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Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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schwieg und deutete zögernd zur Mitte des Bettes, dort, wo sich unter der dünnen Decke der Unterbauch ihrer Kollegin abzeichnete.
    »Greif mal neben dich – obere Schublade«, forderte Doris sie auf. »Ich kann mich rechtsseitig leider nicht bewegen, wie du siehst, Bruch im Oberarmknochen und Riss im Schulterblatt, das volle Programm.«
    »Klingt langwierig.« Julia öffnete das Schubfach des Krankentisches mit einem unangenehmen, metallischen Schabegeräusch.
    »Sechs Wochen, wenn es gut läuft«, kommentierte Doris, »und drei Monate, wenn es schlecht läuft. Aber Innendienst geht ja immer.«
    »Hat man gesehen«, erwiderte Julia mit einem skeptischen Stirnrunzeln. Dann entdeckte sie den schwarzweißen Ausdruck auf Thermopapier, etwas kleiner als eine Postkarte, und rief verzückt: »Nein, ist es das?«
    »Klar, was denn sonst?«, grinste Doris und stöhnte im nächsten Moment auf. »Verdammt, ich darf meine Gesichtsmuskeln nicht überdehnen. Fängt sofort an zu pochen und zu ziehen, und ich kann ja nicht eimerweise Tramal schlucken, auch wenn es manchmal echt übel ist.«
    Sie fuhr sich mit der linken Hand über den Bauch und bekam einen verträumten Blick, den Julia allerdings nur aus den Augenwinkeln registrierte. Fasziniert begutachtete die Kommissarin das körnige, unscharfe Bild des Uterus: der Bildausschnitt glich der Form eines breiten Tortenstücks auf schwarzem Untergrund, in der Bildmitte erkannte sie in Weiß die deutlichen Konturen eines Kopfes, das Kinn lag offenbar auf dem Brustkorb, und der Körper schien eingerollt.
    »Wow«, entfuhr es ihr. »Immer wieder ein Wunder.«
    »Allerdings«, sagte Doris und lächelte schmal, aber voller Wärme, als Julia das Bild herabsinken ließ und die werdende Mutter nachdenklich ansah.
    »Da habt ihr beiden wohl mehr als einen Schutzengel gehabt, wenn ich mir dich so ansehe.«
    Sie deutete mit vorwurfsvollem Blick auf die Bandagen und die Halskrause.
    »Er hat mir aufs Brustbein und den Solarplexus geschlagen, sehr präzise, mit den Handballen«, resümierte Doris. »Fünf Zentimeter tiefer und …«, ihre Augen wurden glasig. Julia nahm ihre rechte Hand, vorsichtig, um den fixierten Arm nicht zu bewegen, und drückte sie fest.
    »Mein Gott, ich saß im Auto, Peter war noch im Hotel, und da rennt plötzlich der Typ vorbei, wegen dem den ganzen Vormittag schon ein Riesenaufhebens gemacht wurde. Dafür bin ich vielleicht zu lange Kommissarin, aber ich meine, hättest du da einfach im Auto sitzen können?«
    »Wahrscheinlich nicht«, sagte Julia nur und lächelte. Nicht um alles in der Welt, dachte sie im Stillen.
    »Außerdem«, fügte Doris in gespielt trotzigem Ton hinzu, »soll man während der Schwangerschaft auf Sport nicht verzichten. Ich will hinterher jedenfalls nicht aussehen wie ein zusammengefallener Hefeteig.«
    »Jetzt hast du aber erst mal Sendepause, das ist sogar eine Dienstanweisung von ganz oben«, sagte Julia und hob den Zeigefinger. »Berger hat sich vorhin nach dir erkundigt, ich bin mal gespannt, wer von euch beiden zuerst wieder auf der Matte steht.«
    »Oje, noch eine Wettkasse«, seufzte Doris.
    »Wieso?«
    »Du glaubst doch nicht allen Ernstes, ich hätte es nicht mitbekommen, dass die im Präsidium wie auf heißen Kohlen darauf warten, ob es nun ein Junge oder ein Mädchen wird!«, gab Doris zurück.
    »Sollte ich mir das Foto eventuell noch mal genauer ansehen?«, grinste Julia fragend.
    »No chance«, grinste Doris zurück. »So wie da die Beine liegen, würdest du nen Penis nicht mal erkennen, wenn er bis zu den Knien reichte.«
    »Na gut, dann schreib ich meinen Fuffi mal besser ab«, lachte Julia, winkte dann aber ganz schnell und sagte: »Kleiner Scherz.«
    »Schon klar. Aber ich kann dir alles andere erzählen, wenn du magst.«
    »Gerne.«
    »Die kleine Krabbe misst etwa zwölf Zentimeter, wiegt also schätzungsweise hundertzwanzig Gramm, und obwohl ich ganz schön benebelt war, konnte ich den Herzschlag schon deutlich hören.«
    Schweigend legte Julia, nachdem sie sich mit einem kurzen Blick Doris’ Zustimmung geholt hatte, ihre Hand neben die ihrer Kollegin und stellte sich vor, wie unter ihren Handflächen ein neues Lebewesen heranwuchs.
    Schöpfung oder Evolution – ein Wunder blieb es allemal, und das ganz besonders jetzt, nach einer Woche voller Schmerz und Tod.

Montag, 21.00 Uhr
    S ind nur noch wir beide übrig, wie?«, fragte Frank Hellmer und steckte sich eine Zigarette in den Mundwinkel. Er hielt Julia die Packung
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