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Todesmut - Gardiner, M: Todesmut - N.N. (Jo Beckett 4)

Todesmut - Gardiner, M: Todesmut - N.N. (Jo Beckett 4)

Titel: Todesmut - Gardiner, M: Todesmut - N.N. (Jo Beckett 4)
Autoren: Meg Gardiner
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lehnte sich weit über das Geländer hinaus, um sie loszureißen und in die Tiefe zu schleudern.
    Sie stieß einen verzweifelten Schrei aus. Mit unerbittlichem Griff zerrte er ihre Hände vom Maschendraht weg.
    Plötzlich verlor sie den letzten Halt und krallte im freien Fall nach Haugens Jacke. Irgendwie erwischte sie ihn am Kragen. Durch ihren Schwung riss sie ihn von den Füßen und über das Geländer. Wild rudernd streckte er die Hand nach dem Gatter aus und verfehlte es. Dann stürzte er in die Tiefe.
    Jo verschwand mit ihm. Mehr konnte Gabe nicht erkennen.

60
    Evan stand neben Tangs Auto. Die Sonnenstrahlen stachen ihr in die brennenden Augen. Ihre Nerven waren wund gescheuert.
    Das Telefon war auf Lautsprecher gestellt.
    »Was Neues?«, fragte Tang.
    »Ich verbinde.«
    Die Zentrale des SFPD stellte den Anruf durch, und plötzlich hörten sie das Funkgespräch zwischen dem Rettungshubschrauber und dem Sherif f ’s Office von Tuolumne County.
    Im Dröhnen der Motoren und im Schlagen der Rotoren ging die Stimme des Piloten fast völlig unter. »… jetzt über der Stelle. Auf beiden Seiten der Brücke sind Leute. Zwei abgestürzt.«
    Evan rieb sich über die Stirn. Tang lehnte sich an den Wagen und hörte mit geschlossenen Augen zu.
    »… Überlebende. Eine Frau ist oben auf dem Gipfel und winkt uns mit ihrer Jacke zu. Unten in der Schlucht liegt jemand.« Rauschen. Motorendonnern. Dann eine andere Stimme, auch aus dem Hubschrauber: »Gerade ist ein Typ auf die Brücke geklettert – läuft direkt auf die Stelle zu, wo der Mann und die Frau runtergefallen sind.«
    »Das ist doch Quintana«, sagte der Pilot.
    »Was macht der denn hier? Wie …«
    Knistern. »… Stromleitungen. Können nicht tiefer runter. Wir holen die Überlebenden ab.«
    Mit einem Klick schaltete sich das Funkgerät ab.
    D as dumpfe Trommeln der Rotoren brandete schmerzhaft durch die Berge. Es hallte von den Hängen der Schlucht wider und fing sich in den Kiefern und am Metall der Strommasten. Der Himmel dehnte sich in strahlendem Blau. Gabe beugte sich über das Geländer, doch seine Stimme kam nicht gegen das Donnern des Hubschraubers an. Der Abwind der Rotorenblätter drückte das Gras an den Boden und ließ die Bäume schwanken. Gabe brüllte, so laut er konnte, aber seine Worte gingen einfach unter.
    Jo hing an dem einen Zentimeter starken Seil, das am Geländer befestigt war. Es war an Gabes Karabiner gebunden, den sie an ihren Gürtel gehakt hatte, bevor Haugen sich auf sie stürzte. Der Gürtel konnte ihr Gewicht kaum halten. Angestrengt spähte sie hinauf zum Steg, der grell im Licht der Morgensonne glänzte. Gabe packte das Seil mit beiden Hän den, um zu verhindern, dass sie hin und her pendelte.
    Sie wollte nach dem Strick greifen, aber ihr Arm war taub und ließ sich nicht richtig bewegen. Dafür brannte er höllisch.
    Sie war von einer Klapperschlange gebissen worden. Sie ermahnte sich, ruhig zu bleiben und den Biss unter der Höhe des Herzens zu halten. Langsam ließ sie den Arm wieder nach unten sinken, doch ihr Blick war nach oben gerichtet. Dort war ihr Herz. Er umklammerte das Seil.
    »Klapperschlange …« Ihr war klar, dass Gabe sie nicht hören konnte. Dann sah sie, dass der Helikopter ein Pave Hawk war. Unfassbar, der 129th Rescue Wing war angerückt.
    Sie spähte hinüber zur Nordseite der Brücke. Dort drüben waren Lark und Noah. In Sicherheit. Dann senkte sie den Blick. Unten in der Schlucht lag Haugen. Sie spürte, wie ein Schwindel sie überkam, und hörte ein hohes, fiependes Summen in den Ohren.
    Vorsichtig wandte sie das Gesicht wieder zum Himmel. Auf der Brücke kletterte Autumn zurück über das Gatter und eilte an Gabes Seite, um ihm beim Einholen des Seils zu helfen. Jo fühlte, wie sie Zentimeter für Zentimeter nach oben gezogen wurde.
    Autumn hatte sich gegen den Versuch gesträubt, Haugen zu überlisten. Sie hatte um Jo gefürchtet, weil sie es für zu gefährlich hielt. Autumn war verdammt klug. Sie hatte recht gehabt.
    Der Schmerz war unglaublich. Ihr Arm pochte, und ihr war übel. Als sie den unverletzten Arm nach oben streckte, hörte sie das Donnern ihres Bluts im Kopf.
    Haugen war mit Klapperschlangen bedeckt gewesen, die sich aus dem Sack über ihn ergossen hatten. Wütende junge Mojaves, die keinen Spaß verstanden. Sie wollte sich lieber nicht ausmalen, wie oft sie zugebissen hatten. Noch einmal spähte sie nach unten. Trotz der Entfernung glaubte sie zu erahnen, dass sein Gesicht völlig
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