Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Todesschlaeger - Ein Golferkrimi

Titel: Todesschlaeger - Ein Golferkrimi
Autoren: Hans Lebek
Vom Netzwerk:
ein guter Schachspieler auf jeden kommenden Zug des Gegners gefasst sein sollte. Aber auf diese Frage waren Sie nicht vorbereitet gewesen. Sie erzählten mir, dass Sie das schönste Exponat, das schwere Gewehr dort in der Mitte des Schrankes, in Ihre Jagdhütte gebracht hätten. Ihre Frau reagierte damals mit Verwunderung auf diese Äußerung. Kein Wunder, es war ja auch eine glatte Lüge. Sie haben die Waffe nie in Ihr Jagdhaus gebracht und Sie waren nachweislich in den letzten Wochen auch nicht mehr dort. Davon mal abgesehen, dass man ein waffenscheinpflichtiges Gewehr ohnehin nicht in einer unbeaufsichtigten Jagdhütte aufbewahrt. Sie hatten sie an einem sicheren, vermutlich verdammt geheimen Ort irgendwo hier in der Nähe versteckt. Und nun zu Ihrem dritten Fehler: Anstatt das Gewehr in diesem Superversteck zu belassen, oder noch besser, endgültig zu vernichten, waren Sie in diese Waffe so verliebt, dass Sie sie wieder hervorholten und in Ihren Schrank stellten. Sie dachten, dass diese Waffe für Sie keine Gefahr mehr darstellen konnte, weil der Mord an Herrmann Wetzlar mit einem Golfschläger begangen wurde und nicht mit einem Gewehr. Den Stand der Ermittlungen erfuhren Sie ja von mir persönlich und aus den Medien. Also bestand keine Gefahr, dass Ihre Lieblingswaffe mit dem Mord in Zusammenhang gebracht werden könnte. Ich behaupte nun, dass dort in Ihrem Waffenschrank nachweislich die Tatwaffe steht.«
    Michael Schlosser war ausgesprochen zufrieden. Die Miene des Dicken war so finster geworden, das dürre Gesicht des Anwalts so lang, dass er wusste, dass er gewonnen hatte. Der Rest konnte nur noch ein Kinderspiel sein.
    »Das ist doch Unsinn, Herr Hauptkommissar?«, versuchte der Anwalt noch einzuwenden, wobei er jetzt sogar eine höfliche Anrede wählte. Er war sehr vorsichtig geworden.
    »Nein, das ist es nicht«, entgegnete Michael Schlosser ernst und fuhr an den Hausherrn gewandt fort: »Herr Walden, würden Sie die Freundlichkeit besitzen und uns die Waffe herausgeben oder soll mein Mitarbeiter das Schloss aufbrechen?«
    Der Dicke schien kurz zu überlegen und sah, dass sich Genko bereits auf den Schrank zu bewegte.
    »Nein, nein!«, rief Walden aufgeregt und erhob sich so schnell, wie Michael Schlosser es dem schweren Mann nie zugetraut hätte. »Ich gebe die Waffe ja schon heraus. Unterlassen Sie bitte Ihre brachialen Methoden.«
    »Dann tun Sie das, Herr Walden«, nickte Michael Schlosser und registrierte zufrieden, wie Walden mit schweren, wuchtigen Schritten auf den Schrank zuging, nach einem kleinen Schlüsselbund in der Hosentasche fingerte, die massive Kette aufschloss und das schwere Gewehr wie ein rohes Ei in die Hand nahm. Einen langen Blick auf das schöne Exponat werfend, kurz zärtlich mit einer Hand über den Lauf und das Schlossstück streichelnd, reichte ihm Walden fast schon wehmütig das Gewehr.
    »Es gibt aber viele Gewehre und potentielle Täter, die diesen Schuss abgegeben haben können«, versuchte sich Walden noch zu verteidigen und blickte ihm verunsichert ins Gesicht. Die sonst so feisten Wangen hingen blass herunter. Die Augen zuckten nun unentwegt.
    »Das schon, aber nicht mit diesem Kaliber, Herr Walden. Sehen Sie diese Hülse hier?«, entgegnete er, nahm mit der einen Hand das Gewehr und hielt mit der anderen Hand den Beutel mit der gefundenen Patronenhülse in die Höhe. »Sie haben doch mit Sicherheit Munition für dieses herrliche Gewehr hier im Haus, oder?«
    Der Dicke schien kurz zu überlegen, nickte dann und fragte trotzdem nach:
    »Wozu benötigen Sie denn die Patronen?«
    »Wir können sie dann sofort hier vor Ort mit der gefundenen Hülse vergleichen, den Rest machen später ohnehin Ballistiker und Spurensicherungsexperten. Also …?«, fragte Michael Schlosser den Hausherrn nochmals und erwartete, dass die Patronen herausgegeben wurden.
    Walden schien zu überlegen und sich dann entschieden zu haben, das Gewünschte herauszugeben. Zähneknirschend nickte er, trat wieder an den Waffenschrank, beugte sich ganz langsam, ächzend nach unten und schloss eine eisenbeschlagene, breite Schublade im unteren Bereich des Schrankes auf. Bedächtig, etwas linkisch zog er die Lade auf, kramte kurz mit der Hand in einer größeren Anzahl von kleinen Schachteln herum. Es sah aus, als würde er die Richtige nicht sofort finden können.
    »Ach, da ist sie ja«, stöhnte Walden sichtlich gequält auf und nahm einen dunklen Gegenstand aus der Schublade, drehte sich trotz seiner
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher