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Todesritual: Thriller (German Edition)

Todesritual: Thriller (German Edition)

Titel: Todesritual: Thriller (German Edition)
Autoren: Nick Stone
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unbeschriftet.
    Als Max nach unten kam, war Teddy nicht an der Rezeption. Stattdessen ein Asiate mit einem Namensschild, auf dem »George« stand.
    »Wo ist der Portier?«, fragte er.
    »Ich bin der Portier. Was kann ich für Sie tun?«
    »Der andere Portier, wo ist der?«
    Max versuchte sich zu erinnern, wie er früher am Abend hier eingetroffen war. Hatte er Teddy an der Rezeption gesehen? Er hatte nicht nach ihm Ausschau gehalten. Er war geradewegs hoch in sein Zimmer gegangen.
    »Sie meinen Ted? Der hat letzten Sonntag gekündigt«, sagte der Portier.
    »Am Sonntag? Warum?«
    »Das weiß ich nicht. Ich habe nicht danach gefragt. Man hat mir nur den Job angeboten.«
    »Wann haben Sie hier angefangen?«, fragte Max und spürte Wut in sich aufsteigen.
    »Haben Sie eine Beschwerde wegen Ihres Zimmers, Sir?«
    »Haben Sie Teddys Adresse? Oder seine Telefonnummer?«
    »Die kann ich nicht herausgeben, Sir.«
    »Wie viel?«, seufzte Max.
    »Sir?«
    »Wie viel wollen Sie für die Nummer? Was kostet sie?«
    »Sir, ich muss Sie bitten zu gehen.«
    »Wie bitte?«
    »Ich werde Ihnen die Kontaktdaten nicht geben«, beharrte der Mann selbstgerecht und unterstrich seine Worte, indem er die schmale Brust herausstreckte und die dürren Schultern straffte.
    »Mit wem stecken Sie unter einer Decke?«
    Der Portier hob die Hand und winkte jemanden herbei.
    »Sir, ich muss Sie bitten, das Hotel auf der Stelle zu verlassen. Unser Sicherheitsdienst wird Sie zu Ihrem Zimmer begleiten, damit Sie Ihre Sachen packen können.«
    In dem Spiegel hinter der Rezeption sah Max den übergewichtigen, kahlköpfigen schwarzen Wachmann breitbeinig dastehen, die Daumen in dem breiten Ledergürtel, an dem das Holster hing und den er sich um den gewaltigen Bauch geschlungen hatte. Auf seiner Oberlippe saß ein spärlicher Schnurrbart wie schmutziger Schaum.
    Max sah auch sich selbst. Ebenfalls kahl. Schneeweiße Glatze und kleine Schweißperlen zwischen den Haarstoppeln. Müdes Gesicht. Rot vor Wut und Demütigung, die Augen stechend und eisblau. Er war noch immer kräftig gebaut, aber so langsam besiegte der Speck die Muskeln. Der Portier war dreißig Jahre jünger. In seinen alten Zeiten hätte Max den kleinen Scheißer über den Tresen gezogen und die Auskunft aus ihm rausgeprügelt. In seinen alten Zeiten war er Bulle gewesen.
    Er musterte den kleinen Mann. Wusste er Bescheid? Wahrscheinlich nicht. Er war nur irgendein Wicht, der in einem Scheißhotel in einem Scheißjob die beschissenste Schicht hatte. Davon gab es hier viele.
    Max ging an dem Wachmann vorbei hinaus auf die Straße. Die heiße Nachtluft Miamis schlug ihm ins Gesicht. Der Wind trug Gerüche von Essen, Parfüm und dem Meer heran. Von überall her kam Musik: aus den Autos, den Restaurants, Clubs und Geschäften. Er kannte kein einziges Lied. Für ihn waren das fremdartige Geräusche, nicht mehr als Pieptöne in seinen Ohren. Hip-Hop, Rythm & Blues, roboterartiger Salsa und etwas, das sich anhörte wie der Herzinfarkt eines Elefanten. Menschen strömten an ihm vorbei, streiften ihn, rempelten ihn an. Alle in Sommerkleidern, alle jung, lächelnd und aufgeregt redend. Auf dem Weg zum Ocean Drive, zum Essen und Frauenaufreißen, oder zur Washington Avenue, zum Tanzen und Frauenaufreißen. Unbeschwert und sorglos. Die Probleme vor der Tür geparkt. Er beneidete jeden Einzelnen von ihnen.
    Er überlegte, was jetzt zu tun sei. Zum Shore Club fahren und in Erfahrung bringen, ob Fabiana dort war? Da würde er nicht allzu viel herausfinden. Luxushotels beschirmten ihre Gäste. Er war neugierig zu erfahren, was da gelaufen war, aber zugleich wollte er es nicht wirklich wissen, wollte lieber einfach weggehen und es vergessen.
    Mitten in seiner Verwirrung und Unentschlossenheit bemerkte er auf der anderen Straßenseite einen groß gewachsenen Schwarzen, der ihn unverwandt ansah. Sein Gesicht konnte er nicht erkennen, es verschmolz mit der Dunkelheit und verschwamm im Neonlicht. Aber Max spürte seinen Blick, die bohrende Beharrlichkeit, die magnetische Kraft. Der Mann hatte Max bewusst aus der Menschenmenge ausgewählt, sich auf ihn konzentriert, ihn ins Visier genommen. In Miami lebten viele obdachlose Verrückte. Sie kamen des Klimas und der zerknirschten Großzügigkeit der Touristen wegen. Max hätte den Mann leicht für einen von ihnen halten können, hätte nicht sein alter Polizisteninstinkt Alarm geschlagen, sein Gespür dafür, wenn jemand nicht in Ordnung war.
    Genau in diesem Moment
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