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Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live

Titel: Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live
Autoren: Stephen Booth
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versuchte Cooper, seine flüchtige Erinnerung zu beschreiben, die nicht mehr als ein Schatten war, der durch die Dunkelheit huschte, begleitet vom Rascheln eines langen Rockes auf Beton. Womöglich beschrieb er nur einen Traum. Vielleicht verwechselte er das Ganze aber auch mit der Frau, die aussah wie eine Wahrsagerin und auf die er zuvor einen Blick geworfen hatte, als ihr blauer Schal im Licht in den Derwent Gardens aufgeleuchtet hatte.
    Fry schüttelte den Kopf. »Am Fluss war keine Frau, Ben. Georgi hätte erwähnt, wenn er sie gesehen hätte.«
    »Ja, vermutlich.«
    »Das hätte er ganz sicher getan.«
    Cooper studierte sie eingehend. Ihr Tonfall schien zu bestätigen, was er bereits seit ein paar Tagen vermutete.
    »Gefällt er dir, Diane?«, fragte er.
    Doch Fry wandte den Blick ab. »Er ist ein Profi. Es war ein Vergnügen, mit ihm zusammenzuarbeiten.«
    »Also eine erfrischende Abwechslung?«
    »Du sagst es.«
    »Ist er eigentlich verheiratet?«
    »Das habe ich ihn nicht gefragt«, entgegnete Fry. »Warum interessierst du dich plötzlich so für Georgi?«
    »Ich habe ein paar von den Sachen gelesen, die uns der Geheimdienst über Bulgarien geschickt hat. Ausnahmsweise haben sie es diesmal mit den Informationen fast schon übertrieben. Es waren sogar ein paar Berichte des European Roma Rights Centre dabei. Sieh dir den mal an.«
    Fry nahm den Bericht entgegen, den er ihr hinhielt.
    ROMA STIRBT BEI POLIZEI-SCHIESSEREI
    Ein Polizist aus Pleven hat einen 24-jährigen Roma erschossen. Offenbar wollte er den Mann festnehmen, der in einem Viertel von Mechka in ein Geschäft eingebrochen war und
Süßwaren im Wert von siebentausend Lewa gestohlen hatte. Als der Verdächtige sich losriss, schoss der Polizist auf ihn. Er wurde ins Krankenhaus von Pleven gebracht, wo er seinenVerletzungen erlag. Die Angehörigen des Verstorbenen erstatteten Anzeige gegen den Polizisten, bei dem es sich um einen Sergeant des First Regional Police Department handelt. Ihr Antrag wurde vom regionalen Militärgericht mit der Begründung abgelehnt, dass die Situation den Gebrauch einer Schusswaffe rechtfertigte.
    »Und?«
    »Von dieser Sorte gibt es Dutzende, Diane. Anscheinend haben die Roma in Bulgarien eine Menge Probleme mit der Polizei.«
    »Georgi Kotsev ist anders. Das passt nicht zu seiner Einstellung.«
    »Wenn du das sagst.«
    Fry gab ihm den Bericht zurück. »Das ist sowieso nicht relevant. Außerdem gibt es solche Vorfälle auch in diesem Land.«
    »Ja, ich weiß. Aber hier sind nicht immer Roma verwickelt.«
    »Sieh mal, das ist ein Bericht des Roma Rights Centre. Das ist eine parteiische Interessensvertretungsgruppe. Natürlich entsteht da ein verzerrtes Bild, weil sie nur bestimmte Fälle auswählen, die sie dann veröffentlichen. Sie haben kein Interesse an Vorfällen, in die keine Roma verwickelt sind.«
    »Es sind aber trotzdem ziemlich viele.«
    »Ben, ich muss deine Ernennung zum EU-Kommissar für Menschenrechte verpasst haben.«
    »Was?«
    »Na ja, so klingst du langsam. Oder bist du doch noch Polizist in Derbyshire? Falls ja, dann hefte diese Berichte einfach ab. Die sind für unsere Ermittlungen nicht relevant. Schließlich ist es nicht unsere Aufgabe, die Probleme in Osteuropa zu lösen.«

    Doch bevor Cooper die Berichte aufräumte, las er noch einmal einen letzten Auszug:
    PROTESTE NACH DER VERBRENNUNG EINES ROMA-MÄDCHENS
    Berichten der bulgarischen Zeitung Trud zufolge haben Roma aus der Nadezhda-Siedlung dagegen protestiert, dass es in letzter Zeit wiederholt Unterbrechungen bei der Stromversorgung gegeben hatte. In Roma-Siedlungen in ganz Bulgarien war alle vier bis fünf Stunden für jeweils mehrere Stunden am Stück der Strom abgeschaltet worden. Der staatliche Stromkonzern hatte zu dieser Maßnahme gegriffen, nachdem die dort wohnhaften Roma in Zahlungsrückstand geraten waren. Die Proteste wurden von einem Zwischenfall ausgelöst, bei dem eine zehnjährige RomaVerbrennungen erlitt, nachdem ihre Bekleidung an einem Holzofen Feuer gefangen hatte, der aufgrund des Stromausfalls verwendet wurde. Die Tatsache, dass in der Siedlung seit acht Monaten kein fließendes Wasser vorhanden war, mit dem das Feuer hätte gelöscht werden können, trug zur Schwere der Verletzungen des Mädchens bei.
    Schließlich suchte Cooper im Internet eine Website mit Währungs-Umrechnungskursen und sah nach, wie viel siebentausend Lewa in englischen Pfund waren. Nicht viel, vermutete er. Doch die Umrechnung ergab einen Betrag von
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