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Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live

Titel: Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live
Autoren: Stephen Booth
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Dienstgrad, und jedes Wort war absolut fehlerfrei.
    In dem Umschlag fand sie eine Postkarte und ein Farbfoto. War das etwa alles? Das wäre ziemlich enttäuschend gewesen. Sie nahm die Postkarte vorsichtig mit den Fingerspitzen am Rand und betrachtete die Vorderseite. Das Bild war ein Ausschnitt des Pleven-Panoramas und zeigte die monumentale Schlacht, bei der Bulgarien nach fünfhundert Jahren türkischer Herrschaft befreit worden war.
    Doch irgendetwas an dem Bild beunruhigte sie. Verlassene Kanonen und eine mit Leichen übersäte Landschaft? Unter einer Touristenattraktion stellte sie sich etwas anderes vor, doch vielleicht galt das als Kunst.
    Dann drehte sie die Karte um und las die Botschaft. Als sie die Briefmarke gesehen hatte, war ihr sofort klar gewesen, von wem der Brief stammte.
    Verehrte Sergeant Fry, es war mir eine Ehre, mit Ihnen zusammenzuarbeiten. Ich werde mich immer an dieses Ermittlungsverfahren erinnern, da es mein letztes war. Mein Chef hat meine Entscheidung akzeptiert, aus dem Dienst auszuscheiden.

    Wenn Sie diese Zeilen lesen, werde ich nicht mehr in Bulgarien sein.Wohin werde ich gehen? Das steht noch nicht fest.Vielleicht werde ich ja nach Derbyshire ziehen.Wie ich Ihnen bereits gesagt habe, ähneln Ihre wunderschönen Hügel denen um meinen Heimatort Miziya. Ich hoffe, Sie wissen, dass Sie sich sehr glücklich schätzen können!
    Bitte grüßen Sie Ihre Kollegen von mir. Und richten Sie Constable Cooper aus, dass ich ihn um Verzeihung bitte. Sagen Sie ihm, dass ein Mann manchmal zu viel sieht.
    Sie haben mir einmal eine Frage gestellt. Sie haben mich gefragt, ob ein Vater tatsächlich so weit gehen würde, um sein Kind zurückzubekommen . Würde er alles dafür tun? Damals habe ich Ihnen darauf nicht geantwortet. Das lag daran, dass ich wusste, was zu tun war, mir aber sicher war, Sie würden behaupten, ich hätte unrecht. Sie sind eine hervorragende Polizistin und verdienen meine Bewunderung.
    Aber jetzt werde ich Ihnen Ihre Frage beantworten.Würde ein Vater alles tun, um sein Kind zurückzubekommen? Die Antwort lautet »ja«. Die Antwort lautet, dass ich es bereits getan habe. Möge Gott mir vergeben.
    Dovijdane,
    Georgi Kotsev
    Da Fry Angst davor hatte, die Botschaft zu deuten, drehte sie die Postkarte abermals um. Diesmal wurde ihr bewusst, weshalb sie das Bild beunruhigend fand. Die untere Hälfte davon war real – es handelte sich um ein Foto eines echten Schlachtfelds: brauner Schlamm, zurückgelassene Waffen, ein provisorischer Schützengraben mit einer Wasserflasche, die jemand fallen lassen hatte, eine leere Munitionskiste. Doch der Hintergrund der Szenerie war falsch. Die erschöpften Soldaten, die sie sah, marschierten nicht durch eine echte Landschaft, sondern durch eine imaginäre. Die Gefallenen waren gemalt, die Rauchschwaden waren das Produkt des Pinsels
eines Künstlers. Wirklichkeit und Illusion waren raffiniert miteinander verschmolzen worden, und die Linie, an der sie aufeinandertrafen, war beinahe unsichtbar.
    Als Cooper den Kopf zur Tür hereinstreckte, schob Fry die Postkarte hastig unter die Unterlagen auf ihrem Schreibtisch.
    »Tut mir leid, dass ich dir das sagen muss, Diane«, sagte er, »aber ich habe gerade beim Innenministerium in Pleven angerufen und nach dem Kollegen von Georgi Kotsev gefragt. Der Name, den er dir genannt hat, war doch Hristo Botev, oder?«
    »Ja. Was hat Botev gesagt?«
    »Der war nicht da. Er ist schon eine ganze Weile nicht mehr da.«
    »Aha.« Fry sah ihn neugierig an. »Ist er vielleicht im Ruhestand?«
    »Das könnte man so sagen. Als ich endlich jemanden am Telfon hatte, der Englisch kann, ließ er mich mehrmals wiederholen, wen ich sprechen möchte, dann ist er in Gelächter ausgebrochen. Mir kam es sogar so vor, als hätten alle seine Kollegen im Büro mitgelacht.«
    »Hat sich Georgi einen Scherz mit uns erlaubt?«
    »Einen ziemlich sinnlosen Scherz. Nachdem der Polizist sich endlich wieder eingekriegt hatte, hat er mir erklärt, dass Hristo ein Märtyrer der bulgarischen Revolution war, der im neunzehnten Jahrhundert im Kampf gegen das türkische Imperium gefallen ist. Anscheinend war Hristo eine Mischung aus Robin Hood und Winston Churchill. Jedes Jahr am zweiten Juni wird mit einer Feier an seinen Tod gedacht. Es gibt sogar mehrere Fußballstadien, die nach ihm benannt sind.«
    »Fußballstadien?«
    »Na ja, Georgi hat ja gesagt, dass er in Bulgarien sehr berühmt wäre. Ein großer Held.«
    Fry verschlug es beinahe die
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