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Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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vieles«, sagte sie resigniert. »Die Entscheidung, in Italien aufzulaufen, zeugt aber von einer gewissen Weitsicht Masons. In Deutschland hätte er sich nicht so unbemerkt ins Gefängnis schleichen können, nun, zumindest wäre er nicht so lange unidentifiziert geblieben.«
    »Na ja, ist doch besser als nichts«, schloss Berger. »So können Sie wenigstens die Hauptteile des Puzzles zu einem vernünftigen Bild zusammensetzen. Mit dem Rest werden wir wohl leben müssen.«
    »Dass Sie das so einfach sagen können …«
    »Was bleibt mir denn übrig, Frau Durant? Die Beteiligten sind alle tot. Ob mir das gefällt oder nicht, steht auf einem ganz anderen Blatt. Das FBI, Interpol und vielleicht ein paar findige Privatdetektive im Auftrag der Masons werden die Spuren der Videos verfolgen, wenn es da überhaupt etwas zu verfolgen gibt. Das liegt alles nicht in unserer Macht, ob Sie es akzeptieren wollen oder nicht, aber damit haben wir nichts mehr am Hut.«
    »Ja, ja, schon kapiert«, gab die Kommissarin klein bei. »Trotzdem muss mir das nicht gefallen. Schon gar nicht, weil die richtigen Perversen auch heute Abend wieder unbescholten mit der Hand in der Hose im stillen Kämmerlein sitzen dürfen.«
    »Tja«, seufzte Berger, »das ist eben die Schattenseite unseres Jobs. Mir stinkt das genauso wie Ihnen, das können Sie mir glauben, auch wenn ich es nicht so an die große Glocke hänge. An manches gewöhnt man sich nie.«
    Wie recht er damit hatte.
    »Dann tauchen Sie jetzt mal endlich in Ihre Moorpackung«, forderte Julia mit einem weiteren Blick auf die Uhr. »Ich will nämlich auch los.«
    »In die Klinik nehme ich an?«, fragte Berger leise, und Julia bejahte.
    »Grüßen Sie sie bitte von mir.« Er legte auf.

    Eine Viertelstunde später betrat Julia Durant das helle Krankenzimmer im Markus-Krankenhaus in Ginnheim, von dessen Fenster man hinab auf die Schrebergärten blickte. Aus einigen der Parzellen stieg Rauch auf, es wurde gegrillt, bei anderen hingen Deutschlandflaggen schlaff von den Masten der Hütten, und überall, auf Liegestühlen oder in kleinen Planschbecken, aalten sich Menschen.
    Das Bett am Fenster war nicht belegt, und schweigend wartete Julia dort, bis die Krankenschwester ihre routinierten Handgriffe beendet hatte. Dann verabschiedete sich die junge, äußerst attraktive Frau mit den Worten: »Das war es auch schon, wir sehen uns dann nachher zum Essen wieder.«
    Ein osteuropäischer Akzent, dachte Julia bei sich, vermutlich stammt sie aus Polen oder Litauen. Dann schnappte die Tür ins Schloss, und sie war allein mit der Patientin, ihrer lieben und langjährigen Kollegin Doris, deren Augen nur halb geöffnet waren. Um den Hals war eine breite, gepolsterte Stützmanschette mit einer grauen Hartschale gespannt, der rechte Oberarm und die Schulter waren eingegipst. Über die Stirn lief eine weiße Bandage, die nach hinten breiter wurde.
    Bei diesen Temperaturen sicher eine zusätzliche Tortur, vermutete Julia und zog sich den Stuhl neben das Bett. Bevor sie sich setzte, beugte sie sich über das Bett, damit Doris sie auch wirklich erkannte, und strich ihr sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
    »Hallo, Doris«, sagte sie leise, und sofort öffneten sich deren Augen ein Stückchen mehr.
    »Julia.« Doris verzog die Mundwinkel zu einem angestrengten Lächeln.
    »Schon gut, du brauchst nicht zu sprechen.« Julia setzte sich. »Ich wollte nur endlich mal selbst vorbeikommen und nach dir sehen.«
    »Es geht schon. Ich brauche etwas länger und verdrehe vielleicht mal die Worte. Hat Peter euch denn so weit auf dem Laufenden …«
    »Ja, klar«, unterbrach Julia sie schnell und hob die Hände. »Peter hat uns hervorragend informiert, keine Frage, du musst mir nicht alles von Adam und Eva an erzählen.«
    »Das ist gut«, seufzte Doris und hob ihre linke Hand gerade so weit, dass sie in Richtung Kopf deuten konnte. »Gedecktes, mittleres Schädelhirntrauma, im Klartext: kein Sprung in der Schüssel, aber ne Menge Brei drin.«
    »Mensch, Doris«, rief Julia, die unwillkürlich auflachen musste, sosehr sie auch dagegen ankämpfte. »Was da alles hätte schiefgehen können! Wir waren fix und fertig, alle miteinander, das kannst du glauben. Ich lag in Terminal 1 auf dem Marmor – mich hat er ja auch erwischt, dann hat der Grenzschutz ihn abgeknallt, und er lag noch halb auf mir drauf –, und ich musste die ganze Zeit dran denken …«, sie stockte kurz, »ich meine, du, Peter und, na ja …«
    Sie
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