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Todeszauber

Todeszauber

Titel: Todeszauber
Autoren: Arthur W. Upfield
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nachdem er überzeugt war, daß seine Pfeife gut brannte, kam der Sergeant diesem Wunsch nach, und man merkte deutlich, daß er seine Worte sorgfältig wählte.
    »Ich will mit dem alten Lacy beginnen. Man nennt ihn hier allgemein nur den alten Lacy. Er gründete Karwir kurz nach der Jahrhundertwende. Er besaß nicht viel Geld und mußte deshalb gewaltig schuften. Dann heiratete er, und da seine Frau etwas Vermögen besaß, begann er mit der Viehzucht. Er ist schon weit über Siebzig, geht aber glatt für Fünfzig weg. Man munkelt, daß er eine Million wert ist – eine Million gute australische Pfunde! Und wenn Sie ihn einmal so richtig in Wut bringen wollen, brauchen Sie ihn nur zu fragen, warum er sich nicht zur Ruhe setzt und in die Stadt zieht. Einmal wöchentlich kommt er nach hier und hält Gericht. Ganz gleich, was der Delinquent angestellt hat, der alte Lacy verhängt eine Strafe von zwei Pfund, auch wenn die Strafe eigentlich fünf Shilling oder fünfzig Pfund betragen müßte. Er hat zwei Kinder. Eric ist fünfundzwanzig, wohl der populärste Mann im ganzen Bezirk. Der alte Lacy ist vernarrt in seinen Sohn und gibt ihm eine Menge Geld, aber das ist dem Jungen nie in den Kopf gestiegen. Er besitzt den Flugschein, kam aber nicht zur Air Force. Er hat eine eigene Maschine, mit der er in der Gegend herumfliegt, außerdem führt er die Bücher. Diana, seine Schwester, ist gerade zwanzig Jahre alt. Seit sie vor zwei Jahren aus der Schule gekommen ist, führt sie den Haushalt. Ein ganz reizendes Ding. Das wären also die Lacys.«
    Der Sergeant klopfte die Pfeife aus und stopfte sie neu.
    »Ungefähr zu der Zeit, als der alte Lacy Karwir übernahm, eröffnete John Gordon nördlich davon die Meena-Station«, fuhr er fort nachdem die Pfeife wieder brannte. »Herrenhaus und Nebengebäude liegen am Ostufer eines schönen Sees, der dieses Jahr völlig ausgetrocknet war. Um den Besitz des Grünen Sumpfes führte er mit dem alten Lacy einen langen Kampf, und als der ihn schließlich bekam, war der erste Gordon bis an sein Lebensende erbittert. Dann übernahm sein Sohn die Viehstation, bis er vor zwölf Jahren mit seinem Pferd stürzte, wobei er ums Leben kam. Die Frau des zweiten Gordon, eine prächtige Frau, führte dann die Station, bis ihr Sohn, John Gordon III., alt genug war, um den Platz seines Vaters einzunehmen. Es sind ehrenwerte Leute. Sie leben sehr zurückgezogen und haben den Schutz unserer Eingeborenen übernommen. Diese Schwarzen gehören zum Stamm der Kalchut vom Volke der Worgia. Die Gordons mögen es nicht, wenn sich jemand in ihre Angelegenheiten einmischt, und da die Straße in, Meena endet – dahinter dehnt sich die Wüste –, läßt man die Gordons und ihre Eingeborenen in Ruhe.
    Die Mackays hingegen sind ganz anders – anders als die Lacys und anders als die Gordons. Ihr Weidegut hat ungefähr die Größe von Meena, also nur hundertzwanzigtausend Hektar, aber es ist unfruchtbares Land. Mackay ist seit fünfzehn Jahren gelähmt. Seine Frau starb vor vier Jahren. Es sind drei Jungen und zwei Mädchen im Alter von fünfundzwanzig bis sechzehn vorhanden. Die Jungen sind wild und haben immer mehr Geld, als die Station abwerfen dürfte. – Ich glaube, das wäre alles, was es zu erzählen gibt.«
    »Sehr gut, Sergeant. Nun wissen wir, in welcher Umwelt Anderson gelebt hat. Jetzt erzählen Sie mir mal von ihm.«
    »Hm. Als Anderson verschwand, war er ungefähr fünfunddreißig. Er kam mit fünfzehn oder sechzehn als ein ausgesprochenes Greenhorn nach Karwir, und er ist bis zuletzt ein Greenhorn geblieben. Der alte Lacy hat ihn hart angepackt, aber der schwerste Schlag war es für Anderson, als er nicht den Verwalterposten erhielt. Vor einigen Jahren ging nämlich der frühere Verwalter weg. Als der junge Lacy nach Hause kam, wurde allgemein erwartet, der alte Herr würde Anderson rauswerfen, aber er behielt ihn dann doch. Anderson war ein ausgezeichneter Reiter. Er war groß, sah gut aus, war aber jähzornig und besaß eine Neigung zur Grausamkeit.
    Die ersten Scherereien gab es wegen einer jungen Eingeborenen, die Mrs. Lacy als Hausmädchen beschäftigte. Es gab einen großen Wirbel, und die Eltern des gegenwärtigen John Gordon weigerten sich, jemals wieder zu gestatten, daß eine weibliche Eingeborene auf Karwir arbeitete.
    Dann schlug Anderson einen gewissen Wilson zusammen. Dieser Mann ist bekannt unter dem Namen Bill der Wetter. Wilson lag neun Monate im Krankenhaus. Der alte Lacy übernahm alle
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