Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tanz mit dem Engel

Tanz mit dem Engel

Titel: Tanz mit dem Engel
Autoren: Ake Edwardson
Vom Netzwerk:
Prolog
    Diese Bewegung, die der Junge nicht mehr machen konnte. Er erinnerte sich nicht, wann es schlimmer geworden war. Nun war die Bewegung wie ein Schatten.
    Der Junge verstand. Er versuchte, auf die Südwand zuzugehen, aber seine Bewegung war vor allem eine Richtung in seinem Kopf, und als er das Kinn hob, um dorthin blicken zu können, woher der Laut kam...
    Es wurde wieder kalt am Rücken, zwischen den Schultern und abwärts wurde es so kalt und dann wieder warm, und er glitt auf dem Boden aus und schlug mit der Hüfte auf, als er fiel. Er rutschte auf dem Boden. Sein Körper fand keinen Halt.
    Er hörte eine Stimme.
    In mir gibt es eine Stimme, die ruft mir zu, und das bin ich, dachte er. Ich verstehe. Jetzt entferne ich mich von der Wand, und wenn ich es leise und vorsichtig tu', dann geschieht mir nichts.
    Mama. Mama!
    Ein Ton summte, als wäre Pause, und es geschähe nichts vor den Augen. Er kam nicht von dem Ton los. Er wußte, was es war.
    Geh weg.
    Geh weg von hier.
    Ich verstehe. Jetzt spüre ich wieder Kälte, und ich blicke auf mein eigenes Bein hinunter, aber ich kann nicht sagen, welches es ist. Ich sehe es. Das Licht hier drinnen ist grell. Das war es vorher nicht, aber als die Kälte begann, wurde das Licht angemacht, und es ist so grell, daß es draußen vor den Fenstern Nacht wurde.
    Ich kann ein Auto hören, aber es fährt von hier weg. Draußen hält nichts an.
    Geh weg von mir. Geh weg!
    Er konnte sich noch immer selbst helfen, und wenn er allein wäre, könnte er sich im Zimmer bewegen und die Tür erreichen. Er war dort hereingekommen, und der Mann war wieder hinausgegangen und hatte die Sachen geholt, dann war er zurückgekehrt und hatte die Tür geschlossen, und dann war die Nacht gekommen.
    Noch immer hörte er die Musik, aber sie konnte von ihm selbst kommen, von innen heraus. Sie hatten Morrissey gespielt, und er wußte, der Name der Platte kam von dem Teil der Stadt, der auf dieser Seite des Flusses lag.
    Es war nicht weit weg. Er wußte viele solche Dinge. Das war eine der Ursachen.
    Er hörte die Musik wieder, lauter jetzt, und das Summen hörte er im Moment nicht.
    Das Licht war noch an. Eigentlich müßte es ihm weh tun, im Körper.
    Ich spüre nicht, daß es weh tut, dachte er. Ich bin nicht müde. Ich kann weggehen, wenn ich aufstehen kann. Ich versuche, etwas zu sagen. Jetzt ist eine Weile vergangen. Jetzt ist es, als wäre man im Einschlafen und zuckte plötzlich zusammen, und es ist, als würde man sich selbst aus einem tiefen Loch herausholen, und das ist das einzig Wichtige. Nachher hat man Angst, es fällt schwer, wieder einzuschlafen. Wenn man daliegt, kann man sich fast nicht bewegen, ja, genau, man will sich bewegen, aber es geht nicht.
    Dann dachte er nicht soviel. Es war, als wäre das, was die Gedanken weiterleitete, die Kabel oder Leitungen, als wären sie abgeschnitten worden, als wären die Gedanken durch die Schnittflächen ausgeströmt und ohne Halt im
    Kopf verbreitet worden und nach nur einer kleinen Weile mit dem Blut ausgelaufen.
    Ich weiß, daß es Blut ist und daß es mein eigenes ist. Ich verstehe. Nun fühle ich dieses Kalte nicht mehr, und vielleicht ist es vorbei. Ich denke an zukünftige Dinge.
    Ich weiß, daß ich mich aufgerichtet habe, ein Knie in der Luft, das andere auf dem Boden. Ich blicke direkt ins Licht, und auf diese Weise schiebe ich meinen Körper fort, zur Wand und in die Schatten.
    Währenddessen kommt etwas von der Seite, und ich bewege mich davon weg. Vielleicht werde ich damit fertig.
    Er versuchte, sich in den Schutz zu retten, der irgendwo wartete, und die Musik wurde lauter. Es gab mehrere Bewegungen um ihn herum, in verschiedene Richtungen, und er fiel und wurde aufgefangen, und er spürte, daß er hinauf und zur Seite getragen wurde. Er sah die Decke und die Wände auf sich zukommen, und es ließ sich nicht feststellen, wo das eine endete und das andere anfing. Danach gab es keine Musik mehr.
    Der letzte Faden, der die Gedanken zusammenhielt, zerriß und wurde von Träumen und einigen Erinnerungsresten ersetzt, die er mit sich nahm, als es vorbei war und still geworden war. Danach waren Geräusche von Schritten zu hören, die sich von der Stelle entfernten, wo er mit seinem mageren Körper an einen Hocker gelehnt saß.

1
    Es war ein Jahr gewesen, das nicht lockerlassen wollte. Es hatte sich im Kreis gedreht, sich selbst in den Schwanz gebissen wie ein tollwütiger Satanshund. Wochen und Monate waren doppelt lang gewesen.
    Von
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher