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Todesreigen

Titel: Todesreigen
Autoren: Jeffery Deaver
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kurze. Aber natürlich geht es hier nicht darum, was leicht für den
Autor
ist; es geht immer darum, was am besten für den Leser ist, und bei Kurzgeschichten können wir uns nicht die geringste Nachlässigkeit leisten.
    Schließlich ein Wort des Dankes an alle, die mich ermutigt haben, diese Erzählungen zu schreiben, allen voran Janet Hutchings und ihr unschätzbares
Ellery Queen Mistery Magazine
, dessen Schwesterpublikation
Alfred Hitchcock
, Marty Greenberg und das Team von Teknobooks, Otto Penzler und Evan Hunter.
    Die nachfolgenden Erzählungen sind ziemlich unterschiedlich. Die auftretenden Figuren reichen von William Shakespeare über brillante Anwälte bis hin zu raffinierten Betrügern, verachtenswerten Mördern und Familien, die man bestenfalls als gestört bezeichnen kann. Eine Story mit Lincoln Rhyme und Amelia Sachs, »Das Weihnachtsgeschenk«, habe ich eigens für diesen Band geschrieben. Und vielleicht fällt Ihnen ja die Geschichte der Rache eines Sonderlings auf, eine – wenn ich das sagen darf – verdrehte Reminiszenz an meine Anfänge als pubertierender Schreiber. Leider kann ich, wie bei den meisten meiner Werke, nicht viel mehr sagen, weil ich fürchte, sonst Hinweise zu geben, die manche Überraschung verderben. Vielleicht ist es am besten, einfach zu sagen: Lesen Sie, genießen Sie… und denken Sie immer daran, dass nicht alles so ist, wie es zu sein scheint. J.W.D.

Ein Leben ohne Jonathan
    Marissa Cooper bog auf die Route 232, die sie von Portsmouth ins dreißig Kilometer entfernte Green Harbor führen sollte.
    Sie dachte daran, dass dies genau die Straße war, die sie und Jonathan tausendmal zum Einkaufszentrum und zurück benutzt hatten, beladen mit notwendigen Dingen, albernem Luxus und gelegentlichen Schätzen.
    Die Straße, in deren Nähe sie ihr Traumhaus gefunden hatten, als sie vor sieben Jahren nach Maine gezogen waren.
    Die Straße, die sie im letzten Mai auf dem Weg zur Feier ihres Hochzeitstags genommen hatten.
    Heute allerdings führten all diese Erinnerungen nur zu einem einzigen Punkt: einem Leben ohne Jonathan.
    Die Sonne im Rücken, steuerte sie den Wagen durch die trägen Kurven und hoffte, diese schwer zu ertragenden – aber hartnäckigen – Gedanken loszuwerden.
    Denk nicht darüber nach!
    Schau dich um, sagte sie sich. Schau dir die wilde Umgebung an: die purpurfarbenen Wolkenscheiben über den – teils goldenen, teils blutroten – Ahorn- und Eichenblättern.
    Schau dir das Sonnenlicht an, ein leuchtendes, über den dunklen Pelz aus Schierling und Kiefern drapiertes Band. Und die absurde Reihe von Kühen, die sich wie Pendler im Feierabendverkehr auf den Weg zur Scheune gemacht hatten.
    Und die würdevollen weißen Türmchen eines kleinen Dorfes fünf Meilen abseits der Landstraße.
    Und schau dich selbst an: eine dreiundvierzigjährige Frau in einem kraftvollen silbernen Toyota, die mit hoher Geschwindigkeit einem neuen Leben entgegenfährt.
    Einem Leben ohne Jonathan.
    Zwanzig Minuten später erreichte sie Dannerville und musste an der ersten der beiden Ampeln der Stadt bremsen. Den Wagen im Leerlauf und die Kupplung durchgetreten, schaute sie nach rechts. Bei dem Anblick, der sich ihr bot, machte ihr Herz einen kleinen Satz.
    Es war ein Laden, der Boots- und Angelzubehör verkaufte. Sie hatte im Schaufenster eine Anzeige bemerkt, die Hilfe bei der Wartung von Schiffsmotoren versprach. In diesem küstennahen Teil von Maine hatte man ständig mit Booten zu tun. Sie zierten Touristenzeichnungen und Fotos, Kaffeebecher, T-Shirts und Schlüsselanhänger. Und natürlich gab es sie tausendfach in der Realität: Schiffe auf dem Wasser, auf Autoanhängern und Trockendocks oder in Vorgärten – die Neuengland-Variante der aufgebockten Pickups im ländlichen Süden.
    Was sie allerdings heftig getroffen hatte, war der Umstand, dass auf der Anzeige ausgerechnet ein Chris-Craft abgebildet war. Ein großes Boot, vielleicht elf oder zwölf Meter lang.
    Genau wie Jonathans Boot. Sogar fast identisch: die gleichen Farben, der gleiche Aufbau.
    Er hatte es vor fünf Jahren gekauft. Und obgleich Marissa gedacht hatte, sein Interesse daran würde abflauen (wie bei allen Jungen, die ein neues Spielzeug bekommen), hatte er ihr genau das Gegenteil bewiesen und beinahe jedes Wochenende auf dem Meer verbracht. Er war die Küste auf und ab gefahren und hatte geangelt wie ein alter Deckshelfer auf einem Dorschkutter. Seinen stolzesten Fang brachte ihr Ehemann dann jedes Mal mit nach
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