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Todesschach

Todesschach

Titel: Todesschach
Autoren: Clark Darlton
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ich Ihnen.«
    »Das haben Sie allein mit Ihrem Gewissen zu verantworten, Bender. Wenn Sie das Sicherheitsventil eines Dampfkessels schließen, weil Sie das Geräusch des auszischenden Dampfes stört, dann müssen Sie eben mit der Explosion des Kessels rechnen. Aber – ist die Explosion nicht gefährlicher?«
    »Sie und Ihre Gleichnisse, Larko! Es gibt schon längst keine Dampfkessel mehr.«
    »Aber es kann noch Explosionen geben, mein Lieber. Sie haben bestimmt schon über Grödig nachgedacht, oder nicht?«
    Bender nickte.
    »Das war ein Fehler der Regierungspartei. Wie kann man nur auf den verrückten Gedanken kommen, einen Menschen des zwanzigsten Jahrhunderts aus dem Tiefschlaf zu wecken? Welche politischen Ratschläge soll ein solcher Mann uns geben können? Warum werden wir denn nicht gefragt, wenn man nicht mehr weiter weiß? Nein, da wecken sie Grödig, einen Menschen auf, der die Erinnerung an die Ideale des vergangenen Jahrhunderts noch frisch in sich trägt. Was soll man mit ihm anfangen?«
    »Eben, Bender, haben Sie es gesagt: Ideale! Die Leute damals hatten wenigstens noch Ideale, wenn auch manchmal recht unsinnige. Aber Grödig könnte uns wertvolle Impulse geben, und mehr will auch die Regierungspartei nicht von ihm. Erinnern Sie sich seiner ersten Ansprachen, die über alle Videosender der Welt gingen. Selbst die südliche Halbkugel war angeschlossen. War doch heller Wahnsinn, was der Bursche so von sich gab, aber der Erfolg war durchschlagend. Die größten Phrasen wurden vom Volk geschluckt, als wären sie eine Medizin zur Verjüngung. Freiheit, Brüderlichkeit, soziale Gleichberechtigung, Sicherheit, Frieden … ich kann das schon nicht mehr hören! Haben wir doch alles. Es liegt doch am Individuum, ob es den Weg nach oben schafft oder nicht. Ist immer so, auch in einer Gesellschaft, die gerade die soziale Gleichberechtigung predigt. Aber wenn Grödig das sagt, klingt es eben anders.«
    »Die Massen finden es faszinierend, einen Menschen, der eigentlich schon längst tot sein müßte, lebendig auf dem Bildschirm zu sehen. Sie hören ihn sprechen, und sie glauben ihm. Eine Gefahr!«
    »Natürlich eine Gefahr, der man jedoch begegnen kann. Haben Sie noch nie daran gedacht, daß es für jedes Gift ein Gegengift gibt? Ja, man kann sogar in unserer Gesellschaft eine solche Gefahr eliminieren.«
    »Wie meinen Sie das?«
    Larko kam in sein Element. Längst war das Todesschach vergessen und ein neues Problem aufgetaucht. Ein Problem, das mindestens so spannend und aufregend war wie die Duelle auf Leben und Tod.
    »Grödig predigt Ideale, die bei den Massen Eindruck hinterlassen. Ich weiß, daß kein einziger Mensch in Wirklichkeit an die Parolen dieses Anachronismus glaubt, aber sie gefallen. Und das ist die Gefahr. Aber lassen wir Grödig reden. Wir müssen die Regierungspartei davon überzeugen, daß es Wahnsinn wäre, Grödig einzusperren oder ihn gar zu töten. Wir müssen ihn reden lassen und dabei unter Kontrolle halten. Von mir aus lassen wir ihn auch regieren und …«
    »Regieren? Sind Sie wahnsinnig, Larko?«
    Larko lächelte breit.
    »Natürlich nur zum Schein, Bender. Warum setzen wir Grödig nicht in einen abgesicherten Palast, eingerichtet wie ein gigantisches Hauptquartier mit allen technischen Möglichkeiten moderner Nachrichtenübermittlung? Bildschirme, Visiphone, Befehlskontrollpulte, Waffenzentralen, Sendestationen … was immer Sie wollen. Und dann lassen wir ihn regieren. Und sein Tun und Lassen geht über die Kanäle der Welt, teils als Abschreckung, teils zur Ermunterung. Wie man will.«
    Bender schüttelte den Kopf.
    »Sie sind verrückt, Larko. Glauben Sie im Ernst, die Regierung würde ein solches Projekt finanzieren?«
    »Ja, wenn man ihr die Vorteile klarmacht. Die Masse des Volkes hat wieder ihren Spaß, und er kostet nicht einmal viel. Und Grödig ist zur Lächerlichkeit verurteilt, denn niemand wird ihn dann noch ernst nehmen.« Larko rückte den Sessel ein wenig zur Seite, um Bender besser sehen zu können. »Sie wissen doch hoffentlich, daß es bereits illegale Gruppen gibt, die Grödig zur Macht bringen wollen, und zwar allen Ernstes. Er hat es verstanden, die alten und längst vergessenen Ressentiments gegen die südliche Welt wieder aufleben zu lassen. Afrika, Asien und Südamerika horchen auf. Grödig, ein Faschist – oder wie man das einst nannte. Er wird den Norden für den Krieg vorbereiten. So denkt man. Wir müssen etwas dagegen tun.«
    Bender dachte nach. Was
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