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Todesregen

Todesregen

Titel: Todesregen
Autoren: D Koontz
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stoßen, die zu Leichenhäusern geworden waren und in denen Verwesungsgestank in der Luft lag. Sie sahen jedoch keine einzige Leiche, und die Luft roch süß.
    Die anderen Karawanen hatten ihre eigenen Ziele, und nach einer Weile war die Gruppe aus Black Lake wieder allein unterwegs. Sie stieß bis zur Küste des Pazifiks vor, nach Newport Beach, wo zwei der Beschützer Verwandte hatten, um die sie sich Sorgen machten.
    Wie die Kinder der Berge hatten auch die Kinder der Küste überlebt. Die einzigen Erwachsenen waren jene, die junge Menschen gerettet und beschützt hatten. Bei vielen handelte es sich um Eltern, deren Verantwortungsgefühl sich nicht auf die eigene Familie beschränkt hatte.

    Die Bewohner der Küste freuten sich über die Neuankömmlinge. Es gab leere Städte, die besiedelt werden mussten, voll einsamer Straßen und Parks.
    Am Freitagabend gingen Molly und Neil Hand in Hand zum Meer. Sie blieben am Strand stehen, um den Sonnenuntergang zu betrachten. Einige Wracks waren ans Ufer getrieben worden, aber auf dem Meer war kein einziges Schiff zu sehen.
    Was war mit Asien? Europa? Afrika? Alle Reiche waren untergegangen, doch die Erde bestand fort.
    Weil Neil wusste, dass Molly im Werk Eliots immer Trost fand, zitierte er: »Zwischen Empfängnis und Geburt …«
    Molly fuhr fort: » … zwischen Gefühl und Erwiderung … «
    »… fällt der Schatten. «
    Die Sonne malte ihren Segen an den westlichen Himmel, zuerst in Gold und Orange, dann feurig rot und schließlich in einem Purpur, auf das die Nacht folgte, aber nur wenige Stunden lang.

66
    Molly und Neil, Virgil, zwei weitere Hunde und acht Kinder nahmen ein verlassenes Haus in Besitz, das auf einer Klippe über dem Meer stand.
    In den ersten Wochen ihres neuen Lebens hatten sie nur wenig Zeit, darüber nachzudenken, was mit ihnen und der ganzen Welt geschehen war.
    In Supermärkten und Lagerhäusern befanden sich genügend Konserven, um die reduzierte Bevölkerung jahrelang zu ernähren, allerdings nicht für immer. Um langfristig zu überleben, musste man Strategien entwickeln und in harter Arbeit umsetzen.
    Erstaunlicherweise (oder nicht) stellte sich heraus, dass die übrig gebliebenen Erwachsenen, die Beschützer, trotz ihrer kleinen Zahl über ein breites Spektrum an Wissen und Erfahrungen verfügten. Es gab Ärztinnen und Ärzte, Krankenschwestern, Ingenieure, Architektinnen, Schreiner, Mechaniker … Als man eine vollständige Liste aller Menschen zusammengestellt hatte, die an diesem Teil der Küste wohnten, hatte es fast den Anschein, als wären die Erwachsenen regelrecht ausgewählt worden, und zwar nicht nur, um die Kinder zu retten, sondern auch wegen der Talente, die sie beim Wiederaufbau einbringen konnten.
    Es dauerte nur einige Tage, bis man eine Reihe von Gebäuden, die als zentrale Versammlungsorte dienten, mit tragbaren Generatoren ausgestattet hatte. Innerhalb eines Jahres wollte man in einigen Wohnvierteln die Stromversorgung wiederherstellen.

    Medizinische Zentren wurden eingerichtet. Die aus Apotheken geplünderten Medikamente sollten rationiert werden, bis eine einfache pharmazeutische Industrie aufgebaut war.
    Die Millionen Toten blieben ebenso unauffindbar wie sämtliche Exemplare der fremdartigen Tier- und Pflanzenwelt, die so kurz die Erde überzogen hatte.
    Noch lange würde man die Sterne mit Argwohn betrachten, und vielleicht noch länger würde man Hunde nicht wie Haustiere behandeln, sondern eher wie Familienmitglieder.
    Mit jedem Tag wurde die Zivilisation auf tausenderlei Weise zurückgeholt.
    Im Oktober, kaum einen Monat nach der großen Flut, wurde Molly Lehrerin und fand an der Aufgabe, den Inhalt von Büchern zu vermitteln, mehr Freude, als sie je daran gehabt hatte, Bücher zu schreiben.
    Neil war einmal Priester gewesen. Er hatte die Kirche verlassen, nachdem er gemeldet hatte, der Leiter seiner Einrichtung habe ihm anvertraute Kinder sexuell belästigt, und der Bischof nicht genug Weisheit, Willen und Stärke gehabt hatte, um den Täter aus der Priesterschaft zu entfernen. Nun diente er seinen neuen Nachbarn an der Küste zuerst als erstklassiger Kunsttischler, doch als Weihnachten kam, hatte sich wieder eine Gemeinde um ihn versammelt.
    Molly hatte ihn am letzten Tag seines Priesteramts kennengelernt. An einem Nachmittag hatte sie traurig eine Kirche betreten, um einfach ein wenig dazusitzen und nachzudenken. Nach einer Weile war sie in dem scheinbar verlassenen Raum nach vorn gegangen, um zum Gedenken
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