ließ ihm eine Minute, dann sagte sie: »Was genau wollen Sie wissen?« Ebenso gut hätte sie fragen können, was er in den Akten seines Vorgängers vermisste.
    Er drehte sich ihr schließlich zu. »Geben Sie mir einen Gesamtüberblick, ganz so, als ob ich bisher noch überhaupt nichts wüsste. Lassen Sie dabei unseren aktuellen Fund erst einmal außen vor, da der ja etwas Besonderes zu sein scheint.«
    »Okay.« Jennifer war von dieser Vorgabe ein wenig überrascht, ließ sie jedoch unkommentiert.
    Ihre Handbewegung schloss die gesamte Wand ein. »Wir haben seit Januar fünf weibliche Opfer gefunden. Es gibt zwischen den Frauen keine hervorzuhebenden Gemeinsamkeiten. Die Opfer waren zwischen neunzehn und vierundfünfzig Jahre alt, ethnische Zugehörigkeit, Aussehen, Familienstand, Berufstätigkeit, Kleidung, Wohnsituation … alles unterschiedlich.«
    »Er bevorzugt also keinen bestimmten Typus Frau?«, mutmaßte Grohmann.
    Jennifer irritierte der Einwurf für den Bruchteil einer Sekunde, denn mit genau dieser Feststellung hatte sie fortfahren wollen. »Davon gehen wir aus. Unter Berücksichtigung aller uns bekannten Faktoren scheint er seine Opfer vollkommen willkürlich auszuwählen.«
    Sie selbst glaubte allerdings, dass das nicht zwingend der Fall war. Es musste irgendeinen Auslöser, irgendein Merkmal geben, doch diesen Gedanken behielt sie für sich. »Nachdem er seine Wahl getroffen hat, bereitet er sich sehr sorgfältig vor. Das schließen wir zum einen aus der Zeit, die zwischen den Morden verstreicht, zum anderen aus seinem professionellen Vorgehen. Er handelt planvoll und hält sich dabei an ein ziemlich einheitliches Muster.«
    Jennifer zählte die einzelnen Punkte unbewusst an den Fingern ab. »Die Opfer wurden, soweit wir die Taten rekonstruieren konnten, im Dunkeln oder zumindest in der Dämmerung entführt. Der Täter hält sie mehrere Tage an einem uns unbekannten Ort fest und vergewaltigt sie mehrfach. Seine Kunstwerke schneidet er ihnen noch zu Lebzeiten in den Rücken, und sobald diese Arbeit abgeschlossen ist, bringt er sie um.«
    »Ohne Spuren zu hinterlassen«, fügte der Staatsanwalt ruhig hinzu. Ganz so löchrig konnten die Akten seines Vorgängers also doch nicht sein.
    Jennifer nickte. »Er versteht sich bestens darauf, mögliche Spuren zu beseitigen. Die Untersuchungen haben ergeben, dass er die Toten unter anderem in Bleiche badet. Darüber hinaus legt er sie vollkommen nackt in fließenden Gewässern ab, allerdings an Stellen, an denen sie nicht von der Strömung mitgerissen werden können. Er achtet darauf, dass die Frauen gefunden werden, bevor sein Kunstwerk Schaden nehmen kann. Alle fünf Opfer wurden innerhalb von zwölf Stunden nach ihrem Tod gefunden.«
    Grohmanns Blick wanderte für einen kurzen Augenblick nachdenklich zurück zur Wand. »Bei der dritten Toten ist sein Plan allerdings nicht aufgegangen, richtig? Er selbst hat einen anonymen Hinweis abgegeben?«
    »Das stimmt. Circa vierzehn Stunden, nachdem er die Frau in einem Bachbett abgelegt hatte, kam der
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