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Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition)

Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition)

Titel: Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition)
Autoren: Bernd Franzinger
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Stuhl.
    Die beiden
Ermittler stürmten die Treppe hinunter. Schauß verschwand kurz in der Pförtnerloge,
wo er sich den Schlüssel für den Dienst-Mercedes besorgte.
    »Los, mach,
mach, mach«, feuerte Tannenberg seinen herbeieilenden Kollegen vom Parkplatz aus
an.
    »Wolf, duck
dich lieber runter, damit keiner dieser Aasgeier auf uns aufmerksam wird«, empfahl
der junge Kommissar.
    Tannenberg
befolgte den Rat und kauerte so lange im Fußraum vor dem Beifahrersitz, bis ihm
Schauß nach der nächsten Straßenecke Entwarnung gab. Als Tannenberg wieder seinen
Platz eingenommen hatte, war das Ziel schon fast erreicht.
    Hupend verscheuchte
sein Mitarbeiter zwei ältere Männer, die am Stadtpark halb auf der Straße standen.
Wütend protestierten die Rentner und schwangen dem Verkehrsrowdy ihre Fäuste hinterher.
    Direkt vor
dem schmiedeeisernen Tor der Kindertagesstätte bremste Schauß das Zivilfahrzeug
scharf ab. Noch bevor es mit quietschenden Reifen zum Stillstand kam, riss sein
Chef die Tür auf und sprang aus dem Auto. Er rannte durch das Kindergartengelände
und dann die Sandsteintreppe empor.
    Sein hektischer
Blick huschte durch den Flur, in dem an niedrigen Garderoben unzählige Kinderjacken
hingen und winzige Schuhe herumstanden. Als er endlich die Aufschrift ›Leiterin‹
an einer Tür entdeckte, stürmte er, ohne anzuklopfen, in das Büro.
    »Wo ist
Emma?«, schnauzte er die völlig konsternierte Erzieherin an.
    Die Frau
fuhr hinter ihrem Schreibtisch erschrocken zusammen. »Was?«, fragte sie irritiert.
»Wer sind Sie überhaupt?«
    »Beantworten
Sie sofort meine Frage!«
    Die Leiterin
hatte ihren Schock schnell überwunden und griff nach dem Telefonhörer. »Entweder
Sie benehmen sich auf der Stelle wie ein zivilisierter Mensch oder ich verständige
die Polizei.«
    Endlich
kam Tannenberg wieder zur Besinnung. »Brauchen Sie nicht, die ist schon da«, verkündete
er. Der Kriminalbeamte zeigte seinen Dienstausweis. »Ich suche dringend Emma Tannenberg.
Ist sie hier?«
    »Also vor
einer guten Viertelstunde war sie in der Löwengruppe und hat dort in der Puppenecke
gespielt.«
    »Löwengruppe?
Wo ist das?«
    »Von hier
aus die dritte Tür rechts. Warten Sie, ich bringe Sie hin.«
    Doch Tannenberg
wartete nicht. Er hastete durch den Flur und riss eine Tür auf, die mit Löwenfotos
und Kinderzeichnungen beklebt war. Mit flackerndem Blick schaute er sich um, konnte
Mariekes Tochter aber nirgendwo entdecken.
    »Wo ist
Emma?«, blaffte er einer Erzieherin entgegen, die auf einer Couch saß und ihn entgeistert
anstarrte. Sie hatte bis eben aus einem Bilderbuch vorgelesen. Auf ihrem Schoß saßen
zwei kleine Mädchen, die nun das Gesicht verzogen und bitterlich zu weinen begannen.
Sogleich stimmten die anderen Kleinen auf der Couch mit ein.
    »Entschuldigung,
Entschuldigung«, stammelte Tannenberg und verzog das Gesicht. »Ich suche doch bloß
unsere Emma.«
    »Das geht
schon klar. Der Herr ist von der Kriminalpolizei«, erklärte die Leiterin ihrer eingeschüchterten
Kollegin. »Weißt du, wo sie ist?«
    »Emma macht
gerade einen Besuch bei ihrer Freundin Paula in der Bibergruppe.«
    Sanft berührte
die Leiterin Tannenbergs Oberarm. »Kommen Sie mit, ich zeig Ihnen, wo das ist. Die
Bibergruppe befindet sich eine Etage höher.«
    Die Mittvierzigerin
vermochte dem aufgedrehten Kriminalbeamten kaum zu folgen, als dieser jeweils zwei
Treppenstufen auf einmal nahm. Die hellen Kinderstimmchen wiesen ihm den Weg.
    »Hallo,
Wooolf«, rief Emma freudig aus, als sie ihn im Türrahmen auftauchen sah.
    Tannenberg
rannte auf sie zu, schnappte sich die Kleine und drückte sie so fest an sich, dass
eine der anwesenden Erzieherinnen aufsprang und ihm geistesgegenwärtig in den Arm
griff. Er lockerte sofort die Umklammerung.
    »Ich bin
so froh, dass ich dich gefunden habe«, schniefte er mit Tränen in den Augen und
gab ihr einen Kuss auf die Wange.
    »Warum weinst
du denn?«, fragte das blonde Lockenköpfchen mit großen Augen.
    »Weil ich
so unheimlich glücklich bin, dass es dir gut geht.«
    Kommissar
Schauß, der die ganze Zeit über den Aktionismus seines Vorgesetzten wie ein Statist
begleitet hatte, zuckte mit den Schultern, als die beiden Erzieherinnen ihm und
der Leiterin fragende Blicke zuwarfen.
    Tannenberg
setzte den kleinen Sonnenschein der Familie wieder auf dem Boden ab und streichelte
Emma zärtlich über den Kopf.
    »Emma, kooomm,
deine Babys haben Duuuurst«, rief ein etwa gleichaltriges Mädchen mit langen
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