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Todeszauber

Todeszauber

Titel: Todeszauber
Autoren: Arthur W. Upfield
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eine Andeutung, als sei etwas faul an der Geschichte. Anscheinend glaubt er, die Schwarzen könnten Anderson umgebracht haben, als Rache für Inky Boy.«
    »Ach, das ist doch Unsinn!« erwiderte Gordon voller Überzeugung. »Sehen Sie, Sergeant, wenn die Schwarzen sich hätten rächen wollen, würden sie nicht so lange gewartet haben. Außerdem hätte ich es unbedingt erfahren.«
    »Ich bin in diesem Punkt durchaus Ihrer Meinung«, erwiderte Blake. »Wahrscheinlich liegt Anderson irgendwo mit einem gebrochenen Bein. Und wenn sie ihn nicht finden sollten, können wir praktisch überall nach ihm suchen. Gute Nacht!«
    »Gute Nacht, Sergeant. Ich bringe so schnell wie möglich einen Spurensucher nach Karwir. Ich bin sicher, daß Jimmy Partner mitkommt.«
    Aber Jeffery Anderson wurde weder von den Leuten auf Karwir noch von den Schwarzen gefunden, die John Gordon drei Tage, nachdem der Schwarze Kaiser vor dem Tor gefunden worden war, mitbrachte.
    Der Mai verging, der Juni – und immer noch blieb Jeffery Anderson im Busch verschwunden.
    Der alte Lacy klagte nun ganz öffentlich die Kalchut an, Anderson ermordet und verscharrt zu haben, während die Gordons, Mutter und Sohn, die Eingeborenen leidenschaftlich verteidigten. Sergeant Blake und sein Wachtmeister befragten viele Leute und fertigten eine Menge Protokolle an, aber einen brauchbaren Hinweis erhielten sie nicht. Schließlich schrieb der alte Lacy an den Polizeichef von Queensland und sagte offen, was er von der Polizei im allgemeinen und der von Queensland im besonderen hielte.
    Der Juli ging ins Land, der August wich dem September, aber der Busch hatte Jeffery Anderson noch immer nicht freigegeben.
     
     
     
    3
     
    Bei gutem Wetter traf das Postauto aus St. Albans jeden Dienstag gegen Mittag in Opal Town ein. Der 21. September war ein schöner, warmer Tag, und das Postauto war pünktlich. Ein junger Mann kroch hinter dem Steuer hervor und stieg aus. Er sah sich um und erblickte Sergeant Blake vor der Tür des Postamts.
    »Tag, Sergeant!« rief er gutgelaunt.
    Sergeant Blake, der Zivil trug, erwiderte den Gruß und musterte die Fahrgäste. Die beiden Viehhüter, die ihm zunickten, kannte er. Aber als er den dritten Passagier sah, kniff er die Augen zusammen. Dieser Mann trug städtische Kleidung und einen schweren Koffer. Er war von durchschnittlicher Größe und Gestalt. Bemerkenswert war vor allem seine dunkle Hautfarbe, zu der die blauen Augen und die weißen Zähne einen scharfen Kontrast bildeten. Der Fremde lächelte und sprach mit dem Chauffeur, der in den Postsäcken wühlte, dann blieb er zögernd an der Bordsteinkante stehen und betrachtete das Hotel, das sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite befand, während die übrigen Passagiere und der Chauffeur im Postamt verschwanden.
    Als sich der Fremde mit schlanken Fingern eine Zigarette drehte, hielt Blake den Moment für gekommen, einmal zu hören, was dieser Stadtmensch hier im Busch wollte.
    »Bleiben Sie lange in Opal Town?«
    Der Fremde drehte sich um und musterte sein Gegenüber, wobei er zwinkerte.
    »Ich hoffe nicht«, erwiderte er gleichmütig. »Sie sind Sergeant Blake?«
    »Der bin ich«, antwortete der Polizeibeamte reserviert.
    »Dann werden Sie – so hoffe ich wenigstens – über mein Kommen erfreut sein. Ich bin Inspektor Napoleon Bonaparte.«
    Blake riß erstaunt die Augen auf. Napoleon Bonaparte! Was hatte er nicht schon alles von diesem großartigen Kriminalisten gehört!
    »Und wie ich mich freue, Sir!« sagte er aufrichtig. »Allerdings hatte ich keine Ahnung, daß Sie heute eintreffen. Man hat mich nicht benachrichtigt.«
    »Ich komme gern unangemeldet«, murmelte Inspektor Bonaparte und blickte zum Postamt.
    »Werden Sie im Hotel wohnen?« fragte der Sergeant. »Das werde ich entscheiden, sobald wir uns unterhalten haben. Meinen Koffer werde ich inzwischen im Postamt lassen.«
    Blake brachte das Gepäckstück zur Aufbewahrung, dann gingen die beiden Männer zur Polizeistation, die am Ende der Straße lag. »Ich glaube, wir werden gut zusammenarbeiten«, meinte der Inspektor. »Aber ich möchte Sie bitten, Sergeant, mich ganz einfach Bony zu nennen. Wenn man mich mit ›Sir‹ oder ›Inspektor‹ anredet, fühle ich mich höchst unbehaglich.«
    Blake warf Napoleon Bonaparte einen mißtrauischen Seitenblick zu. Er hatte den Eindruck, dieser Mischling machte sich über ihn lustig, und hütete sich infolgedessen, etwas darauf zu erwidern. Bony musterte ihn kurz und bemerkte
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