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Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live

Titel: Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live
Autoren: Stephen Booth
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über zweitausendvierhundert Pfund. Das konnte nicht stimmen. Niemand konnte mit Süßigkeiten und Schokolade im Wert von fast zweieinhalbtausend Pfund »fliehen«.
    Dann entdeckte er eine Fußnote zu der Umrechnungstabelle. 1999 war der bulgarische Lew im Verhältnis von tausend alten Lewa zu einem neuen Lew aufgewertet worden. Tja, so sah die Sache schon anders aus. Es bedeutete, dass der Roma für gestohlene Süßwaren im Wert von zwei Pfund und fünfundvierzig Pence sein Leben hatte lassen müssen.

    Doch das ging ihn nichts an.
    Cooper ging zu Fry hinüber, um nachzusehen, was sie gerade tat, und schielte neugierig auf ein paar zusammengeheftete Blätter, die auf ihrem Schreibtisch lagen.
    »Was ist das?«
    »Ein Bewerbungsformular.«
    »Oh, ich verstehe. Für Europol?«
    »Richtig.«
    »Was ist denn aus der Serious Organised Crime Agency geworden?«
    »Das ist nur eine weitere Möglichkeit, über die ich nachdenke.«
    Cooper nahm das Formular in die Hand, blätterte es durch und fragte sich, weshalb sie es an einer Stelle hatte liegen lassen, wo er es mit Sicherheit sehen würde. Er las den Abschnitt, in dem die geforderten Qualifikationen aufgelistet waren. Fry hatte studiert – das ging also in Ordnung. Und sie verfügte über die entsprechende Erfahrung im Polizeidienst. Ein Problem gab es allerdings, oder etwa nicht?
    »Wie viele Sprachen sprichst du eigentlich, Diane?«, erkundigte er sich.
    »Sprachen? Soll das ein Witz sein?«
    »Hier steht, dass Bewerber mindestens zwei europäische Sprachen fließend sprechen müssen, wobei eine davon Englisch sein muss.«
    »Oh, verdammter Mist.«
    Cooper blickte zu ihr hinunter und sah, dass sie wirklich geschockt war.
    »Sergeant Kotsev wird die Voraussetzungen erfüllen, sobald Bulgarien der EU beitritt. Aber ich glaube, du wirst noch ein bisschen pauken müssen, wenn du bei Europol unterkommen möchtest. Welche Sprache schwebt dir denn vor?«
    »Ich habe keine Zeit, um Sprachen zu lernen.«
    »Hattest du das denn nicht im Anforderungsprofil gelesen?«

    »Das war nicht deutlich genug formuliert«, erwiderte Fry.
    Cooper beschloss, das Thema nicht weiter zu vertiefen. »Weißt du, Henry Lowther hat doch gesagt, einer der Gründe, warum sie Rose Shepherd vertraut haben, sei der gewesen, dass sie genauso britisch war wie sie.«
    »Aber sie war überhaupt nicht britisch. Sie war zur Hälfte bulgarisch und zur anderen Hälfte irisch. Den Akten aus Sofia zufolge war ihre Mutter eine Krankenschwester aus der Grafschaft Galway, die einen bulgarischen Soldaten kennengelernt hat.«
    »Ich weiß.«
    Er konnte den Blick, mit dem Fry ihn bedachte, nicht interpretieren. Entweder wollte sie einfach nur das Thema wechseln, oder sie sorgte sich tatsächlich um sein Wohlbefinden.
    »Geht es dir eigentlich wieder besser, Ben? Du machst dir doch hoffentlich nicht noch immer Gedanken wegen John Lowthers Tod?«
    Cooper war drauf und dran zu sagen, dass dem nicht so war. Doch dann wurde ihm bewusst, dass unter der Oberfläche Gedanken schlummerten, die er bislang noch niemandem hatte mitteilen können.
    »Er hatte seine Medikamente bereits abgesetzt, nicht wahr?«, sagte er.
    »Ja, schon vor ein paar Wochen. Lindsay hat sich nur noch dem Baby gewidmet. Sie hat die Bedürfnisse ihres Bruders völlig vergessen, oder vielleicht dachte sie auch, es geht ihm wieder so gut, dass er auch allein zurechtkommt. Aber so war es nicht – er hat den Halt verloren.«
    »Ich wette, er wusste, dass irgendwas nicht stimmt. Aber nachdem seine Gedanken zu sehr durcheinandergeraten waren, hat er das Problem nicht mehr erkannt. Es sei denn, die Stimmen haben ihm eine Erklärung geliefert.«
    »Du versetzt dich in einen Psychotiker hinein?«, stellte Fry erstaunt fest. »Jetzt ist mir alles klar.«

    Cooper ignorierte ihre Bemerkung. »John Lowthers Problem bestand doch darin, dass er alles zu deutlich gesehen hat, oder etwa nicht?«
    »Was? Was hat er gesehen?«
    » Das grässliche nackte Gespenst des Wahnsinns «, sagte Cooper und war sich nicht ganz sicher, ob er laut gesprochen hatte.
    »Woher hast du denn das, Ben?«
    »Ich kann mich nicht mehr erinnern. Das ist mir irgendwann mal im Gedächtnis hängengeblieben.«
    Fry schniefte. »Viel wahrscheinlicher ist, dass er nicht mehr mit dem Wissen weiterleben konnte, von seinem Vater in einen Mord verwickelt worden zu sein.«
    »Ja, das auch. Falls ihm wirklich bewusst war, was geschehen ist.«
    Cooper hielt inne und dachte über seine eigene Bemerkung
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