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Todesmelodie

Todesmelodie

Titel: Todesmelodie
Autoren: Christopher Pike
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hatte?«
    »Ich glaube, daß ich es war!«
    »Könnte es nicht auch Ann gewesen sein?« fragte John beharrlich weiter.
    »Das ist möglich.«
    »Hatte Ann einen starken Willen?«
    »O ja, sehr!«
    »Warum haben Sie ihr Lager ausgerechnet dort oben aufgeschlagen?«
    »Von diesem Punkt aus hat man einfach einen schönen Blick«, erklärte Chad. »Aber der Aufstieg ist ganz schön hart und deshalb sind nur wenig Leute da oben. Es ist ein guter Platz, wenn man allein sein will.«
    »Aber wer wollte unbedingt an dieser Stelle campen?«
    »Wir alle – aber die andern haben sich sozusagen meinem Vorschlag angeschlossen, weil ich die Gegend kenne wie meine Westentasche.«
    »Weil Sie regelmäßig dort klettern gehen?«
    »Ja, das stimmt.«
    »Haben Sie nicht auch Ann Unterricht im Klettern gegeben – schon vor dem Ausflug?«
    »Ja.«
    »In derselben Gegend… am selben Platz?«
    »Wir haben nicht genau am gelben Platz geübt, aber ganz in der Nähe.«
    »Chad, ich habe das Gefühl, daß Sie für viele Dinge die Verantwortung auf sich nehmen, mit denen Sie gar nichts zu tun haben«, meinte John.
    »Wie kommen Sie darauf?« fragte Chad erstaunt.
    »Ich habe Sie heute beobachtet. Wenn Sie über den bewußten Abend sprechen, tun Sie es, als sei alles Ihr Fehler gewesen. Außerdem habe ich mich ein bißchen in Ihrer Vergangenheit umgesehen, und jetzt bin ich neugierig, mehr über Ihre Beziehung zu Jerry Rice, Anns jüngerem Bruder, zu erfahren. Könnten Sie mir dazu etwas sagen?«
    »Einspruch!« rief Margaret Hanover. »Unwichtig!«
    »Euer Ehren«, wandte sich John an Richter Warner, »ich werde gleich beweisen, daß es wichtig ist, aber dazu brauche ich ein paar Minuten.«
    »Sie können fortfahren«, erwiderte der Richter.
    »Erzählen Sie mir von Jerry!« forderte John Chad auf.
    »Er war mein bester Freund – vor einem Jahr ist er gestorben.«
    »Und wie starb er?«
    »Er hat sich in den Kopf geschossen.«
    »Mit einer Pistole?« fragte John.
    »Ja.«
    »Mit Ihrer Pistole?«
    »Einspruch«, sagte die Staatsanwältin. »Der Zeuge ist keines Verbrechens angeklagt.«
    »Eine Minute bitte«, bat John, zum Richter gewandt.
    »Versuchen Sie, zur Sache zu kommen«, ermahnte ihn Richter Warner.
    »War es Ihre Pistole, Chad?« fuhr John fort.
    »Ja.«
    »Wo hatten Sie sie her?«
    »Mein Vater hatte sie mir gegeben.«
    »Und wie ist Jerry an die Waffe gekommen?«
    Chad senkte den Kopf. »Ich hab’ keine Ahnung!«
    »Aber Sie haben sich trotzdem die Schuld an seinem Selbstmord gegeben – warum?«
    Chad begann wieder unruhig zu werden. »Er war mein Freund, und ich wußte, daß er traurig war. An dem Abend, als er starb, war ich vorher mit ihm zusammengewesen. Ich hätte es einfach kommen sehen müssen.«
    »War er denn selbstmordgefährdet?«
    Chad senkte wieder den Kopf. »Ich hatte nicht den Eindruck.«
    »Aber das haben Sie von Ann auch gesagt, und nun sind sie beide tot. Halten Sie es für möglich, daß einer von Ihnen ermordet worden sein könnte? Daß zum Beispiel Jerry ermordet wurde?«
    »Einspruch!« Die Staatsanwältin sprang hastig auf. »Die Verteidigung versucht vom Thema abzulenken! Jerry Rice ist vor einem Jahr gestorben, und sein Tod ist gründlich untersucht worden. Er wurde mit einer Pistole in der Hand gefunden, und die Fingerabdrücke auf Waffe und Patronen stammten alle von ihm. Es gab nicht den leisesten Anhaltspunkt dafür, daß etwas faul sein könnte. Außerdem hat der damalige Gärtner bestätigt…«
    »Das war ich«, unterbrach Chad sie.
    »Könnte jemand Jerry ermordet haben?« fragte John schnell.
    »Euer Ehren…«, protestierte die Staatsanwältin.
    »Der Zeuge möge die Frage beantworten«, entschied Richter Warner.
    »Ich weiß nicht…«, stieß Chad gequält hervor.
    »Sie glauben eher, daß er sich selbst umgebracht hat?« fragte John.
    »Ja«, bestätigte Chad.
    Johns Art Fragen zu stellen, war verwirrend für Sharon. Er fragte sprunghaft, ohne auf bestimmte Themen näher einzugehen. Natürlich hatte er Jerry erwähnt, um ein Motiv für einen möglichen Selbstmord Anns aufzuzeigen, aber abgesehen davon verstand sie nicht, was er tat. Er hatte ihr einmal erzählt, daß er bei Kreuzverhören oft improvisierte, und in diesem Moment wurde ihr klar, was er damit gemeint hatte.
    »Ich habe gehört, daß Ann Sie in ihrem Testament erwähnt hat«, fuhr John fort. »Was hat sie Ihnen hinterlassen?«
    »Ein paar Sachen, hauptsächlich Bücher«, erwiderte Chad. »Ich lese gern, und Ann hatte eine
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