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Todesschlaf - Thriller

Titel: Todesschlaf - Thriller
Autoren: Eileen Dreyer Leo Strohm
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vermisst. Und Cindy auch. Und niemand weiß, wo Alex steckt.«
    Das ließ Ellen erneut erstarren. »Wo er steckt? Das kann ich dir sagen. Genau da.«
    Sie deutete erneut auf Zimmer vier, und jetzt endlich sah Timmie, was los war. In der hinteren Ecke stand mit roten verqollenen Augen und ineinander verkrampften Händen Mary Jane Arlington und stieß dumpfe Trauerlaute aus. Neben ihr stand Barb und steckte die Elektroden zurück in den Defibrillator, während Mattie ihm die grauen Baumwollhosen vom Körper riss, und eine der Helferinnen einen Magenschlauch mit Gleitgel bestrich.
    »Okay«, sagte Barb gerade. »Der Puls ist da. Jetzt brauche ich Dopamin, und wo ist das Narcan, verflucht noch mal?«
    »Narcan?«, wiederholte Timmie mechanisch. Sie wusste ganz genau, wofür man Narcan benötigte.
    »Mary Jane hat ihn in seinem Büro gefunden«, sagte Ellen, und es klang beinahe anklagend. »Er hat eine Überdosis genommen.«
    Und dann machte sie auf dem Absatz kehrt und rannte in das Zimmer und ließ Timmie mit dem Anblick von Alex Raymonds nackten Füßen allein, sodass sie sich fühlte wie eine Augenzeugin bei einem Verkehrsunfall.
    Sie hatte jetzt keine Zeit für so was. Ihr Vater war irgendwo da draußen und stand kurz vor dem Erfrierungstod oder etwas noch Schlimmerem. Cindy war verschwunden. Alex war schon groß, sodass man eigentlich erwarten müsste, dass er wie ein Erwachsener zu seinen Fehlern stand.
    Genau deshalb hatte natürlich auch jeder Bewohner dieser Stadt einschließlich ihrer selbst so viel Zeit und Energie
darauf verwendet, die raue Wirklichkeit von ihm fernzuhalten.
    Aber auch Timmie würde nicht mehr viel von dieser Scheißrealität verkraften, bevor sie zusammenbrach wie ein von Termiten zerfressenes Baumhaus. Sie musste unbedingt Murphy anrufen. Sie musste unbedingt Micklind anrufen. Sie musste unbedingt hier verschwinden, bevor ihr dämmerte, warum Alex Raymond versucht hatte, sich das Leben zu nehmen.
    »Ey, Mann«, sagte einer der Sanitäter zu einem Kollegen aus dem anderen Notarztwagen, während sie beide ihre Vorräte auffüllten. »Tut mir leid, das war echt knapp vorhin, aber ich hab den Porsche erst im allerletzten Moment gesehen.«
    »Mann oh Mann, das gibt’s doch gar nicht«, sagte der andere kopfschüttelnd. »Kaum zu glauben, dass jemand so einen Klassiker mit ausgeschalteten Scheinwerfern einfach mitten in der Einfahrt stehen lässt.«
    Timmie drehte sich zu den beiden um. »Porsche?«
    Sie nickten gleichzeitig. »Baujahr achtundachtzig, ein rotes Cabrio.«
    Das war ausgeschlossen. Wie war es möglich, dass das Ganze immer noch schlimmer wurde?
    Timmie war Unfallkrankenschwester. Sie wusste ganz ge nau, wie manche Dinge immer noch schlimmer werden konnten. »Aber es hat niemand dringesessen?«, fragte sie und presste die Hände genauso fest zusammen wie Mary Jane.
    »Keine Menschenseele. Ich habe eurem Sicherheitsdienst Bescheid gesagt. Die schleppen ihn wahrscheinlich ab.«
    Timmie machte sich nicht einmal die Mühe, sich zu verabschieden. Sie rannte zum nächsten Telefon und versuchte verzweifelt, sich an die Nummer des Polizeipräsidiums zu erinnern. Schließlich rief sie bei der Vermittlung an, wo ihr
freundlich beschieden wurde, es mal mit der 911 zu probieren. Timmie brauchte kostbare Augenblicke, um die Dame am anderen Ende der Leitung davon zu überzeugen, dass das in diesem Fall nichts nützen würde. Als sie Micklind schließlich an der Strippe hatte, konnte sie fast gar nicht mehr denken.
    »Detective Sergeant Micklind.«
    Timmie wäre vor Erleichterung beinahe in Tränen ausgebrochen. »Hier ist Timmie Leary. Haben Sie Cindy Dunn schon gefunden? Haben Sie Murphy gesehen? Wissen Sie schon, dass mein Vater vermisst wird?«
    »Oha, oha, langsam.Wiederholen Sie.«
    Sie sagte alles noch einmal. »Ich glaube nicht, dass mein Vater, Murphy und Cindy aus purem Zufall gleichzeitig verschwunden sind. Sie etwa?«
    Es entstand eine kleine Pause. Ein leiser Laut des Missmuts. »So was kann ich heute Abend wirklich nicht gebrauchen.«
    »Ich kann so was überhaupt nie gebrauchen. Was unternehmen wir jetzt?«
    »Timmie Leary, Gespräch auf Leitung sechs. Timmie Leary.«
    Das war die Stimme der Telefonzentrale. Timmies Herz machte einen Sprung. »Augenblick.« Sie drückte Micklind in die Warteschleife und nahm den externen Anruf an.
    »Hier spricht Timmie Leary.« Sie hatte solche Angst, dass ihre Stimme klang, als hätte sie Helium eingeatmet.
    »Ich möchte mich bei dir bedanken«,
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