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Todesspur

Todesspur

Titel: Todesspur
Autoren: Susanne Mischke
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Küche!«
    Tians Lächeln trifft auf ihren strengen Blick. »Oda, wie schlecht kennst du mich eigentlich?«
     
    Julian Tiefenbach horcht an der Wohnungstür. Ja, sie muss zu Hause sein, er hört Schritte. Die Kühlschranktür. Ein Stuhl. Dann ihre Stimme, er kennt sie vom Telefon. Mit wem spricht sie? Telefoniert sie? Er kann die Worte nicht genau verstehen, aber es klang wie »Hau bloß ab«. Hat sie ihn etwa bemerkt? Er überlegt, ob er klingeln soll, entscheidet sich dann aber dafür, sie zu überraschen. Ein herzhafter Tritt, und das Türschloss ist hinüber.
    »Was, zum Teufel  … «
    Sie kommt aus der Küche, sieht ihn, weicht zurück. Zu spät. Schon hat er sie an der Gurgel, so wie vorhin die schwarze Nutte. Aber diese hier ist dürr wie eine Zaunlatte. Obwohl er Lederhandschuhe trägt, ekelt es ihn, als er seine Hand auf ihren zu stark geschminkten Mund presst. Mit dem Fuß schiebt er die Wohnungstür zu. Das Schloss funktioniert nicht mehr, sie bleibt einen Spalt offen. Egal, er wird sich hier nicht lange aufhalten. Er zieht die Pistole, hält sie ihr an den Kopf und löst die Hand von ihren Lippen. »Ein Laut, und du bist tot!«
    Er drängt sie zurück in die Küche, platziert sie auf einen Stuhl. Ihre Beine erinnern ihn an Hähnchenflügel, die zu lange auf dem Grill gelegen haben. Ihm graust noch mehr als vorhin im Bordell, und für einen Moment muss er daran denken, dass sein Leben vor drei Tagen noch relativ normal war, und jetzt ist es, als wäre er im Krieg, seinem ganz privaten Krieg: Er bringt Menschen um, weil er es tun muss – und kann.
    In solch einer verkommenen Wohnung ist er noch nie gewesen. Oder doch, als Kind, bei seiner Großmutter, als die schon nicht mehr ganz richtig tickte. Und wie es hier stinkt! Nach ungewaschenen Körpern, billigem Parfum, Alkohol, und da ist noch ein Geruch, beißend, scharf.
    »Hast du mich von hier aus angerufen?«
    »Was?«
    »Hast du mich von hier aus angerufen?«, wiederholt er. Verdammt, jetzt tränen plötzlich seine Augen, das muss an der Luft hier drin liegen, die ist zum Schneiden.
    »Nein«, antwortet Stella.
    »Vom Handy?«
    »Telefonzelle.«
    Sehr gut. Er steckt die Pistole in die Innentasche seines Jacketts. Er muss sie leise töten, ein Schuss hier im Haus wäre zu riskant.
    »Was soll das? Wo ist mein Geld?«, hört er diese ekelhafte Person nun tatsächlich fragen. Die hat vielleicht Nerven! Ein Schatten huscht vorbei, verschwindet unter dem Küchentisch. Jetzt weiß er auch, wonach es hier so stinkt: nach Katze! Nach von Katzen verpissten Teppichen und Sesseln und einem tagelang nicht geleerten Katzenklo, genau wie damals bei seiner Großmutter. Er hasst Katzen, und vor allen Dingen hasst er ihre Haare. Seine Augen brennen wie Feuer, er muss hier weg, es muss jetzt schnell gehen. Stella ist aufgesprungen und hält nun ein Küchenmesser in der Hand, so viel kann er durch den Schleier seiner Tränen noch erkennen. Julian Tiefenbach stößt einen hämischen Lacher aus, vielmehr möchte er das tun, aber plötzlich ist seine Zunge völlig trocken, und nicht nur die Zunge, auch der Hals. Er muss niesen, und noch während er niest, kreischt die Nutte, er solle sofort verschwinden, sie würde ihn sonst abstechen. Ein harter Schlag gegen ihren Arm, und das Messer knallt gegen die Wand und fällt auf den Boden. Etwas donnert gegen seinen Kopf, es ist eine Flasche, sie hat ihn nicht richtig getroffen, der Schlag ist nicht das Problem, aber Tiefenbach hat auf einmal das Gefühl, als zöge jemand von innen seinen Hals zu wie einen Turnbeutel. Er ringt nach Luft, will schlucken, aber es geht nicht, es geht einfach nicht. Seine Augen jucken und tränen jetzt, als hätte er eine Ladung Pfefferspray abbekommen. Irgendwie bekommt er aber dennoch den dürren Hals dieser Nutte zu fassen. Er drückt zu. Na also, sie hört endlich auf zu kreischen. Doch die Anstrengung kostet ihn Luft, kostbare Atemluft …
    »Polizei! Loslassen, oder ich schieße!«
    Verdammt! Tiefenbach wendet sich um, die zappelnde Alte noch immer im Würgegriff. Schemenhaft erkennt er eine Frau, die mit nach vorne gestreckten Armen im Türrahmen steht. Sie richtet eine Waffe auf ihn, tatsächlich.
    »Loslassen, Hände an die Wand!«
    Er möchte etwas sagen, aber sein Hals ist zu, seine Zunge wird immer dicker und fühlt sich an, als sei sie voller Katzenhaare, nein, als würde sie nur noch aus Katzenhaaren bestehen. Und da ist sie schon wieder, diese gottverdammte Katze, er hört sie maunzen,
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