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Todesschlaf - Thriller

Titel: Todesschlaf - Thriller
Autoren: Eileen Dreyer Leo Strohm
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flüsterte die Anruferin.«
    Sie erkannte sie am Klang. Es hätte Mann oder Frau sein können. Tief, sanft. Anonym. Aber nicht für Timmie.
    »Cindy?«, sagte sie fragend und klammerte sich an das Telefon, als könnte sie sich dadurch an Cindy festklammern.

    »Das, was ich gesagt habe, tut mir leid. Ich bin einfach so nervös in letzter Zeit. Können wir darüber reden?«
    »Nein«, sagte Cindy leise. »Das können wir nicht. Ich habe es satt, deine Freundin sein zu wollen. Nach allem, was ich für dich getan habe, stellst du dich so dermaßen gegen mich. So eine Behandlung habe ich nicht verdient.«
    »Du hast Recht. Das hast du …«
    »Hör mir zu. Hör mir gut zu . Du hältst dich für so besonders schlau. Du glaubst, du weißt einfach alles. Na dann, zerbrich dir mal den Kopf, forensische Krankenschwester. Wen rettest du zuerst?«
    »Was?«
    »Das ist eine echte Triage-Frage, stimmt’s? Tja, aber du weißt ja auch so viel besser als alle anderen, welche Patienten deine ganze Aufmerksamkeit verdient haben und welche nicht. Ich habe mir heute Abend ein Rätsel für dich ausgedacht. Eigentlich wollte ich der Fairness halber einfach anhalten und mir irgendeinen gesunden Menschen schnappen, aber dann ist mir ein echtes Schnäppchen in den Schoß gefallen. Ich habe mir deinen Freund, den Journalisten, geschnappt. Und ich habe deinen Vater. Na, wen willst du zuerst retten?«
    Oh Gott. Ihr stockte der Atem. Sie musste Micklind benachrichtigen. Sie musste irgendjemanden hier im Krankenhaus alarmieren.
    Niemand schenkte ihr die geringste Aufmerksamkeit. Sie beugten sich alle über Alex oder schossen wie Tennisbälle durch das Behandlungszimmer. Sie hatte kein andere Wahl: Sie musste den Hörer festhalten und den Rest über sich ergehen lassen.
    »Hier kommt der Hinweis«, sagte Cindy, als wäre sie gefragt worden. »Was kann man mit Weichspültüchern noch alles machen? Du hast genau fünf Minuten,Timmie. Danach ist es zu spät.«

    Klick.
    Weichspüler.Weichspü …
    Timmie drückte die WARTEN-Taste. »Micklind, sind Sie noch da?«
    »Ja, was zum Teufel …?«
    »Bei mir! Sie sind bei mir, und sie will das Haus anzünden!«
    Timmie wartete nicht einmal ab, bis er »Scheiße!« gebrüllt hatte und legte auf. Sie rannte los.
     
    In ihrer Einfahrt stand ein Auto. Ein unauffälliger japanischer Mittelklassewagen, den sie nie zuvor gesehen hatte, kauerte versteckt im Schatten der Garage. Das gesamte Erdgeschoss war hell erleuchtet. Der erste Stock war vollkommen dunkel. Timmie wusste, dass die Polizei bald da sein würde. Sie wusste auch, dass sie nicht warten konnte. Cindy würde brennende Weichspültücher auf die in allen Zimmern herumliegenden, leicht brennbaren Stapel und Haufen werfen, bis ihr Haus, das Haus ihres Großvaters und ihres Urgroßvaters, nur noch eine Feuersbrunst aus längst vergangenen Erinnerungen war.
    Falls das das Einzige war, was Cindy vorhatte, dann konnte Timmie damit leben. Aber Timmie wusste mit tödlicher Sicherheit, dass sie ihren Vater und Murphy mit auf die Reise nehmen wollte.
    Wen rettest du zuerst?
    Nein, Daddy. Nein.
    Timmie wusste, dass es wahrscheinlich zwecklos war, aber sie wollte das Haus über den Hintereingang betreten. So umging sie die knarrende Stufe. Stattdessen zog sie die knarrende Fliegengittertür zur Küche auf und rechnete fest damit, dass Cindy den Eingang aufgeschlossen hatte.
    Zu Recht.
    Timmie hörte den Kühlschrank brummen. Sie hörte die
Uhr im Wohnzimmer ticken. Die Neonröhre über ihr flackerte und das Fenster, durch das morgens die Sonne fiel, hatte sich in ein nachtschwarzes Rechteck verwandelt. Das Haus wirkte so still. Wie schlafend. Doch Timmie wusste es besser. Sorgfältig die ächzenden Stellen vermeidend schlich sie auf Zehenspitzen über den Fußboden und dachte ununterbrochen daran, wie viele kostbare Sekunden sie dadurch vergeudete. Sie maß ihren Atem, ihre Bewegungen am Ticken dieser Uhr. Vollkommen lautlos streckte sie den Kopf durch die Türöffnung und blickte ins Wohnzimmer.
    Nichts.
    Keine Leichen, keine Cindy, kein Feuer.
    Obwohl, etwas war da. Timmie stand in der moderigen Luft eines leer stehenden Hauses und erhaschte den leichten Hauch eines bekannten Duftes. Nicht viel.Aber viel war auch gar nicht nötig. Cindy brauchte nichts weiter zu tun als ein paar Weichspültücher in eine Lache mit frischem Bourbon zu tauchen, dann würde das ganze Haus lichterloh in Flammen stehen wie eine Crêpe Suzette.
    Wo war ihr Vater? Wo war Murphy? Wie
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