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Todesritual: Thriller (German Edition)

Todesritual: Thriller (German Edition)

Titel: Todesritual: Thriller (German Edition)
Autoren: Nick Stone
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wusste, wie die Dinge liefen. Und trotzdem machte es ihn krank.
    Anfang Dezember hatte er die Familie Liston besucht. Er hatte Lena und Jet erzählt, was in Kuba passiert war, und alles, was dahin geführt hatte. Er war nicht überzeugt, dass Lena von Joes geheimen Aktivitäten tatsächlich nichts gewusst hatte, aber er hakte nicht weiter nach. Was spielte es für eine Rolle? Was würde ihm das Wissen nützen?
    Beide hörten ihm zu, ohne viel zu sagen. Sie fragten nicht, ob er Solomon Boukman getötet habe. Sie gingen davon aus, dass er es getan hatte. Als er ging, brachte Jet ihn zum Wagen. Er dankte Max, sie gaben sich die Hand und nahmen sich in die Arme, weil sie beide wussten, dass dies sein letzter Besuch war, dass er nicht wiederkommen und auch nicht mehr eingeladen würde. Zu viel war seinetwegen passiert. Es tat weh, aber es war das Beste.
    Er musste oft an Rosa Cruz denken. Hatte sie es geschafft, durch Erpressung wieder in ihre alte Stellung zu kommen? Er hoffte es für sie, aber er hatte keine Möglichkeit, es herauszufinden.
    Und was Benny Ramírez anging, so war sich Max ziemlich sicher, dass er es gewesen war, den er eines Nachts in einem kleinen, menschenleeren Café auf dem Ocean Drive, Ecke 6th Street gesehen hatte: einen groß gewachsenen, schlanken Mann mit längeren braunen Haaren, einem hübschen, aber ausdrucksleeren Gesicht und einer noch nicht verheilten rosafarbenen Narbe, die sich von seinem Mundwinkel bis zum Wangenknochen zog. Er redete mit sich selbst, oder vielleicht sang er, während er den Fußboden wischte. Max spielte mit dem Gedanken, sich den Mann von Nahem anzuschauen, entschied sich aber dagegen und ging weiter.
    Mitte Dezember besiegelte er den Verkauf seines Penthouses. Ein Bauunternehmer aus Uruguay hatte ihm eine Million dafür geboten. Fast doppelt so viel, wie er dafür bezahlt hatte, und er war froh, überhaupt einen Käufer zu finden. Er nahm das Angebot an.
    Max war gerade dabei, die wenigen Habseligkeiten zusammenzupacken, die er in sein neues Zuhause mitnehmen wollte, als es an der Tür klopfte. Im Korridor stand eine Urne, an der ein Zettel klebte. Es war eine Plastikurne in Eichenbraun, wie man sie in jedem Walmart für vielleicht zwanzig Dollar bekam.
    Auf dem Zettel stand: »Du wirst schon wissen, was damit zu tun ist. J. Q.«
    Und das wusste er.
    Er brachte die sterblichen Überreste Vanettas zum städtischen Friedhof von Miami, wo Ezequiel und Melody Dascal Seite an Seite begraben lagen. Er verstreute die Asche über ihren Gräbern. Er blieb noch eine ganze Weile dort stehen und überlegte, was er sagen konnte, aber die Worte wollten ihm nicht einfallen.
    Als er ging, fing es an zu regnen, erst ein paar dicke Tropfen, dann kam der Schauer.
    Auch in dem Sitzungszimmer, in das Sal Donoso Max geführt hatte, stand ein Fernseher. Er lief ohne Ton, als Obama auf die Bibel Abraham Lincolns, die von seiner Frau gehalten wurde, den Eid ablegte. Seine beiden Töchter und ein paar Milliarden Menschen auf der ganzen Welt schauten zu. Der Lauftext am unteren Bildrand vermerkte, dass sich der Präsident soeben verhaspelt hatte.
    Donoso war eine makellose Erscheinung, der weiße Ziegenbart spitz getrimmt, seine Schuhe glänzten, seine Hände waren manikürt.
    Die beiden Männer nahmen an dem großen Konferenztisch Platz, auf dem vier Aktenboxen standen, daneben ein Umschlag.
    »Das hat Eldon Ihnen hinterlassen.« Donoso schob ihm mit der flachen Hand seine Erbschaft zu, als schlösse er eine schwere Tür.
    Auf den Aktenboxen standen die Namen von Max und Joe und ihre alten Dienstnummern. Über Max gab es drei Akten, unter deren Deckel vergilbtes Papier hervorlugte.
    Max schlug einen der Deckel auf und fand sich am dunklen Ende seiner Erinnerungen wieder. Es waren die späten 1970er Jahre, und er sah Fotos und überflog Berichte von allen Untaten, die er sich als Polizist geleistet hatte. Es war genug, um ihn wieder ins Gefängnis zu bringen, aber diesmal lebenslänglich und ohne Aussicht auf Begnadigung. Überrascht war er nicht. Eldon hatte gegen alle etwas in der Hand, sogar gegen seine treuesten Fußsoldaten.
    »Es gibt keine Kopien«, sagte Donoso.
    Mit einem Gefühl der Beklemmung zog er Joes Akte zu sich heran. Sie glitt mühelos über den Tisch und fühlte sich leicht an. Er öffnete sie und stellte fest, dass sie leer war.
    »Was ist das?«
    »Eldon hat nie etwas gegen ihn gefunden.« Donoso lächelte. »Deshalb hat er ihn so sehr gehasst.«
    Max öffnete den
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