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Todesspiel

Todesspiel

Titel: Todesspiel
Autoren: R.Scott Reiss
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noch an die Priester?«, fragte Cizinio. »Sie haben uns gesagt, sie würden den besten Englischschüler mit nach Detroit nehmen. Dann haben sie die Schule geschlossen und sind wieder nach Hause gefahren. Ich konnte viel besser Englisch als du, aber ich bin nie nach Detroit gekommen.«
    Cizinio den Rücken zugewandt, trat Rubens zu Estrella, um sie zu beruhigen. Ihre Augen waren gerötet und geschwollen. Sie weinte noch heftiger. An Gesicht und Hals hatte sie keine Male, aber als er blaue Flecken an ihren Armen entdeckte, wuchs seine Wut. Cizinio rührte sich nicht von der Stelle und gab sich so gelassen, als hätte er alle Zeit der Welt.
    »Diese Priester waren Lügner«, sagte Cizinio.
    »Geht es dir gut, Estrella?« Rubens kam sich töricht vor, so eine dumme Frage zu stellen. Natürlich ging es ihr nicht gut.
    »Papa, er hat gesagt, er würde dich töten.«
    »Ich werde dich von hier fortbringen. Hat er dir weh getan?«
    »Nur ein bisschen.«
    »Diese Priester …«, Cizinio imitierte ihren Singsang.
    »Oh, Detroit wird dir gefallen, Cizinio. Wir werden dir das glorreiche Amerika zeigen.«
    »Sie waren selbst auch verwundert, als sie wieder zurückmussten«, entgegnete Rubens, um Zeit zu schinden. »Sie haben nicht gelogen. Man hat ihnen die Mittel gestrichen.«
    »Rosa hat mich auch belogen. Und jetzt Nestor. Komisch. Du bist der Einzige, der mich nie belogen hat, Rubens.«
    »Lass Estrella gehen«, sagte Rubens. »Ich werde hierbleiben.«
    Cizinio trat zwei Schritte vor, als hätte der Vorschlag ihn wütend gemacht. Doch dann hielt er inne. Er würde sich nicht hetzen lassen. Direkt hinter Cizinios Schulter entdeckte Rubens Christa auf einem der kleinen quadratischen Bildschirme. Sie spähte zu dem Gebäude herüber. Wenn die Polizisten das Gelände stürmten, könnten sie die Tür des Lagerhauses erreichen, allerdings würden die Hunde anschlagen. Sie rührten sich nicht. Sie waren blind. Und sobald sie die Türen öffneten, würden die Granaten ohnehin explodieren.
    »Sie hat Rosas Gesicht«, sagte Cizinio.
    »Ich bin derjenige, den du haben willst.«
    »Ich habe sie verbrannt«, sagte Cizinio mit Tränen in den Augen. »Aber sie geht nicht weg. Wie kann das sein?«
    Estrella atmete schwer.
    Rubens warf einen Blick auf die Waffe in Cizinios Hand. Das Brecheisen lag etwa drei Meter von ihm entfernt auf dem Schreibtisch. Er hatte Rosa versprochen, ihre Tochter zu beschützen. Seine Angst um sie hämmerte in seinem Hinterkopf.
    Cizinio sagte: »Ich sehe sie in meinen Träumen. Sie zeigt auf mich. Aber sie hat mich verlassen.«   »Warum hast du Estrella nicht von hier weggebracht? Du hättest genug Zeit gehabt. Du wusstest, dass die Polizei hier aufkreuzen würde.«
    Cizinio breitete die Arme aus. »Du kennst Jack Nestor nicht.«
    Rubens streckte die Hand aus, um das Klebeband zu entfernen.
    »Nein!«
    Rubens kochte vor Wut. Er spürte, wie das Blut in seinen Fingern pulsierte. Er wusste kaum noch, wie er sich beherrschen sollte. Aber er würde nur eine Chance haben. Seine Sinne liefen auf Hochtouren wie Flugzeugmotoren kurz vor dem Start.
    Cizinio sagte: »Rubens, lass uns das Tierlotto spielen.«
    Wovon zum Teufel redet er?
    Dann tat Cizinio etwas Erstaunliches. Er sah Rubens in die Augen, langte hinter sich, und als sein Arm wieder zum Vorschein kam, lag seine Pistole auf dem Schreibtisch hinter ihm.
    Cizinio – nun unbewaffnet – breitete die Arme aus.
    Rubens nahm Anlauf und stürmte mit gesenktem Kopf und ausgestreckten Armen auf ihn zu. Er rammte Cizinio, der rückwärts gegen den Schreibtisch krachte. Seine Wut verlieh Rubens Bärenkräfte. Cizinio umschlang ihn mit den Armen, wirbelte herum und hob ihn tatsächlich in die Luft. Auch er war im Adrenalinrausch.
    Sie prallten vom Schreibtisch ab. Rubens stieß Cizinio gegen die dicke Glaswand des Büros, deren Schwingung Cizinio zu Rubens zurückwarf. Ein Computer kippte um. Estrella stieß schrille Schreie aus. Rubens heulte vor Schmerz auf, als er mit der Wunde gegen den Schreibtisch schlug. Ein Computermonitor baumelte, nur an einem Kabel hängend, vom Schreibtisch herunter. Cizinio packte Rubens am Hals, aber der riss die Arme hoch, so dass sich sein Griff lockerte. Sie rangen miteinander. Cizinio tauchte ab und holte mit der Faust aus. Er traf Rubens am Oberschenkel neben der Wunde. Heißer Schmerz durchfuhr ihn.
    Sie ließen voneinander ab und standen sich schwer atmend gegenüber. Ein demolierter Monitor qualmte. Auf einem anderen Monitor, der
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