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Todesregen

Todesregen

Titel: Todesregen
Autoren: D Koontz
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aussahen, sich windende Bündel von Tentakel und knotiges Gewebe, das mit krebsartigen Wucherungen überzogen war.

    Das Unglaublichste an diesem grausigen Körper aber waren die menschlichen Gesichter, die überall wie blinzelnde Augen in die Oberfläche eingebettet waren. Zehntausende, ja Millionen von Gesichtern waren es, Männer und Frauen jeder Hautfarbe, die sichtbar wurden und wieder verschwanden, wenn die Membranen sich öffneten und schlossen.
    Langsam glitt das Fahrzeug heran, gewaltig in Länge und Breite, ja so groß, dass es mit solchen Begriffen nicht zu messen war. Seine Masse und sein Volumen waren größer als die Gesamtheit aller Schiffe des Meeres und der Luft, die die Menschheit im Lauf ihrer Geschichte erbaut hatte, tausendmal größer und mehr. Ohne dass das Antriebssystem – und der Prozess, der die Schwerkraft zunichte machte – auch nur das leiseste Geräusch hervorgebracht hätten, beschleunigte der Koloss, bis seine Details verschwammen. Immer schneller näherte er sich dem Ort, und während er näher kam, stieg er gleichzeitig in die Höhe, durch den dünner werdenden Nebel, der ihn bald wieder verhüllte. Dann war er fort.
    Sekunden nachdem das Fahrzeug verschwunden war, spürte Molly auch die Druckwellen nicht mehr, die das geräuschlose Pulsieren der Maschinen durch ihren Körper gejagt hatte. Dennoch blickte sie, genau wie Neil und die Kinder, noch eine halbe Minute oder länger gebannt in den violetten Dunst. Dann stürzte plötzlich ein gewaltiger Regenguss auf sie herab.

63
    Als das Unwetter losging, zogen sie sich in die Bank zurück, die von den Campinglampen erhellt wurde und Sicherheit zu bieten schien. Als sie die Räume durchsuchten, fanden sie keine Bedrohung menschlicher oder unmenschlicher Natur mehr vor.
    Prasselnder Regen strömte vom Himmel, aber wohl nur halb so heftig wie bei der ersten Sintflut. Er leuchtete auch nicht, und er roch genauso, wie Regen riechen sollte, frisch und rein.
    Allmählich wusch der Guss die Düsternis vom Himmel, und hinter den Fenstern verwandelte sich das unnatürliche Pflaumenblau in das vertraute graue Licht eines stürmischen Herbsttags.
    Bevor die Versuche, die Bank zur Festung auszubauen, von den Aliens zunichte gemacht worden waren, hatte man bereits einige Vorräte herbeigeschafft. Molly entdeckte mehrere Kanister Spezialbenzin für die Laternen, die wochenlang ausreichen würden. Neil fand Decken und Kartons mit allerhand Proviant: Dosen mit Fleisch und Obst, Schachteln mit Crackern, Keksen, Schokoriegeln, außerdem frisches Brot und Kuchen.
    Auf dem Boden der Kassenhalle legten sie jeweils drei Decken übereinander und schufen so bequeme Schlafplätze. Eine vierte Decke, zu einer lockeren Rolle verschnürt, ergab ein angenehmes Kissen. Die vielen Hunde würden zusätzlich Wärme und Trost spenden.
    Als der Tag sich dem Ende zuneigte, legte sich eine wässrige
Dämmerung über den Ort. Die Straßen waren still, vom Himmel rauschte nur der Regen. In Anbetracht der Dinge, die geschehen waren, war es fast zu ruhig. Molly traute der Ruhe nicht recht.
    Es wurde Nacht. Molly und Neil führten die Hunde noch einmal kurz ins Freie, dann prüften sie die Schlösser aller Fenster, legten die Riegel vor und schoben Möbel als Barrikaden vor die Türen. Gegen die Außerirdischen, die durch Wände, Decken und Böden gleiten konnten, half das zwar nichts, aber die seltsamen Kreaturen ihres Planeten konnte man sich so wohl vom Hals halten.
    Molly war zwar noch immer der Meinung, dass die Kinder unantastbar waren und dass auch ihr und Neil – als den Beschützern der Kinder – nichts geschehen konnte, aber sie wollte kein Risiko eingehen. Außerdem streiften womöglich noch Leute wie Render umher, und gegen Ungeheuer der menschlichen Art boten nur Waffen Schutz.
    Sie konnten zwar nur ein kaltes Abendessen zubereiten, doch es gab so viele gute Sachen, dass es ein Festmahl wurde. Im Lampenschein saßen sie in einem Kreis auf dem Boden, dreizehn Kinder und zwei Erwachsene, umgeben von allerhand offenen Dosen und Schachteln, und reichten sich gegenseitig, was gerade gewünscht wurde.
    Zuerst herrschte Schweigen, weil alle erschöpft waren und ihnen der Schreck noch in den Gliedern saß. Als sich die Mägen allmählich füllten, kam eine gelöstere Stimmung auf.
    Ruhig sprachen sie über ihre erschreckenden Erlebnisse, tauschten Erfahrungen aus, bemühten sich, das Geschehen zu begreifen und zu akzeptieren. Und sie versuchten sich vorzustellen, was
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