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Todesschlaf - Thriller

Titel: Todesschlaf - Thriller
Autoren: Eileen Dreyer Leo Strohm
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früh am Morgen war es still auf der Station, düster und fremd. Die Sonne machte sich auf den Weg zum Horizont, und in den kahlen Bäumen vor dem Fenster zwitscherten die Vögel.
    Der Tag brach an. Die abergläubischste Stunde des Tages, wenn das Licht zurückkehrte, wenn Schatten und Alpträume von den Menschen abfielen, wenn die Wirklichkeit sich von neuem des urtümlichen Geistes bemächtigte.

    Wenn der Schleier dichter wurde, schlüpften die Elfen zurück in die Dunkelheit, und die Menschen durften hoffen.
    Timmie nahm die Hand ihres Vaters zwischen ihre und dachte, wie riesig sie war. Wie allumfassend. Er war ein unglaublicher Mann. Ein miserabler Ehemann, ein unzuverlässiger Vater, ein schwerer Säufer. Ein lieber, launischer, Wut auslösender Freund.
    Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als ihm Dylan Thomas zu rezitieren. Ihn zum Bleiben zu bewegen. Aber das war nicht mehr ihre Sache. Er würde selbst entscheiden, ob er bleiben oder gehen wollte. Nach seinen Bedürfnissen. Und sie würde einfach hier an seiner Seite sitzen bleiben und warten, bis er sich entschieden hatte.
    »Timmie …«
    Beim Klang seiner Stimme richtete sie sich auf. »Na, guten Morgen, Dad, wie geht es dir?«
    Er konnte seine Augen nur mit Mühe wenigstens zur Hälfte öffnen. Sie waren immer noch rot und geschwollen und empfindlich, sein Gesicht war verbrannt. »Timmie …«
    Timmie nahm ihm die Sauerstoffmaske ab, damit sie ihn besser verstehen konnte, als die Krankenschwester wieder hereinkam. »Mr. Leary!« brüllte sie in bewährter Alte-und-Touristen-Phonstärke. »WIE … GEHT … ES … IHNEN?«
    Timmies Dad zuckte zusammen und machte die Augen zu. »Leise, gute Frau.«
    Timmie drückte seine Hand noch fester und spürte eine winzige Reaktion. »Wie fühlst du dich, Dad?«
    »Wie … Scheiße.Wer hat mich denn so zugerichtet?«
    »O’Doole.«
    Die Krankenschwester sandte ihr giftige Blicke, doch Timmie kümmerte sich nicht darum. IhrVater hatte nicht die Kraft, die Ereignisse der letzten Tage zu rekonstruieren.Also ließ sie ihn damit in Frieden.
    »Ah … dieser Kerl. Hat’ne fiese Rechte.«

    »Stimmt genau.«
    »Timmie?«
    »Ja, Dad?«
    »Muss ich sterben?«
    Sie hielt den Atem an. »Ich weiß nicht, Dad. Musst du?«
    Es dauerte eine Minute, bis er genügend Kraft für die Antwort gesammelt hatte. »Weiß nicht. Aber wenn doch...« Timmie beugte sich dichter zu ihm, und er nickte ihr auf jene schnelle, ironische Art und Weise zu, die er von seinem Vater übernommen hatte. »Ich hab mich doch ganz wacker geschlagen, oder, Mädchen?«
    Timmie hätte nicht behaupten können, dass die Tränen, dir ihr plötzlich auf die Hände tropften, sie überrascht hätten. »Ja, Dad. Das hast du.«
    Er nickte erneut.
    Die Krankenschwester hinter Timmie scharrte unruhig mit den Füßen. »›I will arise and go now, and I will go to Innisfree‹«, intonierte sie, als stünde sie an der Grabstätte eines Heiligen.
    Joe Leary wandte sich seiner Tochter zu. »Timmie …«
    »Ja, Dad.«
    »Kannst du mir verraten … wieso die Leute mir das immer wieder vorbeten?«
    Timmie konnte kaum mehr aufhören zu lachen. »Das stammt aus ›The Lake Isle of Innisfree‹, Dad, von Yeats. Das ist dein Lieblingsgedicht.«
    Jetzt riss er die Augen weit auf. »Ach, mein Gott, wer sagt denn so was. Hast du eine Ahnung, wie satt ich dieses verdammte Ding habe?«
    Timmie lachte, bis die Sonne aufgegangen war, und die Elfen sich in die Dunkelheit geflüchtet hatten.

Anmerkung der Autorin
    Ich habe das seltene Privileg genossen, im Lauf meines Lebens einige außergewöhnliche irische Originale kennen lernen zu dürfen: Grandpa Dunne, Onkel Bill, die beiden Onkel Eddies, Onkel Tom, Onkel Joe, Pa Quinn, Onkel Fal, Onkel Jimmy, Chris King, der mir die verbotenen Strophen vieler irischer Lieder beigebracht hat, Sean O’Driscoll in seinem verzauberten Schloss und meine Mutter Dode Dunne Helm, die in meiner Erinnerung immer ein Lachen im Gesicht hatte. Jedes Mal, wenn einer von euch von uns gegangen ist, hat die Welt unwiederbringlich ein wenig von ihrem Zauber verloren. Ich hoffe, ihr seid mir nicht böse, dass ich dem knorrigen Joe Leary ein klein wenig von jedem von euch mitgegeben habe.

Danksagungen
    Wieder einmal möchte ich den Menschen danken, die mir unter großzügigem Einsatz ihrer Zeit und ihrer Fähigkeiten beim Verfassen dieses Buchs behilflich gewesen sind:
    Dr. Mary Case und Mary Fran Ernst aus dem St. Louis County Medical Examiner’s Office, John
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