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Todesnacht: Thriller (German Edition)

Todesnacht: Thriller (German Edition)

Titel: Todesnacht: Thriller (German Edition)
Autoren: James Hayman
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stellte, den linken Arm fest um ihre Kehle gelegt, während er ihr mit der rechten Hand die Automatik an den Hals drückte.
    Jetzt konnte McCabe unmöglich schießen. Nicht aus dieser Entfernung. Nicht, ohne womöglich Maggie zu treffen. Er rannte los, auf die offene Fläche zu seiner Rechten hinaus, und hoffte, dadurch vielleicht in eine bessere Schussposition zu kommen. Doch Carroll folgte seinen Bewegungen, als bestünde zwischen ihnen eine unsichtbare Verbindung, sodass Maggie sich immer genau zwischen ihnen befand.
    In zweihundert Metern Entfernung lag Harlan Savage flach auf der Erde und stabilisierte das Dreibein seiner M40. Durch die Linse des Zielfernrohrs sah er, wie Maggies schwarzes Haar Carrolls Gesicht umwehte. Sie standen eng beieinander. Zum ersten Mal im Leben wünschte sich Harlan, dass seine große, wunderschöne Schwester fünfzehn Zentimeter kleiner wäre.
    » Lass das Gewehr fallen, McCabe! Sonst mache ich deine Freundin hier kalt « , brüllte Carroll. » Du bist doch McCabe, oder nicht? «
    » Sie bringen sie doch ohnehin um. «
    » Oh, das kann man nie wissen. Vielleicht lasse ich sie leben. Zumindest noch ein Weilchen. «
    McCabe lief weiter nach rechts, doch Carroll drehte sich mit und schob Maggie immer weiter vor sich her, sodass sie sich weiterhin zwischen den beiden Männern befand. Noch fünf Grad, dann hätte Harlan zumindest den Hauch einer Chance. Und genau so kam es. McCabe lief weiter, Carroll drehte sich weiter. Einen besseren Winkel würde er nicht mehr bekommen. Wenn Carroll sich noch weiter drehte, würde die Kugel aus Harlans Gewehr nicht nur Carrolls, sondern höchstwahrscheinlich auch Maggies Schädel durchschlagen. Jetzt war gerade so viel Luft zwischen den beiden, dass es reichen könnte.
    Während Michael McCabe und Sean Carroll sich mit Blicken duellierten, tanzte ein kleiner roter Punkt wenige Zentimeter über Sean Carrolls Ohr. Harlan versuchte, die Windgeschwindigkeit einzuschätzen. Zehn bis fünfzehn Knoten. Er schwenkte den Lauf ein wenig weiter nach rechts. Der kleine rote Punkt lag jetzt genau auf Maggie. Wenn Harlans Berechnungen richtig wären, dann müsste der Wind die Kugel genau so weit nach links tragen, dass sie Carroll tötete und seine Schwester verfehlte. Aber wenn nicht … Darüber wollte er gar nicht erst nachdenken. Es war ohne jeden Zweifel der mit Abstand schwierigste Schuss, den Harlan Savage in seinem ganzen Leben gewagt hatte. Aber er sah keinen anderen Ausweg. Er musste es versuchen. Langsam erhöhte er den Druck auf den Abzug. Bitte, lieber Gott, lass ihn still stehen.
    Vielleicht hatte Gott Harlans stummes Gebet gehört. Vielleicht auch nicht. Jedenfalls blieben Sean Carroll und Maggie Savage während der sechsundzwanzig Hundertstel, die die Kugel brauchte, um die zweihundert Meter Entfernung zurückzulegen, eng aneinandergepresst und regungslos stehen. Und der Wind blieb stabil.
    Die Kugel drang knapp neben Carrolls rechtem Ohr in den Schädel ein und verließ ihn wieder auf der linken Seite, wobei sie einen Teil seines Hirns und ein paar von Maggies Haarsträhnen mit sich riss.
    Sean Carroll hörte den Schuss nicht mehr.
    Genauso wenig wie Conor Riordan. Der Mann, der niemals war, war nicht mehr.

60
    Sonntag, 30. August 2009, 09.00 Uhr
    Augusta, Maine
    Der stellvertretende Generalstaatsanwalt Burt Lund hatte für den Morgen dieses Augustsonntags, eine Woche und zwei Tage nach Tiffany Stoddards Tod, eine Sondersitzung einberufen. Sie begann pünktlich um neun Uhr, und zwar im privaten Besprechungszimmer seines Vorgesetzten, des Generalstaatsanwalts von Maine, Bradley Freese.
    Lund war ein paar Minuten zu früh erschienen. Freese kam wie üblich fünf Minuten nach allen anderen und setzte sich an seinen angestammten Platz am Tischende. Lund saß ihm genau gegenüber.
    Was das Auftreten und das äußere Erscheinungsbild anging, hätten die beiden Männer unterschiedlicher nicht sein können. Lund brachte bei einer Größe von einem Meter fünfundsechzig stattliche neunzig Kilogramm auf die Waage und sah normalerweise aus, als hätte er im Anzug geschlafen. Seine Hemdenzipfel widersetzten sich jedem seiner halbherzigen Versuche, sie in den Hosenbund zu stecken. An diesem Morgen hatte er sich außerdem noch beim Rasieren geschnitten, sodass ein kleines rundes Pflaster auf der linken Seite seines Doppelkinns klebte.
    Freese hingegen war groß gewachsen und hatte eine geradezu aristokratische Ausstrahlung. Sein silbergraues Haar war tadellos
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