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Todesmelodie

Todesmelodie

Titel: Todesmelodie
Autoren: Christopher Pike
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war.«
    »Das weiß man nicht. Wie bist du eigentlich auf die Idee zu diesem Plan gekommen?«
    Ann überlegte einen Moment. »Ach, wie Ideen so entstehen! Ich habe neulich ein Buch gelesen, das mich vielleicht darauf gebracht hat. Es ging um ein Mädchen, das sich an seinen Freunden rächen wollte, indem es sie für seinen Tod verantwortlich machte.«
    Paul schüttelte den Kopf. »Mir ist immer noch nicht wohl bei der ganzen Sache, und mir gefällt meine Rolle dabei überhaupt nicht!«
    »Machst du dir Sorgen, weil ich dir meinen Willen aufzwinge?« fragte Ann herausfordernd.
    Paul trat einen Schritt zurück. »So ein Quatsch!«
    »Was auch passiert, auf alle Fälle werden wir Geld brauchen. Ich habe schon Bargeld in einem Schließfach jenseits der Grenze hinterlegt, aber wir brauchen noch mehr.« Sie lächelte verschmitzt. »Ich dachte mir, du würdest dich vielleicht freuen, ein kleines Vermögen zu erben.«
    »Und wohin willst du gehen, wenn du unten bist?« wollte Paul wissen.
    »Ich habe einen Wagen gekauft, den ich in der Nähe des Flußufers parken werde, wo genau, weiß ich noch nicht.«
    »Könnte dir über den Wagen nicht jemand auf die Spur kommen?«
    »Unmöglich – er ist nämlich gestohlen. Es lief alles unter der Hand.«
    Paul schwieg eine Weile nachdenklich, bevor er sagte: »Mir fällt gerade etwas ein, Ann.«
    »Was denn?« erkundigte sie sich.
    »Ich kann einfach nicht glauben, daß wir tatsächlich ernsthaft über diesen Plan reden!«
    »Warum denn nicht?« gab Ann gereizt zurück. »Du weißt doch genau, wie ich zu Sharon stehe!«
    »Und meine Gefühle? Ich hab’ nichts gegen Sharon. Warum also sollte ich dir helfen?«
    »Weil du mich liebst!«
    Paul dachte eine Weile über ihre Worte nach und wandte dann den Kopf ab. »Wieviel wäre das kleine Vermögen, das du mir zugedacht hast?«
    Ann versetzte ihm einen Schlag in die Seite. »Ist das alles, was dir an mir wichtig ist?«
    Mit einer energischen Bewegung nahm Paul ihre Hände und sagte eindringlich: »Nein, natürlich nicht! Dein Geld ist mir egal. Du bist mir wichtig! Es kann Monate dauern, bis diese ganze Geschichte vergessen ist, und während dieser Zeit werde ich dich nicht sehen können, und es wird schwierig sein, dich anzurufen.«
    Ann hatte ebenfalls schon daran gedacht, war aber zu dem Schluß gekommen, daß ihre Rache dieses Opfer wert sei. Allerdings würde es auch ihr nicht leichtfallen, denn sie brauchte Paul wirklich – und nicht nur zum Lösen des Seils!
    Erinnerungen stiegen in ihr auf an das erste Mal, als sie sich begegnet waren, vor etwas mehr als einem Jahr. Paul war nicht mit ihr zur Schule gegangen – er war an der Westküste aufgewachsen. Chad hatte sie einander vorgestellt, denn Paul und Chad waren Halbbrüder, Söhne desselben Vaters. Sie sahen sich allerdings kein bißchen ähnlich.
    Als Chad ihr erzählt hatte, sein Bruder käme zu Besuch, hatte sie insgeheim erwartet, noch so einen mageren Burschen wie ihn kennenzulernen. Aber das Treffen hatte ihr eine erfreuliche Überraschung beschert: Im selben Moment, als sie und Paul sich gesehen hatten, war etwas zwischen ihnen geschehen. Natürlich hatte sie es später abgestritten, aber sogar Chad behauptete, es gespürt zu haben.
    Pauls Mutter war eine reinblütige Italienerin, von der er den dunklen, rassigen Teint und die vollen, sinnlichen Lippen geerbt hatte. Wenn er lächelte, wirkte er ausgesprochen freundlich, aber schlecht gelaunt hatte er fast etwas Gefährliches – und das lag vor allem an diesem Mund!
    Paul war damals erst ein paar Monate aus der Marine entlassen gewesen und hatte sich benommen wie ein Wilder, den man losließ, nachdem er monatelang auf einem Schiff eingesperrt gewesen war. Mit vielen der Matrosen hatte er anscheinend Streit gehabt, aber Ann wußte nicht genau, warum. Er sprach nicht gern über seine Vergangenheit.
    »Wenn wir es geschickt anstellen, können wir sicher ab und zu telefonieren«, beantwortete sie jetzt seinen Einwand.
    »Und was ist mit Chad? Was wirst du tun?« fragte Paul weiter.
    »Wir können ihm nichts sagen«, meinte sie.
    »Damit ist meine Frage nicht beantwortet«, gab Paul zurück. »Es würde ihn umbringen, wenn er glauben müßte, daß du tot wärst! Du hast ja gesehen, wie Jerrys Tod ihm zugesetzt hat!«
    Ann seufzte. Chad war wirklich einer von denen, die mitgelitten hatten. »Er macht sich immer noch Vorwürfe – bis heute!«
    »Und was wirst du ihm sagen?« beharrte Paul.
    Ann ließ den Kopf sinken, denn diese
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