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Todesreigen

Titel: Todesreigen
Autoren: Jeffery Deaver
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schrecklich.«
    Dale nickte. »Das kann man wohl sagen. Deshalb hat der Ehemann mich engagiert. Ich habe es so arrangiert, dass es so aussieht, als wäre der Vergewaltiger von Upper Falls eingebrochen und hätte sie getötet.«
    Marissa dachte nach; dann fragte sie: »Haben Sie…? Ich meine, Sie wollten so tun, als wären Sie ein Vergewaltiger…«
    »Nein, um Gottes willen«, protestierte Dale und runzelte die Stirn. »Das würde ich niemals tun. Ich habe es bloß so
aussehen lassen
. Glauben Sie mir, es war einigermaßen unangenehm, hinter diesem Massagesalon in der Knightsbridge Street nach einem benutzten Kondom zu suchen.«
    Also haben Killer doch ihre Moralvorstellungen, dachte sie. Manche wenigstens.
    Sie musterte ihn. »Haben Sie keine Angst, dass ich Polizistin oder so etwas sein könnte? Und versuche, Sie zu überführen? Ich meine, ich habe Ihren Namen einfach in diesem Magazin gefunden,
Worldwide Soldier

    »Wenn man es lange genug macht, bekommt man ein Gefühl dafür, wer ein echter Kunde ist und wer nicht. Abgesehen davon habe ich die letzte Woche damit verbracht, Sie zu überprüfen. Sie sind sauber.«
    Wenn man eine Frau, die jemandem fünfundzwanzigtausend Dollar für den Mord an ihrem Ehemann bezahlt, als sauber bezeichnen kann.
    A propos…
    Sie zog einen dicken Umschlag aus der Tasche und reichte ihn Dale. Er ließ ihn in der Tasche mit dem weißen Strick verschwinden.
    »Dale… warten Sie, das ist nicht Ihr richtiger Name, oder?«
    »Nein, aber ich benutze ihn für diesen Job.«
    »Okay, also Dale, er wird doch nichts spüren? Keine Schmerzen?«
    »Überhaupt nichts. Selbst wenn er bei Bewusstsein wäre, ist das Wasser so kalt, dass er wahrscheinlich in Ohnmacht fällt und am Schock stirbt, bevor er ertrinkt.«
    Sie hatten das Ende des Parks erreicht. Dale fragte: »Und Sie sind sich wirklich sicher?«
    Und Marissa fragte sich: Bin ich wirklich sicher, dass ich Jonathans Tod will?
    Jonathan – der Mann, der mir erzählt, dass er jedes Wochenende mit seinen Kumpels zum Angeln hinausfährt und in Wirklichkeit seine Krankenschwestern für ein kleines Stelldichein aufs Boot mitnimmt. Der einige Jahre nach der Heirat verkündet hatte, er habe sich sterilisieren lassen und könne die Kinder nicht zeugen, von denen er versprochen hatte, dass wir sie bekommen würden.
    Der über seinen Beruf oder aktuelle Ereignisse mit mir wie mit einer Zehnjährigen spricht, ohne es jemals zu registrieren, wenn ich sage: »Ich verstehe es, Schatz. Ich bin eine kluge Frau.« Der so lange herumgenörgelt hat, bis ich den Job aufgab, den ich gern gemacht hatte. Der jedes Mal mit einem Wutanfall reagiert, wenn ich wieder arbeiten möchte. Der sich jedes Mal beschwert, wenn ich mich in der Öffentlichkeit sexy kleide, aber seit Jahren nicht mehr mit mir schläft. Der jähzornig reagiert, sobald ich das Thema Scheidung anspreche, weil ein Arzt an einem Lehrkrankenhaus eine Ehefrau braucht, um Karriere zu machen… und weil er ein kranker Kontrollfanatiker ist.
    Plötzlich sah Marissa Cooper den zerfetzten Leib einer Klapperschlange vor sich, der vor vielen Jahren blutend auf einem heißen gelben Fleck texanischen Sandes gelegen hatte.
    Das ist blöd. Ich will, dass sie in die Hölle kommt.
    »Ich bin mir sicher«, erklärte sie.
    Dale schüttelte ihre Hand und sagte: »Dann werde ich mich von jetzt ab um die Angelegenheit kümmern. Fahren Sie nach Hause. Sie sollten üben, die trauernde Witwe zu spielen.«
    »Das werde ich schon hinkriegen«, erwiderte Marissa. »Ich war jahrelang eine trauernde Ehefrau.«
    Sie zog ihren Mantelkragen hoch und machte sich auf den Weg zum Parkplatz, ohne sich noch einmal nach ihrem Mann oder dem, der ihn umbringen würde, umzusehen. Sie stieg in ihren Toyota, fand Rockmusik im Radio, drehte die Lautstärke hoch und verließ Green Harbor.
    Marissa kurbelte die Fenster herunter und ließ kalte Herbstluft ins Auto, die mit den Gerüchen von verbranntem Holz und faulenden Blättern angefüllt war. Sie fuhr schnell durch die Nacht und stellte sich ihre Zukunft vor, ihr Leben ohne Jonathan.

Das Ferienhaus
    An diesem Abend lief es schon bald in die falsche Richtung.
    Ich schaute in den Rückspiegel und konnte keine Lichter erkennen, aber ich wusste, dass sie hinter uns waren und dass es nur eine Frage der Zeit war, bis ich die Blaulichter sehen würde.
    Toth fing an zu reden, aber ich sagte, er solle den Mund halten, und jagte den Buick auf hundertzwanzig hoch. Die Straße war leer,
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