Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesritual: Thriller (German Edition)

Todesritual: Thriller (German Edition)

Titel: Todesritual: Thriller (German Edition)
Autoren: Nick Stone
Vom Netzwerk:
lassen. Ein Jahr später war Max, dem sein letzter großer Fall schwer zusetzte und der darunter litt, was er inner- und außerhalb der MTF getan hatte, aus dem Dienst ausgeschieden. Eldon hatte ihn angefleht zu bleiben, hatte ihm alle möglichen Versprechungen gemacht. Als Max hart blieb, hatte Burns ihm sämtliche Obszönitäten an den Kopf geworfen, die je erfunden worden waren. Er wollte, dass Max in seine Fußstapfen trat, die MTF weiter so führte wie bisher, während er selbst die letzten Stufen der Karriereleiter erklomm. Max hatte seine sorgfältig ausgeklügelten Tagträume zunichtegemacht, die geplante Erbfolge durchkreuzt.
    Danach hatten sie fast sechzehn Jahre lang kein Wort miteinander gewechselt.
    Doch ihre Verbindung war erstaunlich stark geblieben. Eldon hatte für Max die Rolle des Vaters übernommen, als er einen gebraucht hatte. Max war für Eldon der Sohn gewesen, den er nie hatte. Eldon ließ ihn nicht aus den Augen. Als Max 1989 wegen Mordes ins Gefängnis kam, bestach Eldon mehrere Banden in Attica, damit ihm nichts geschah. Sein Arm reichte weit, und manchmal tat er Gutes.
    Die nächsten Fotos zeigten Nahaufnahmen von Eldons Kopf. Man hatte ihm je eine Kugel durch die Augen gejagt, sodass die Höhlen aussahen, als hätte jemand einen schwarzen Penny daraufgelegt.
    »Der hat aus kürzester Entfernung geschossen«, sagte Max und deutete auf die Schmauchspuren über und unter Eldons rechtem Auge. Über dem Auge waren sie besonders deutlich.
    »Die meinen, das sei eine Initiation für irgendeine Gang gewesen«, sagte Joe.
    Max zog noch einmal das erste Foto von der Leiche auf dem Fußboden hervor und schüttelte den Kopf.
    »Der Killer hat ihm aus nächster Nähe ins rechte Auge geschossen. Eldon geht zu Boden. Der Mörder steht über ihm und schießt ihm ins linke Auge«, sagte er. »Das war keine Initiation. Das war eine Hinrichtung.«
    »Genau das habe ich auch gedacht. Als die den Leichnam bewegt haben, sind ihm die Patronenhülsen aus der Hand gefallen. Der Mörder hat sie ihm in die Handfläche gelegt und die Finger darum geschlossen. Und durch die Totenstarre sind sie so geblieben«, sagte Joe.
    Max sah ihn fragend an.
    »Ja, versteh ich auch nicht.« Joe zuckte mit den Achseln.
    »Was war das für eine Waffe? Eine Fünfundvierziger?«
    »Ich habe den Ballistik-Bericht noch nicht gesehen, aber dem Aussehen nach ja.«
    Max schaute sich im Studio um und versuchte, sich den Mord im Geist vorzustellen. War Eldon auf dem Weg nach draußen gewesen, als er seinem Mörder begegnete? War der Mörder schon vorher einmal im Studio gewesen? Die Schmauchspur über dem Auge verriet, dass der erste Schuss schräg von oben nach unten abgegeben worden war, was bedeutete, dass der Mörder größer sein musste als Eldon. Der alte Mann hatte um die eins achtzig gemessen. Der Mörder musste fast einen Meter neunzig groß sein.
    Warum hatte er ihm in die Augen geschossen? War das eine Botschaft? Hatte Eldon etwas gesehen, das er nicht hätte sehen sollen? Oder war es einfach die Masche des Täters, seine Art zu morden?
    Max hielt inne. Solche Gedanken waren ihm seit Jahren nicht mehr durch den Kopf gegangen. Er hatte sie nicht gebraucht. Er war fasziniert, wie schnell die Gewohnheit zurückkehrte.
    Es war 27 Jahre her, dass er mit Joe einen Tatort in Augenschein genommen hatte. Damals waren sie hinter Solomon Boukman her gewesen, dem Haitianer, der in den furchtbaren Tagen des Kokains und der Kettensägen über die Unterwelt von Miami geherrscht hatte.
    Die beiden arbeiteten noch immer gelegentlich zusammen, aber nur selten und nur höchst inoffiziell. Wenn Joe Informationen brauchte, die auf normalen Wegen nicht zu beschaffen waren, rief er Max an. Und wenn Max wissen wollte, ob irgendjemand vorbestraft war, fragte er Joe. Aber das war schon alles, private Gefälligkeiten. Mehr nicht. Keine Daten, keine Einzelheiten.
    »Warum hast du mich angerufen, Joe?«, fragte Max, obwohl er die Antwort bereits kannte und schon wusste, was er darauf sagen würde. »Wir wissen beide, dass ich gar nicht hier sein darf. Und du würdest dir eher den Kopf abhacken, als gegen die Vorschriften zu verstoßen.«
    »Plus ça change, plus c’est la même chose.«
    »Geht es noch etwas geheimnisvoller?«
    »Weißt du, wer diese Ermittlungen leitet? Das Vorbild aller Vollidioten dieser Welt: Deputy Commissioner Alex Ricon«, sagte Joe.
    »Der kann nicht mal Luft mit der Tüte fangen. Eldon hat ihn nicht weniger gehasst als dich. Und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher