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Todessphaere

Todessphaere

Titel: Todessphaere
Autoren: Thomas Rabenstein , Volker Ferkau
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Hand strich sie den Sand von Gordons Körper, was einer Sisyphusarbeit gleichkam. Weggewischt wurde er direkt ersetzt, und die Schicht wurde immer dicker.
    Gordon stemmte sich stöhnend hoch, schüttelte sich wie ein Hund, und seine Hände und Knie sanken immer tiefer ein. Er starrte Svea an. »Es frisst mich.«
    »Steh auf, Mann!«, rief Svea, und sie und Min halfen dem Astrophysiker auf die Beine, was sehr anstrengend war, denn nun klammerte der Sand sich an Gordons Beine, dicke Klumpen, die wie Wespennester aussahen. Von seinem Rücken rieselte der Sand zu seinen Artgenossen.
    »Das Zeug ist schwer wie Blei«, stöhnte er. »Es zerrt an mir, warum ausgerechnet an mir?«
    »Weil du ein süßer Typ bist«, flappste Min , und Gordon grinste schief, während Svea nach den Sandbeulen trat, die auseinanderspritzten wie Horden von Ameisen. Gordon war halbwegs frei, doch durch das Haar rieselte Sand in seinen Nacken. »Oh nein!«, schrie er. »Das juckt. Sie beißen mich! Verdammt, das ist unerträglich!«
    Svea griff die Box und zerrte sie hinter sich her. »Kommt, kommt mit. Wir haben es gleich geschafft.«
    Nur noch ein paar Schritte. 100 Meter vielleicht. Sie fielen ihr schwer, denn die höhere Schwerkraft drückte sie nach unten.
    Vor ihr öffnete sich der Boden.
    Svea schrie vor Schreck und versuchte, sich irgendwo festzuhalten, doch das war unmöglich. Sie rutschte aus und nach unten. Auf dem Hinterteil sauste sie in die Kuhle, und kaltes Grausen überfiel sie.
    Während einer Mission konnte man sterben. Das war jedem Raumreisenden klar, doch wenn es so weit war, hatte der Tod dieselbe Qualität wie bei jedem anderen Menschen. Man wollte ihn nicht und versuchte, sich dagegen zu wehren.
    Svea versuchte, sich festzuhalten und fragte sich, wie tief sie noch rutschen würde. Sie konnte nicht mehr über den Rand der Kuhle blicken.
    Mins Kopf erschien oben.
    »Holt mich hier raus!«, schrie Svea. »Es verschlingt mich. Was, wenn sich das Loch schließt?«
    Sie erwartete genau das. Es wäre für den Sand so einfach. So schnell, wie er die Vertiefung geschaffen hatte, konnte er sie wieder schließen , und Svea würde regelrecht begraben, oder besser – gefressen werden! Sie würde nicht einfach ersticken, sondern der Sand würde in ihre Körperöffnungen dringen und sie von innen zernagen.
    »Ich brauche ein Seil, liebe Güte!«, rief Min und Gordon war nun neben ihr.
    Ein Seil! Um Haaresbreite hätte Svea gelacht. Wo sollten sie jetzt ein Seil hernehmen? Sie versuchte völlig nutzlos, aus der Kuhle zu steigen. Ihre Finger gruben in den Sand, ihre Füße versuchten, sich irgendwo abzustemmen, doch so sehr sie sich bemühte, stets gab der Sand nach, und wenn sie einen halben Meter nach oben geschafft hatte, rutschte sie wieder zurück. Die Wände der Kuhle, inzwischen eher ein Trichter, waren zu steil.
    Kalter Schweiß lief über ihren Körper und sie schloss die Augen, wartete auf das Unvermeidliche.
    Min versuchte, ihr die Hand zu reichen, wobei sie darauf achtete, nicht selbst in das Loch zu rutschen. Gordon neben ihr tat es ihr nach, doch so sehr Svea sich bemühte, gelang es ihr nicht, die Finger der Helfenden zu greifen. Und wenn schon? Die Kante war viel zu weich und porös. Niemand würde sie hier rausziehen, auch nicht mit einem Seil, das sich in den Sand schneiden würde wie in warme Butter. Es gab keinen festen Rand.
    Aus und vorbei!
    Oh, Leonie! Liebe Tochter. Liebe große Tochter! Wie gerne hätte ich dich noch einmal gesehen!
    »Geht zur Phoenix«, sagte sie und versuchte, ihre Stimme autoritär klingen zu lassen. »Geht. Blinow braucht die Box. Die Zeit läuft euch davon. Ich habe sie gesehen. Sie warten schon in der Luke.«
    »Nicht ohne dich«, grunzte Gordon.
    Tränen liefen über Sveas Gesicht und sammelten sich auf der Atemmaske. »Mich könnt ihr später holen.«
    Wenn mich bis dahin der Sand noch nicht gefressen hat!
    Die Köpfe ihrer Freunde verschwanden , und dann erschien Min, offensichtlich von Gordon an den Beinen festgehalten. Sie rutschte auf dem Bauch zu Svea hinunter, und endlich berührten sie sich.
    »Halt dich ganz fest«, keuchte die Asiatin.
    »Das schafft Gordon nie«, gab Svea zurück.
    Zwei Frauen wogen mehr als zwei Zentner. Das konnte ein Mann durchaus ziehen, aber nicht, wenn die Füße keinen festen Halt hatten und bei jedem Ruck tiefer einsanken.
    »Nun mach schon. Wir halten uns fest«, seufzte Min.
    Svea wischte sich trotzig die Tränen aus dem Gesicht. Nun gut, einen Versuch
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