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Todesschlaf - Thriller

Titel: Todesschlaf - Thriller
Autoren: Eileen Dreyer Leo Strohm
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sanfte Gesang ihres Vaters.
    »›They asked me how I knew … my true love was tru-u-u-u-e …‹«
    Das war aus dem Song »Smoke Gets in Your Eyes«. Hatte er den etwa bewusst gewählt? Timmie versuchte zu lachen und brachte doch nur einen Hustenanfall zustande. Sie schob sich weiter, auch wenn sie schon lange nichts mehr sehen
konnte. Auch wenn sie schon lange nicht mehr atmen konnte. Endlich hatte sie das Fenster zur hinteren Veranda erreicht und drückte die Scheibe ein.
    Das Feuer brüllte auf. Timmie konnte kaum die Lichtkegel der Scheinwerfer erkennen, die zitternd über das Nachbarhaus strichen. Sie konnte Maschinen und Pumpen und Stimmen hören. Nicht rechtzeitig genug. Sie musste die beiden nach draußen schaffen.
    Dann warf sie einen Blick zurück, um ihrem Vater den Weg zu zeigen und stellte fest, dass er nicht mehr da war. Irgendwo im Flur hatte er Murphy losgelassen, ohne dass sie es gemerkt hatte. Timmies Zögern dauerte nur eine Sekunde. Dann - weil sie die war, die sie war, und weil sie die Ausbildung hatte, die sie hatte - handelte sie. Sie traf eine Triage-Entscheidung und rettete denjenigen, der die größten Überlebenschancen hatte.
    Timmie schlug so viele Scherben wie möglich aus dem Fensterrahmen und zerrte Murphy hinaus. Die Veranda machte noch einen stabilen Eindruck und ein paar Feuerwehrleute waren gerade dabei, eine Leiter aufzurichten. Wenn das Feuer sich noch eine Minute lang geduldete, dann war Murphy in Sicherheit.
    Timmie hörte das Röhren im Erdgeschoss und wusste, dass es nicht mehr lange dauern konnte, bis das gesamte Haus einfach in sich zusammenstürzte. Sie ließ den Mann, bei dessen Rettung sie sich gerade eben das Rückgrat gebrochen hatte, auf der Veranda liegen.
    »He, was haben Sie denn vor?«, brüllte der Feuerwehrmann.
    An der Vorderfront des Hauses explodierten zwei Fenster, und das Feuer griff auf das Dach über. Timmie holte ein paar Mal tief Luft, sog frische Luft in die Lungen und kletterte zum Fenster hinein, um ihren Vater zu retten.

Epilog
    Murphy hasste Krankenhäuser. Es war schon schlimm genug, sich zu Recherchen dort aufzuhalten. Aber das war gar nichts im Vergleich dazu, als Patient dort festzuhängen. Besonders jetzt, wo er sich langsam besser fühlte.
    Oder zumindest weniger tot. Seit sie den verdammten Schlauch gezogen hatten, konnte er immerhin wieder sprechen - und atmen, ohne ständig irgendwelche schwarzen, kohleartigen Brocken hervorzuhusten. Sein Kopf fühlte sich nicht mehr so an, als wollte er ihm jeden Augenblick vom Hals fallen, und in drei von vier Fällen erkannte er die korrekte Zahl der ausgestreckten Finger, die ihm vor die Nase gehalten wurden. Trotz des eingegipsten Arms und der vielen Nähte auf seinem Rücken - Leary hatte ihn durch ein zerbrochenes Fenster nach draußen gezerrt - fühlte er sich nicht annähernd so schlecht, wie er sich eigentlich hätte fühlen müssen. Er war einfach nur unruhig.
    Sherilee hatte ihn besucht. Sie hatte ihm bei der Fertigstellung seines Artikels über eine Stadt, die eine Serienmörderin gedeckt hatte, geholfen. Außerdem hatte sie aus Anlass des dritten Pulitzer-Preises, der für diesen Artikel garantiert fällig werden würde, eine Flasche Traubensaft mit Kohlensäure besorgt und geöffnet. Murphy trank seinen Saft, sehnte sich unsagbar nach dem Original und lächelte wie ein braver Junge. Er ertrug die Besuche von Mattie,Walter, Barb und Ellen, die allem Anschein nach beschlossen hatten, ihm nichts als Banalitäten zu erzählen. Ja, er ließ sogar die Standpauke des Detectives über sich ergehen, der
seinen Porsche hatte aufbrechen müssen, weil er irgendwelchen rasenden Notarztwagen im Weg gestanden hatte.
    Aber eigentlich wollte Murphy mit niemandem sprechen. Keiner von denen wusste, wie es war, wenn man sich nicht rühren konnte. Keiner von denen hatte begriffen, weshalb er die Stadt verlassen musste.
    Er hörte sie schon von weitem den Flur entlangkommen. Schlurfend bewegte sie sich vorwärts, hatte immer noch offene Stellen an den Füßen, dort, wo die Gummisohlen ihrer Tennisschuhe in der Hitze geschmolzen waren. Mit den komplett versengten Augenbrauen und einem Gesicht, das sich wie nach einem schlimmen Sonnenbrand schälte, sah sie noch schrecklicher aus als Murphy. Die Haare waren fast bis auf die Wurzeln abgebrannt. Die verbrannten und schwer verletzten Hände steckten in dicken Schutzfäustlingen, und die Nähte an ihrem Hintern ähnelten denen auf Murphys Rücken. Ein Mitleid
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