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Todesritual: Thriller (German Edition)

Todesritual: Thriller (German Edition)

Titel: Todesritual: Thriller (German Edition)
Autoren: Nick Stone
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Höhlen herum wie ein defekter Kompass, mehr Weiß als Braun. Der Mund stand ihm offen, die Zunge fiel heraus und wurde wieder eingesaugt. Er tastete an seiner Hüfte herum, riss sich das Hemd hoch, sodass der perlmuttbesetzte Griff einer Pistole zu sehen war, nach der er mit der anderen Hand griff. Er kriegte sie nicht zu fassen. Seine Finger schlossen sich um leere Luft. Verwundert schaute er nach unten. Und dann ging er zu Boden, ausgeknockt, das Gesicht auf dem Kreuz, nur wenige Zentimeter von Max entfernt.
    Max zog und zerrte weiter an seinen Fesseln. Die Beine benutzte er als Hebel. Er setzte sich auf den Stuhlrand und versuchte, die Hände mit roher Gewalt loszureißen, aber die Knoten bewegten sich nicht.
    Osso stöhnte. Sein Bein zuckte.
    Er würde bald wieder wach werden.
    Max verdoppelte seine Anstrengungen.
    Er stellte den rechten Fuß auf den Stuhl und stemmte sich mit ganzer Kraft hoch. Das linke Handgelenk riss sich frei. Die Haut war aufgerissen, das Blut tropfte ihm von den Fingern.
    Osso hob den Kopf und tastete auf dem Fußboden herum. In der Paste fand seine Hand keinen Halt.
    Max stellte den linken Fuß auf den Stuhl und wiederholte den Vorgang.
    Osso rappelte sich auf die Knie.
    Max konnte auch die zweite Hand aus der Fessel ziehen.
    Er war frei.
    Er trat Osso gegen den Kopf, traf mit der Sohle sein Kinn. Sein Kopf wurde heftig zur Seite geschleudert, und er ging plumpsend zu Boden.
    Max riss ihm die Pistole aus dem Hosenbund. Dann zerrte er seinen Kopf an den Haaren hoch und versetzte ihm einen Faustschlag auf das bereits geschwollene Kinn.
    Osso war k.o.
    Das Vévé war komplett ruiniert, verschmierte Linien und weiße Fußspuren als Zeichen ihres Kampfes.
    Max überprüfte die Pistole – ein volles Magazin, sieben Schuss, plus einem in der Kammer.
    Er schaute zu den Stufen hinüber, die in rosa Neonlicht getaucht waren, und zurück zu Osso.
    Er wusste, was er zu tun hatte.
    Solomon Boukman stieg langsam aus dem Keller auf.
    Er hatte sich in vollen Zeremonienstaat geworfen: weißer Zylinder mit roter Feder im schwarz-weiß karierten Hutband, weißer Frack über dem nackten Oberkörper, weiße Handschuhe, schwarze Hose mit Bügelfalte und glänzende Lackschuhe. Das Gesicht hatte er in zwei Schichten geschminkt: eine schwarze Unterlage, darauf in der rechten Gesichtshälfte ein halber Totenschädel in Weiß.
    Er intonierte etwas auf Kreolisch, um Baron Samedi herbeizurufen; er bat ihn, aus den Tiefen aufzusteigen und ihn zu seinem Gefäß zu machen, er flehte ihn an, ihn mit seiner Kraft auszustatten, auf dass er seine irdische Hand sein möge: ein Werkzeug dessen, der das Leben nimmt und den Tod schenkt, der die Seelen stiehlt. Seine Stimme war tief und klangvoll, die Aussprache präzise und klar, frei von dem lispelnden Zischen.
    Boukman trat in den Kreis aus Kerzen. Die Flammen flackerten und schwankten auf ihren Dochten, ein paar verlöschten, als er vorüberging, und die dünnen Rauchschwaden zogen hinter ihm her.
    Er trat auf den Mann auf dem Stuhl zu, seine Schritte waren langsam und ohne Eile, seine Augen reflektierten alles Licht im Raum, das über seine ausdruckslosen Pupillen tanzte. Die Schmierereien, wo vorher das Vévé gewesen war, bemerkte er nicht.
    Als er dicht vor dem Stuhl stand, kreuzte Boukman die Arme vor der Brust und griff mit beiden Händen in seinen Frack.
    Er zog zwei kurze Samurai-Schwerter heraus, deren spiegelblanke Klingen im schwachen Schein der beiden Hauptlichtquellen – des noch immer laufenden Fernsehers und der ewig brennenden Kerzen – grün schimmerten.
    Boukman ließ die Klingen durch die Luft wirbeln, zuerst in kleinen Bögen ähnlich denen eines Dirigenten, der ein großes Orchester durch einen langsamen Satz führt, welcher sich nach und nach, Note für Note, Instrument für Instrument, zu einem dramatischen Crescendo aufbaut.
    Brutalität ruinierte seine Kunstfertigkeit, als die Gewalttat, die zu verüben er im Begriff war, seine Arme übernahm. Seine gemessenen Kreise liefen zu breiten, schweren Schwüngen aus, die Metallklingen gaben ein rüdes Pfeifen von sich, als sie durch die Luft fegten, die von den Benzindämpfen immer betäubender und immer dünner wurde.
    Boukmans Bewegungen wurden schneller und wilder, die klaren Umrisse der Schwerter lösten sich auf, als Metall und Licht zu einem glühenden ephemeren Ganzen verschmolzen und kreisförmige, flüssige Leuchtspuren in den Raum malten.
    Seine letzten Anrufungen brüllte Boukman mit
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