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Todessphaere

Todessphaere

Titel: Todessphaere
Autoren: Thomas Rabenstein , Volker Ferkau
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das schon bedenklich durchhing. Sie hatten nichts mehr zu verlieren, und wenn sie schon sterben mussten, konnte es auch mit einem schrägen Lachen in der Kehle sein. Oder, indem man mit außerirdischem Sand sprach.
    »Hab’s gleich. Noch ein paar Kontakte, dann können wir starten«, stöhnte Dimitrij und Metall klickerte auf Metall.
    Dann geschah das Unvorstellbare.
    Der Sand auf dem Tisch formte sich zu einer ovalen Scheibe, wölbte sich nach außen, sah nun aus wie ein Deckel und bildete ein menschliches Gesicht nach. Eine schwarze Maske mit unverkennbaren Augen, einer flachen Nase und einem Mund.
    Svea verdrängte ihr Grauen, verdrängte die ablaufende Zeit und flüsterte: »Tut uns bitte nichts. Wir sind friedvoll.« Sie stand auf und beobachtete das Gesicht von oben. Schwarze Augen sahen sie an. Eine außerirdische Totenmaske.
    Alle, bis auf Dimitrij, standen um den Tisch herum, während die Phoenix bedenklich zitterte, ein Raumschiff im Maul der Unendlichkeit, kurz davor, gefressen zu werden.
    »Mein Gott«, stieß Gordon hervor und nahm seine Brille ab. »Es versucht, zu sprechen.«
    Das schwarze Gesicht bewegte sich, die Lippen formten Worte.
    »Das gibt es nicht!«, brüllte Dimitrij. Er sprang auf und warf ein Werkzeug auf den Boden. »Mir fehlen die, mir fehlen die verdammten ... Liebe Güte, es ist immer die letzte Schraube, die verrostet ist, immer dasselbe ... Seit Jahrhunderten dasselbe.« Er verstummte und kam zu ihnen. »Da leck mich doch einer. Es sah so gut aus. Oh verdammte Scheiße! Alles umsonst!«
    Die schwarzen Sandlippen bewegten sich , und alle versuchten, die Worte zu lesen. Man ignorierte Dimitrij. Der Kontakt zum fremden Leben war viel zu faszinierend. Nun waren sie wieder Wissenschaftler und vergaßen die nicht mehr existierende Zukunft.
    Noch elf Minuten!
    Die Lippen des Aliens bewegten sich und zitterten.
    Dann kehrte die Realität zurück. »Wir sterben«, sagte Min-Hae Choung leise. »Dimitrij hat es nicht geschafft. Hört ihr? Wir werden nicht starten.«
    »Ja, wir sterben«, zischte der Russe hinter ihr, und es klang wie ein Fluch, wie ein letzter Fluch, den er dem Unvermeidbaren entgegenschleuderte. »Es ist vorbei. Mir fehlen die refraktären Leiter. Wärmeleitfähigkeit 2-Low. Einfach gesagt, eine gottverdammte simple Glasfaserverbindung. Wer uns den Datenverteiler geschenkt hat, hat ein defektes Sonderangebot gekauft oder sich einen üblen Scherz mit uns erlaubt.«
    Der Mund des schwarzen Sandes bewegte sich immer noch, doch niemand war des Lippenlesens mächtig. Gordon konzentrierte sich auf die Bewegungen. » Hilfe , sagt es«, murmelte er. »Dieselben Lippenbewegungen wie bei meiner Mutter, als sie schwer krank wurde und nicht sprechen konnte. Sie starb ... sie starb, obwohl sie es nicht gemusst hätte ... Hilfe ... da, wieder. Ich frage mich, woher es unsere Sprache kennt, aber es ist eindeutig dieses Wort.«
    Hilfe!
    »Und wenn schon ...«, sagte Dimitrij. »Gleich ist der Sauerstoff zu Ende. Selbst, wenn wir jetzt losfliegen, werden wir es nicht überleben.«
    Alle fuhren zu ihm herum, starrten ihn an , und eine erbärmliche Stille breitete sich aus. Er hatte gesagt, was jeder wusste. Er hatte mit diesen Worten den Sargdeckel geschlossen. Und unvermittelt begriffen die Brains, dass sie etwas vergessen hatten:
    Sich voneinander zu verabschieden!
    Sich von Erinnerungen zu lösen, von dem, was sie bedrücken mochte, von allem Weltlichen.
    Dafür blieben ihnen nicht mehr als fünf Minuten.
    Die Reise der Phoenix mit der Signatur 2088SEP15MAG01 war beendet.
    Und der Sand bewegte die Lippen und sprach unhörbar.

Erwachen I,II, III, IV, V.1

    Seit zweihundert Jahren beschrieb man Träume als bizarre oder halluzinatorische mentale Aktivitäten, die während eines Kontinuums an Schlaf- und Wachstadien einsetzten. Daran hatte sich nichts geändert.
    Experimentell-biologisch war man so schlau wie zu allen Zeiten. Man wusste nur wenig.
    Letztendlich blieb der Traum eine Welt hinter der bekannten, die man besuchte wie das Weltall, ohne zu wissen, was einen erwartete.
    Ein Traum ist kein bequemer Weg, und zu den persönlichen Sternen führt er schon gar nicht. Wenn sich jedoch Träume begegnen, kann es sein, dass sie eine unheilige Liaison eingehen und ein Gesamtbild ergeben, welches die Träumenden erschüttert.
    (Leonie! Ich vermisse dich! Was habe ich nur falsch gemacht?)
    (Oh, wunderbares Alien! Du hast mich betört, deinen Freund zu töten! Ich bin die Retterin!)
    (Mutter, die
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